Valeries Geschichte geht weiter
Die ersten beiden Teile findet ihr unter:
3. Das Ringen um eine
Entscheidung
Im Laufe der Tage durchliefen
wir diverse Beratungsgespräche – beim Humangenetiker, beim Pränataldiagnostiker
sowie bei einer Klinikseelsorgerin, die schon viele andere Eltern durch schwierige
Schwangerschaften begleitet hatte. Die Beratungen fielen sehr unterschiedlich
aus. Während die beiden Mediziner das Down-Syndrom völlig undifferenziert
verharmlosten („das sind ja Sonnenscheinkinder“, „fast normale Intelligenz“,
„leben als Erwachsene so gut wie selbständig“), war die evangelische Pastorin
die einzige, die beide Seiten zu kennen schien: Die heute im Vergleich zu
früher viel besseren Entwicklungsperspektiven der Kinder mit Trisomie 21. Aber
auch all das Belastende, das die Betroffenen und ihre Familien durchmachen.
Ob Zufall oder nicht – allein
schon im Dorf meiner Kindheit lebten gleich mehrere Menschen mit Down-Syndrom.
Vor allem durch meine therapeutische Tätigkeit begegnete ich noch etlichen
mehr. Es gibt Betroffene, die in der Tat schwer behindert sind, zum Beispiel
auch als Erwachsene kaum ein Wort sprechen. Oder diejenigen mit einer
Fehlbildung an lebenswichtigen Organen wie Herz, Nieren oder Magen-Darm-Trakt.
Oder solche, die eine ausgeprägte Sinnesbeeinträchtigung haben, also stark
hörgeschädigt beziehungsweise sehbehindert sind, manchmal auch beides auf
einmal. Oder diejenigen, die obendrein autistische Verhaltensweisen zeigen, wie
ungefähr jede siebte Person mit Trisomie 21. Und auch diejenigen, die mit epileptischen
Anfällen oder andauernden Lungenentzündungen immer wieder in der Klinik landen,
schon als winzige Babys, die nicht verstehen, warum sie nicht einfach zuhause
bei Mama und Papa sein dürfen. Und warum ihnen von seltsamen Gestalten in Weiß
immer wieder Schmerzen zugefügt werden.