Mittwoch, 26. Juni 2019
Der Ölprinz - Karl May Festspiele Mörschied
Am Sonntag waren wir mit der ganzen Familie in Mörschied bei der Freilichtbühne.
Schon zum 30. Mal werden dort die Karl May Festspiele veranstaltet und dafür, dass es alles keine Profis sind ist es wirklich beeindruckend was hier jedes Jahr auf die Beine gestellt wird.
Dieses Jahr gab es "Der Ölprinz"
Im Bereich vor der Bühne sind Bilder aus 30 Jahren Karl May Stücken ausgestellt, mit Jolina war ich bereits 2017 und 2018 mit ihrer Klasse bei der Schülervorstellung und war zwei mal total begeistert und habe aus dem Grund schon im letzten Jahr Karten für dieses Jahr in der ersten Reihe gesichert, damit Christian und Louisa auch mal sehen, wie genial das hier ist, mitten in der Pampa, ganz großes Kino.
Zuerst dachten wir die Wolken würden Regen bringen, wie am Abend vorher bei der Premiere, doch das Wetter war so, dass wir später für jedes Wölkchen dankbar waren, wir wurden fast gegrillt auf der Tribüne.
In dem kleinen Westerndorf hier kann man sich erfrischen, oder deftig essen, das ganze Dorf scheint wirklich hier aktiv zu sein und das ist schon wirklich genial, was in diesem Dorf, mitten im Hunsrück mit viel manpower und Arbeitseinsatz und Herzblut geleistet wird.
Ganz großer Part hier, sind natürlich die Pferde und es ist immer eine Freude zu sehen, wie gut diese Tiere hier mitspielen.
Die Postkutsche muss natürlich in jedem Stück mitspielen, denn sie ist einfach zu schön um sie nicht vorfahren zu lassen.
Nun ja und dann war da dieses Pferd.
Es war wohl nicht so begeistert von der Arbeit vor Publikum und leider hatte der Schauspieler und auch Schreiber des Stückes einige Auftritte mit diesem schönen, aber sehr unruhigen Tier.
Es stand keine Sekunde still, war immer in Bewegung, tänzelte dabei und der "Ölprinz" auf seinem Rücken sprach seine Texte.
Ich gebe zu, das hat mich extrem genervt, denn gerade bei der ersten Szene ritt er ständig irgendwo hinter der Postkutsche rum und ich sah nichts und hörte nur Text Text Text und fragte mich zusätzlich "Mit wem spricht er eigentlich?"
Stell dir vor auf der Bühne begrüßt ein Schauspieler den anderen und erklärt ihm was hier Sache ist. Steht ihm aber nicht gegenüber, sondern dreht auf der Bühne seine Kreise, mal vorne, mal hinten immer in Bewegung, das macht mich Wahnsinnig, ich bin eben etwas kompliziert gestrickt.
Klar, das Pferd scheint neu, ich habe es in den Jahren vorher nicht gesehen, doch dann steigt man um Himmels Willen ab und bringt die Szene anders zu Ende und lässt das Tier in Ruhe nach hinten gehen.
Der Auftritt von Winnetou ist natürlich immer ein Highlight.
Und das sieht auch genau so aus wie im Film, wenn er seine Silberbüchse gen Himmel reckt.
Da trifft man etwas ganz tief in mir, das Zeitreise und Kindheit schreit und mein Herz berührt.
Klar, die zwei sind Kumpel und das gehört zu Karl May Festspielen wie ein Sahnehäubchen und ist immer ein kleiner Höhepunkt
Wenn ihr euch die Bilder letzten beiden Jahre angeschaut habt ist auch die Kulisse jedes mal anders, was da für ne Arbeit drin steckt, diese Häuser aufzubauen, ich ziehe meinen (Cowboy)hut
Und natürlich Sam Hawkens fehlt auch nie.
Meine Generation hat da immer Ralf Wolter bei den Filmen im Kopf.
Louisa wunderte sich sicher, warum die Indianer nicht Servus sagten und einen bayrischen Akzent hatten. Sie kennt nur die Verarsche von Bully.
Wobei, manche hatten schon einen kleinen Hunsrücker Zungenschlag.
Ob das dann schon mit gespaltener Zunge sprechen ist, kann ich nicht beurteilen ;-)
Das ist übrigens bisher in jedem Stück mein Lieblingsdarsteller gewesen, warum kann ich nicht sagen, einfach aus dem Bauch heraus.
Wer mal dort hin fährt, nicht wundern, da stehen plötzlich Indianer zwischen Euch.
Ich weiß nicht ob es an der Perspektive lag, die Kampfszenen waren schon etwas besser, doch dieser Schnappschuss zeigt, die sind schon cool, doch waren die Schauspieler hinterher echt außer Puste, das ist mir in den Jahren vorher auch nicht so aufgefallen.
Ich bewundere dann auch immer die Kleidung und die Requisiten, die genutzt werden, ein Ball ist hier wie Bälle früher waren, zusammen gebunden und nicht mit Hello Igitti aus dem Laden.
Der "Kantor Emeritus" - ich bin ja echt belesen, doch das musste ich jetzt nachschlagen, was das Emeritus heiß auf das er so bestand und ich wette 90% auf der Rängen wussten das auch nicht.
Ja und da komme ich jetzt zur diesjährigen Schwäche.
Ein Gag wird nicht besser wenn man ihn gefühlt 100 mal wiederholt, irgendwann überspannt man den Bogen und das war hier und auch bei der Schwester, die immer ihren vollen Namen sagte der Fall.
Die Dialoge waren zu lang und oft viel zu emotionslos gesprochen.
Es war natürlich auch der Hitze geschuldet, dass ich mich öfter erwischte, dass ich gar nicht mehr zuhörte und die Gedanken abtrifteten.
Ich will jetzt nichts schlecht reden, doch ich bin ja normal zahlender Gast und möchte objektiv berichten, die Mörschieder wissen auch gar nicht, dass ich das hier schreibe, somit keine Werbung, einfach nur ein Bericht den ich teilen möchte, wie so vieles.
Ich habe mich etwas gelangweilt. Es war mir viel zu wenig action und Handlung und viel zu viel Bla bla bla bla Blaaaaaaa
Mein Mann sagte mir, dass er gar nicht verstehen kann, was ich daran immer so toll fand und er ist ja meine Generation, die mit Karl May aufgewachsen ist und immer an Feiertagen die Filme in Wiederholung geschaut haben.
Es sind alles Laiendarsteller, klar, die waren auch toll, naja bis auf die Emotionen, aber das Drehbuch war leider nicht wirklich gut dieses Jahr, ausgerechnet im Jubiläumsjahr.
Klar, es ist auch mal Kampfgetümmel mit ein bisschen "HauDraufKomik", wenn ein Angreifer mit der Klobürste oder der Pfanne verdroschen wird, aber das ist dann schon eher Bauerntheater und das mag ich ja so gar nicht.
Wie jedes Jahr brennt das Indianerdorf und ich denke immer "oh weh, was ne Arbeit das immer wieder neu zu bauen und die Stoffe und überhaupt"
Die Kostüme sind echt toll. Manche Statisten müssten noch ihr Schuhwerk überdenken, aber sonst, richtig toll.
Der 2.Teil nach der Pause fand ich besser, es war action, weniger zu lange Dialoge und es krachte und knallte.
Ganz zum Schluss wurde der Wasserfall noch angedreht, den hab ich direkt vermisst, doch der stört durch sein Plätschern auch schon die Verständlichkeit der Texte, daher genau richtig gemacht.
Jolina hat gut durch gehalten und fand es auch schön, sie schaut ja gerne zu und klatscht.
In der Pause war es in den Hütten zum Glück kühl, bzw kühler als in der heftigen Sonne, wir waren einfach total durch und dadurch wohl auch sehr enttäuscht.
Nochmal etwas Zucker zum Durchhalten, verhungern muss man in Mörschied echt nicht, das ist eben so bei uns auf dem Land. Essen ist immer wichtig.
Auf dem Abschlussbild sieht man auch was mich extrem genervt hat.
Die Leute mit dem Buggy.
WARUM? Warum muss man zu so etwas einen Buggy nehmen, zumal das Kind laufen kann, es sind nur wenige Meter vom Parkplatz und dann stellt man das Ding vor die erste Reihe, echt jetzt? Ich hätte schon vor Beginn kotzen können, am besten in diesen Kinderwagen. zusammen geklappt hätte er nicht gestört, aber so, genau vor uns und die Leute zu dem Teil dann hinter uns.
Horror, ja kleine Kinder sind nicht immer leise, doch das war so nervig.
Das Kind bäumte sich auf und trotzte und war LAUT! Sorry, aber ich wäre mit meinem Kind raus um nicht alle zu stören, haben wir auch schon oft machen müssen mit unseren Mädels.
Doch wer so dummdreist seinen Wagen vor die Zuschauer stellt, der hat auch kein schlechtes Gewissen wenn das Kind hinten den Molli macht.
Louisa war kurz davor mal was zu sagen.
Noch ein Punkt warum ich teilweise gar nicht den Dialogen zuhören konnte, wenn von hinten dauergenöhlt wird, oder Plastikflaschen zusammengedrückt werden - ununterbrochen "knirsch, knitter, knirsch, glucker, quietsch."
Wir waren tatsächlich froh als es rum war und ich denke es ging vielen so, der Applaus war bei den Schülervorstellungen länger.
Jolina kapierte nicht, dass sie sich an die Absperrung stellen sollte und abzuklatschen.
Bei den letzten beiden Schauspielern klappte es, doch auch hier kamen nicht alle bei uns vorbei, sondern bogen nach der Haupttribüne ab.
Irgendwie stimmte alles nicht so, als würde es im Ensemble haken.
Könnte auch sein, dass es den armen Leuten ähnlich heiß war wie uns, doch da muss man als Schauspieler durch, Louisa kann da ein Lied von singen.
Fazit: Wir werden 2020 wohl nicht mehr nach Mörschied fahren.
Vielleicht irgendwann mal wieder in eine Abendvorstellung mit Feuerwerk, doch so lieber nicht mehr, schade eigentlich.
Ich hätte gerne mehr geschwärmt, gerade weil ich so fasziniert bin, was hier auf die Beine gestellt wird, doch ich bin der Meinung meine Leser haben Ehrlichkeit verdient und wenn mir etwas nicht gefallen hat, dann sage ich das auch, versuche es mit Respekt zu verpacken und auch die Gründe bei mir zu suchen, oder bei der Hitze, aber der Blog kommt aus dem Bauch, durch Herz, direkt in den Rechner und daher ohne Filter.
Liebe Mörschieder, seid mir nicht böse, doch dieses Mal nur 3 statt 5 Sterne von mir, eigentlich könnt ihr das besser, das hab ich schon 2 mal gesehen.
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