Donnerstag, 11. Januar 2018

Stadtrundgang durch Speyer


Speyer ist toll!


Ich finde diesen Satz muss ich jetzt erst mal los werden.
Schon von klein auf war mir Speyer ein Begriff, denn das Kuseler Land, wo ich geboren bin, gehört kirchlich zur Evangelischen Kirche der Pfalz, mit Hauptsitz in Speyer. Zusätzlich lagern alle alten Kirchenbücher der Gemeinden in Speyer im Archiv und da ich früher Ahnenforschung betrieben habe, war wieder Speyer der zentrale Punkt.

Ja und obwohl ich jetzt nicht mehr in der Pfalz wohne finde ich eine weitere Verbindung zu Speyer, schließlich wohne ich in Bretzenheim, wir haben sogar ne Brezel im Wappen (okay, eigentlich hat der Name ursprünglich gar nichts mit dem Laugengebäck zu tun, aber egal) und Speyer ist die Brezelstadt schlecht hin, eigentlich hätten die die Brezel im Wappen verdient.

Ich möchte Euch jetzt ein bisschen mitnehmen nach Speyer und vielleicht habt ihr danach Lust euren nächsten Kurzurlaub hier zu verbringen.






Wer nach Speyer fährt, wird am Dom nicht vorbei kommen, er ist einfach groß, beeindruckend und von weit her zu sehen.
Nicht umsonst ist er UNESCO-Welterbestätte.

Na ja, eine Hauptstadt braucht auch ein beeindruckendes Markenzeichen.
Vor bald tausend Jahren, anno 1030 begonnen und 31 Jahre später war Domweihe. Ich will ja jetzt keine Parallelen zu unserer heutigen Hauptstadt und Bauwerken ziehen, aber ich finde die waren damals schon ganz schön auf Zack mit dem Bauen.

Beginnen wir den Rundgang auf dem Weihnachtsmarkt


Weihnachtsmarkt? Fragt jetzt nicht wie alt diese Bilder schon sind, die sind keine Woche alt, denn der Weihnachtsmarkt in Speyer geht bis  zum Dreikönigswochenende und so konnten wir Blogger den auch noch mitnehmen.
Jetzt weiß ich auch was Baumstriezel sind, jedenfalls theoretisch, ich hatte keine Lust zu probieren.


Zuerst fühlt es sich etwas merkwürdig an. Gefühlt jeder hat den Weihnachtsbaum schon raus geworfen (wir jetzt vorgestern auch) und hier gibt es noch Glühweinduft und Lichtermeer.
Sobald es langsam dunkler wurde, war ich immer mehr angezuckert von den vielen Lichtern.


Auch die Einhorn Apotheke hat sich fein gemacht. Klar, dass Louisa als Einhorn-Fan ein Bild bekommt.



Nach unserer kleinen Visite auf dem Weihnachtsmarkt trafen wir uns wieder mit allen Bloggern im Museum, das abendlich beleuchtet wunderschön ist.
Ich liebe diese alten Mauern die selbst Geschichte atmen, ein würdiger Platz um Geschichte zu vermitteln.



Bei der Einladung zum Bloggerevent konnten wir für den Sonntag Vormittag wählen was wir gerne sehen möchten.
Zur Verfügung standen:


Ich habe ja schon in der Überschrift verraten welche Wahl ich getroffen habe und es auch keine einzige Sekunde bereut, es war genial.





Unsere Führerin Dora war super und erklärte Geschichte so kindgerecht spannend, das gefiel auch uns Müttern. Ich brauche keinen der mir Jahreszahlen um die Ohren haut, die ich am nächsten Tag schon wieder vergessen habe. Gerade wegen der blöden Kodexzahlen war ich grottenschlecht in Geschichte, ich kann mir doch keine Zahlen merken. War der Gang nach Canossa nicht auch eine? Die hat auch was mit Speyer zu tun, doch damit langweilte uns Dora zum Glück nicht, jedenfalls nicht so wie mein Geschichtslehrer das immer getan hat.


Bis hier hin floss also früher mal der Rhein.
Jetzt stellt Euch mal vor ihr legt mit dem Schiff hier an und seht dieses bombastische Bauwerk, da bleibt den antiken Besuchern schon ein bisschen die Spucke weg und uns Neuzeit Bloggern auch, er ist einfach beeindruckend, der Dom.


Ein bisschen Stadtmauer ist hier auch noch zu sehen.


Ich glaube Louisa hat sich auch nicht gelangweilt. Dora schaffte es wirklich die elfjährigen Mädels genauso wie die kleineren Teilnehmer zu fesseln und ihnen Geschichtsfutter so zu verabreichen, dass es schmeckte.


Das sind die 6 Bloggermädels, die sich für diese Tour entschieden haben und bei denen ihr auch etwas über Speyer und diese Bloggerreise nachlesen könnt.

v.l.:



Ich mag am Speyrer Dom, dass er so viel Grün auf seiner Rückseite hat. In dem ist der Rhein und sein Hochwasser ein Segen, denn ich denke nur das ist der Grund warum hier nicht schon alles zugebaut ist, wie in anderen Städten, oder Speyer war einfach schlauer bei der Vergabe von Baugenehmigungen, jedoch glaube ich, dass meine erste Idee eher zutrifft.


Klar, es ist Winter und so ein bisschen blauer Himmel würde den Bildern gut tun, da kann man lange mit Lightroom spielen, doch aus einem grauen Wintertag macht man kein Sommerbild.
Ein Grund im Winter Speyer zu besuchen könnt ihr Euch sicher denken, hätten die Bäume ihr grünes Kleid angezogen wäre es etwas schwieriger mit Aussicht auf den Dom, daher, Mantel und Schal anziehen und ab nach Speyer im Winter.
Der Mann der da mit einem Wolf kämpft ist übrigens der Kaiser im Kampf mit Rom.


Wo wir gerade so bei Kaisern sind, der da ist Konrad II, der hatte die super Idee mit dem Dom obwohl er weder lesen noch schreiben konnte. Machte aber nix, denn er hatte eine schlaue Frau an seiner Seite, die sehr gebildet war und zudem noch mehrere Sprachen beherrschte, da sag noch mal jemand Frauen im Mittelalter waren nicht an der Macht, die wird das schon geregelt haben, die Lady.








Interessant war zu erfahren, dass der Dom teilweise zerstört war (1689) im Pfälzer Erbfolgekrieg, das war die Geschichte mit Liselotte von der Pfalz und dem französischen König.
Die Stelle wo man dann wieder aufbaute sieht man wo die Steine heller sind und gleichmäßiger.


Jetzt haben wir uns aber genug Dom von außen angeschaut, gehen wir mal rein.
Ich bin ja jetzt nicht katholisch, nicht mal mehr protestantisch, aber es versetzt mich doch immer ein wenig in Ehrfurcht eine Kirche zu betreten, vor allem so eine große.


Und weil die Kirche sich noch an die echten Traditionen und Rituale hält, stehen hier auch noch die Weihnachtsbäume und die beeindruckende Krippe.
Wäre jetzt auch doof, wenn der Kirchendiener (oder wie das hier so heißt) am 25.12. die Leiter anstellt und den Baum mit den Worten abschmückt "Ich kann das jetzt echt nicht mehr sehen, ich brauch jetzt ein bisschen Frühling und das Ding fliegt jetzt raus"







Vor dem Dom steht der Domnapf, die Grenze zwischen Stadt und Kirche.
Dieser Napf wurde auch mit Wein gefüllt für die Bürger, mit 1500 Liter Inhalt kann man da schon ein bisschen trinken und wer denkt sowas gab es nur früher, ich habs nachgelesen, am 2.10.2011 war es wieder mal soweit, Prost!





Speyer ist auch für Pilger ein wichtiger Anlaufpunkt, denn hier läuft der Jakobsweg durch und in Speyer beginnt der Pfälzische Jakobsweg. Doch bereits im Mittelalter war Speyer schon ein wichtiger Punkt auf dem Camino, als man noch nicht wegen Burnout pilgerte, sondern fürs Seelenheil im Paradies.


Der Judenhof



Wirklich beeindruckt war ich und auch Louisa vom Judenhof.
Hier stehen die Reste der Synagoge aus dem Mittelalter und man sieht mit welcher Wertschätzung man den Juden in Speyer begegnete und Integration sogar im Mittelalter möglich war.


Ich hätte Dora noch Stundenlang zuhören können wie sie davon erzählte, dass die Juden nach Speyer geholt wurden, weil sie alle lesen und schreiben konnten und man mit und durch sie zu Wohlstand kommen wollte.
Man baute ihnen aus den gleichen Steinen eine Synagoge, die auch für die christliche Kirche verwendet wurden.
Beim Progrom nahm der Bischof Juden in seine Gemächer auf um sie zu schützen, toll, oder?


Unter dieser Kuppel berbirgt sich die Mikwe, das rituelle Bad.


Die Stufen sind eine Herausforderung, unterschiedlich hoch und lang und das ist sogar Absicht.
Auf ihre wundervolle Art erklärt unsere Stadtführerin, dass dies so gebaut wurde, dass man langsam und mit Bedacht zum rituellen Bad geht und nicht, zack zack in Eile und gar nicht gesammelt mal schnell da runter rennt um unterzutauchen.

Solche Treppen bräuchten wir heute in unserem Leben auch manchmal.


Und da ist es, das Bad, genau so wie vor fast 1000 Jahren, immer noch mit Grundwasser gefüllt und das ganze Jahr über richtig kalt, da macht untertauchen keinen Spaß, brrrr.
Es gibt sogar eine gemauerte Umkleidekabine mit einer Steinnische für die Wertsachen, denn man musste nackt eintauchen und kein Stückchen durfte mehr heraus schauen, darüber wachte jemand der extra dort saß und kontrollierte, dass man so richtig abtauchte und nicht nur ein bisschen den großen Zeh ins kalte Wasser steckte.


Dora erzählte den Kindern wie wichtig sich waschen ist, denn die Juden, die immer in der Mikwe ins Wasser tauchten wurden von der Pest und Krankheiten eher verschont als das christliche Volk, das vermutlich mangels Badezimmer zum Himmel stank.


Dieses Bad ist ähnlich prächtig wie eine christliche Kirche ausgestattet und zeigt wie hoch geschätzt die Juden waren und man sie gerne in die Stadt eingeladen hat.
Die Rede, die Dora dann über Toleranz und Integration an die Kinder hielt trieben mir fast die Tränen in die Augen.
Zusammenleben kann funktionieren und wir sollten uns eine Scheibe vom mittelalterlichen Speyer abschneiden.


Leider drängte die Zeit, wir hatten ja ein Date mit Paul Maar und mussten pünktlich zurück zum Museum.
Trotzdem beschlossen wir noch einen Blick über die Stadt zu werfen.


Die Einhorn Apotheke, die Louisa und ich am Abend vorher entdeckt haben ist zufällig auch die älteste Apotheke der Stadt, also noch schnell im Hellen geknipst....was man im Winter so hell nennt.



Wir legten einen Zahn zu um noch schnell auf eines der Stadttore zu steigen, also wir war in dem Fall nicht ich. Ich traute meinen Knien die vielen Treppen nicht zu und so ging Louisa alleine hoch und ich blieb unten.



Louisa hat dann Bilder mit ihrer Vlogkamera gemacht und die sind erstaunlich gut geworden, zwar etwas weitwinkelig verbogen, doch das passt in dem Fall ja.

Dieses Bild vom Dom habe ich mir auch von Sylvi ausgeliehen, Dankeschön dafür.


Speyer hat schon ganz schön viele Kirchen, dabei denkt man, der Dom würde ausreichen


Einen wundervollen Blick hat man. Den Vlog zum Speyerwochenende wird Louisa am Montag online stellen und dann setze ich auch den Link hier her, dann könnt ihr die Aussicht noch mehr genießen.


Bevor ich mich für heute von Euch verabschiede nochmal der Blick zum Dom vom ehemaligen Rheinufer aus.

Wenn ich mir die Bilder so ansehe, dann bekomme ich richtig Lust bald wieder nach Speyer zu fahren.
Werde ich auch, im Sommer, denn dann werde ich das Sams und seine Freunde besuchen, doch das ist schon wieder eine andere Geschichte die ich euch nächste Woche erzählen werde im dritten Teil meiner Speyrer Trilogie.

4 Kommentare:

  1. Danke für diesen Kurzurlaub- ich merke gerade sehr, dass ich eindeutig mal wieder Urlaub in Deutschland brauche. Als Österreicherin war ich leider bisher leider immer nur ganz kurz auf der Durchreise Richtung Saarland in Speyer und muss da eindeutig mal mehr Zeit einplanen.
    Historisch gesehen ist es tatsächlich beinahe unheimlich, dass das städtische Mittelalter in einigen Bereichen dem Jahr 2018 im Bereich Toleranz und friedliches miteinander leben und freundlich miteinander umgehen voraus war. Die Fasziantion am Jakobsweg und am Pilgern ist ja wieder erwacht, Toleranz kommt hoffentlich auch wieder in Mode.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, das wäre schön, wenn plötzlich Toleranz der absolute Trend würde.

      Löschen
  2. Klingt wirklich sehr interessant und macht Lust auf einen Besuch!Von Speyers Verhältnis zu den Juden habe ich sogar vorher schon gewusst.Danke das du uns berichtest.

    Lg aus Norwegen
    Ina

    AntwortenLöschen
  3. Hier bei uns in Bad Kreuznach gibt es übrigens auch eine Einhorn-Apotheke ;) mein Mann hat vor Jahren als Nebenjob Apotheken beliefert und ich fand den Namen immer so schön :)
    Das Technikmuseum ist übrigens richtig toll. Da war ich jetzt schon mehrmals :)
    Liebe Grüße,
    EsistJuli

    AntwortenLöschen



MIT ABSENDEN DES KOMMENTARS STIMMT IHR DER DATENSCHUTZERKLÄRUNG https://jolina-noelle.blogspot.com/p/datenschutzerklarung.html SOWIE DER SPEICHERUNG EURER DATEN ZUM KOMMENTAR ZU.



ACHTUNG: Kommentare müssen freigeschaltet werden