Diese Frage kommt so oft in den verschiedenen Eltern-Gruppen im Internet.
Mich erstaunt diese Frage dann immer, denn diese Frage gab es bei uns nie.
Louisa war gerade 3 Jahre alt geworden als Jolina zur Welt kam und wir wussten es vorher nicht, also ja, irgendwie ahnte ich es die letzten 14 Tage, doch das ist eine andere Geschichte.
Unsere Große ist ja Teil der Familie und sie ist ja auch öfter mal im Raum wenn wir miteinander sprechen. Mein Mann musste ja die Familie informieren und wir haben das Down-Syndrom keine Sekunde lang irgendjemand verschwiegen, warum auch?
Das beste Mittel gegen Tuscheleien hinter dem Rücken und Dorftratsch ist es einfach selbst heraus zu posaunen.
Genauso hätten wir das Geschlecht oder den Namen von Jolina geheim halten können, oder zumindest versuchen.
Jolina ist ein Mädchen, ihr Name ist Jolina und sie hat das Down-Syndrom.
Ich frage mich, wie man diese Tatsache vor Geschwistern geheim hält?
Vielleicht indem man selbst gar nicht darüber redet?
Ich denke die beste Therapie ist darüber zu reden, zur Not auch mit Tränen, mit Wut, oder Verzweiflung, all das ist okay und gehört dazu, doch verschweigen ist nie gut.
Etwas das man nicht erzählt ist unaussprechlich, meist ist es so schlimm, dass man es nicht ansprechen darf. Das ist das Down-Syndrom aber nicht.
Für Louisa war es auch nicht wichtig zu wissen was das Down-Syndrom ist, wir hätten auch genau so erzählen können: "Deine Schwester hat eine Nase im Gesicht"
Das war so und das war normal, fertig.
Alle Dinge die man vor sich hinschiebt werden schwieriger und wie soll das vor sich gehen?
Man trifft sich am Tisch und redet darüber, so wie in manchen alten Filmen Aufklärung in verklemmten Familien passiert?
Kinder haben Ohren wie Rhabarberblätter und sie schnappen ständig etwas auf und machen sich dann ihren eigenen Reim darauf, möchte man das mit dem Thema Down-Syndrom? Eigentlich nicht.
Selbst wenn man es schafft zu Hause das Thema total von den Kindern fern zu halten, die Kinder leben ja nicht auf einer Insel, irgend jemand wird es schon mal ansprechen und wenn es nur ist: "Das ist xy, sein/ihr Geschwisterchen ist das niedliche Baby mit dem Down-Syndrom"
Bäng, schon ist es raus und vielleicht macht sich dann euer Kind Gedanken warum ihr das nie angesprochen habt und wie schlimm es dann wohl sein muss, weil ihr nicht darüber sprecht.
Natürlich muss man Kindergartenkindern nichts von Meiose und Vorläuferzellen erzählen, das kann man ganz einfach erklären mit Bausteinen.
Unser Körper besteht aus vielen kleinen Bausteinen und in den winzigen Bausteinen sind noch viel, viel kleinere Steinchen und von denen hat dein Geschwister eins mehr als wir, deshalb sehen die Augen anders aus und sie/er hat auch mit .... ein paar Schwierigkeiten. Das ist aber nicht schlimm, denn es gibt ganz viele Menschen, die haben ein Bausteinchen, die man Chromosom nennt mehr."
So, oder ähnlich habe ich es Louisa erklärt, ich weiß sogar noch wo es war, auf dem Weg in den Kindergarten, als wir gerade über die Ampel an der Naheweinstraße rüber waren.
Es gibt nur einen richtigen Moment, das ist sofort.
Es hilft auch den Eltern normal damit umzugehen um es selbst zu verkraften.
Es gibt ganz viele tolle Bücher, auch für Kinder, zum Thema Down-Syndrom.
Zum einen habe ich eine tolle Bücherliste hier im Blog: klick
zum anderen möchte ich hier noch ein paar zufügen
Florian lässt sich Zeit*
Prinz Seltsam*
Hipp, Hopp und Hoppla*
Ich kann nur ermutigen über den eigenen Schatten zu springen, denn um so länger man dieses Problem vor sich her rollt, um so größer wird es und eigentlich ist es ja gar kein Problem.
Genau diesen Rat geben auch die meisten anderen Eltern in den Gruppen und sind genau so gut damit gefahren wie wir.
Das Down-Syndrom ist zwar da, ist aber kein großes Thema.
In dem Zuge möchte ich auch noch meine "Schattenkinder-Serie" ans Herz legen, denn hier kommen Geschwister zu Wort und sie sprechen wundervoll über ihre Geschwister mit Behinderung.
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