Mittwoch, 19. Juni 2019
Wanderung von Bad Münster auf den Rheingrafenstein
Dieser Berg direkt über der Nahe ist der Rheingrafenstein mit der Ruine der Burg Rheingrafenstein.
Um dort hoch zu kommen muss man zwar nicht klettern, aber eine "nur" 500 Meter lange Wanderung nach oben machen.
Jolina äußerte am Sonntag den ungewöhnlichen Wunsch spazieren zu gehen und ich weiß auch nicht was mich da geritten hat?
Wir machten also einen Sonntags-"spaziergang" auf den Rheingrafenstein, der Bad Münster am Stein-Ebernburg seinen Namen gegeben hat, bevor es, gezwungen durch eine sehr leere Stadtkasse, mit Bad Kreuznach fusioniert hat. Keine Liebesheirat und vieles ist immer noch nicht wirklich gelungen, so kann Louisa zB nicht mit ihrer Fahrkarte nach Bad Münster fahren um dort ins Schwimmbad zu gehen, weil Bad Münster noch kein Stadtbusbereich ist.
Haaaaallo, Leute in der Stadtverwaltung, klopf klopf, aufwachen, jetzt kann alle Welt lesen wie verpennt ihr seid, wenn sie sich über eine Wanderung informieren wollen, peinlich, oder?
Der Rheingrafenstein liegt auf der anderen Naheseite vom Kurpark, man kann bequem im Parkaus parken und mit wenigen Schritten ist man im Kurpark. Früher ging man da an einer wunderbar kühlen Saline vorbei, doch die wurde abgerissen, weil das günstiger als sanieren war. Schade.
Hier verlief einst die Grenze zwischen Bayern und Preußen, doch solche Grenzen bin ich gewöhnt, an der Grenze zum Saarland, war es früher sogar die Grenze zu Frankreich und da ging die Grenze auch schon mal mitten durch den Kuhstall und hier durch einen Tisch.
Hier seht ihr endlich den Rheingrafenstein in voller Pracht und keine Brücke, jedoch ein Seil über die Nahe und das was ich jetzt erzähle war auch mit ein Grund diese Tour überhaupt mit den Kindern zu machen, denn das ist etwas das gibt es kaum noch.
Hier muss man auf den Fährmann Hajo Gellweiler warten, die einzige noch handbetriebene Fähre im Süden Deutschlands.
Für kleines Geld kann man so bequem über die Nahe übersetzen, was alleine schon lohnt.
Das kann man von Ostern bis November, im Winter muss man den Umweg über den Berg nehmen.
Besonders von der Fähre hat man einen großartigen Blick auf diesen Fels und die Nahe, die an dieser Stelle noch recht friedlich ist, doch man sollte die "Wilde" (früher Nava = keltischer wilder Fluss) nie unterschätzen. Ein bisschen Fluss abwärts ist der ehemalige Bundestützpunkt für Kanuslalom und dort ist die Nahe schon noch wild.
Im Huttental kann man erst mal auf einer großen Bank ausruhen und auf die Nahe schauen, doch ausruhen müssen wir noch nicht, denn es geht ja erst los mit der Wanderung.
Rechts des Weges ist der alte Märchenhain, der wirklich schon sehr, sehr alt ist, nämlich aus den 1920er Jahren. Als Kind war ich sogar schon mal hier. Bei einem Unwetter wurde 1978 ein großer Teil zerstört und bei einem Brand 1998 wurden auch noch große Zerstörungen angerichtet.
Im Jahr von Louisas Geburt, 2006 fanden sich Förderer und zupackende Liebhaber, u.a. auch der Fährmann Gellweiler und restaurierten was noch zu retten war.
Vielen Kindern ist so ein Märchenhain zu wenig Action, doch ich kann mich erinnern, dass der Holiday Park in Hassloch nicht anders angefangen hat, ich weiß, ich bin alt.
Weiter den Berg hoch merkt man, dass hier ein Naturschutzgebiet ist, alles ursprünglich und rechts vom Weg plätschert ein kleiner Bach, fast schon zu romantisch.
Wer sich bis hier her gefragt hat wie man in nur 500 Metern auf so einen hohen Felsen wandern kann, der sieht auf dem Bild die Lösung.
Ich muss gestehen schon nach den ersten Stufen verfluchte ich mich selbst, es war zwar zu Glück schattig im Wald, aber anstrengend sind diese unregelmäßigen Stufen auf jeden Fall und meine Knie schrien lautlos vor sich hin.
Unsere beiden Mädels mussten öfter mal auf die alten Eltern warten, die schnaufend um eine Pause bettelten.
Angekommen auf der Vorburg wird man schon mit dem ersten Blick auf das Nahetal und den Hunsrück belohnt.
Leider mussten wir uns den Weg teilen, ob es erlaubt ist weiß ich nicht, doch es hat wahnsinnig genervt. Ständig musste man sich an die Seite drücken, weil von oben Mountainbiker die Stufen herunter fuhren. Die waren evtl.auch von uns genervt, so ist das manchmal.
Hier sieht man das Schwimmbad, in dem Louisa sich zur Zeit öfter mal trifft und im Hintergrund der Ortsteil Ebernburg in dessen Volksbankfiliale ich fast eingesetzt worden wäre nach der Elternzeit, wenn ich mich nicht für ein glückliches Leben als Hausfrau, Mutter und auch Bloggerin entschieden hätte.
Über dem Ort thront die Ebernburg, die ein Tagungszentrum und Familienbildungsstätte ist.
Auch sie war eine Ruine durch die pfälzischen Erbfolgekriege, wie die Burg Rheingrafenstein, von der wir gerade hinüberblicken, wurde nach dem 2. Weltkrieg aber wieder aufgebaut.
Die Aussicht hier ist einfach großartig und wir sind nur wenig unterhalb der Gans, auf die wir auch schon gewandert sind. Die Beschreibung hierzu findet man in diesem Bericht.
Natürlich kann man beide Wanderungen verbinden, doch wir sind wirklich ungeübt, leicht außer Puste und haben zwei Mädels dabei.
Ganz nach oben gelangt man durch diesen schmalen Durchgang mit sehr steilen und schmalen Stufen, die fast schon eine Leiter sind und für Jolina beim hinabsteigen eine große Herausforderung und Mutprobe waren.
Ganz oben angelangt hatten wir dann aber die komplette Aussicht und eine Bank, auf die ich mich erst mal japsend gesetzt habe.
Bad Münster war schon Anfang des letzten Jahrhunderts ein bekannter Kurort und man konnte mit dem Zug direkt von Paris nach Bad Münster zum kuren fahren. Heute muss man dafür leider ein paar mal umsteigen.
Sehr lange war hier reger Kurbetrieb, bis das mit dem Kur machen nicht mehr so einfach war und damals fing auch der langsame Verfall der Stadt an, weil man es verpasste rechtzeitig andere Einnahmequellen aus dem Tourismus zu ziehen.
Bad Münster ist immer noch ein Geheimtipp und wirklich nicht überlaufen.
Hier findet man auch die höchste Steilwand nördlich der Alpen, den Rotenfels, auf den wir auf dem Bild oben schauen.
Ganz schön viele Superlative, nördlichste Steilwand, einzige Handfähre im Süden.
Ich sag's Euch, weil der Tourismusverband auch ein bisschen verpennt ist, hier an der Nahe ist es ziemlich schön und kaum einer weiß das, somit könnt ihr hier ziemlich entspannt Urlaub machen.
Jolina wollte unbedingt offene Haare. Ronja Räubertochter ist ein Dreck dagegen.
Kleines Ratespiel von Jolina: Was ist das?
Ein Rehbock.
(Man merkt, sie haben gerade den Wald in der Schule durchgenommen)
Der Weg hier rauf lohnt sich wirklich, die Aussicht ist beeindruckend.
Nach diesen Bergen öffnet sich dann das Tal und es beginnt die untere Nahe. Der nächste Ort nach Bad Kreuznach ist schon unser Bretzenheim und hier ist das Tal breit und das Klima sofort ein paar Grad wärmer, so ein bisschen Toskana in Deutschland.
Wenn wir schon beim Aufstieg gejammert haben, der Weg den Berg hinunter war dann wirklich eine Herausforderung für die Knie und für Louisas Nerven.
Die Schwammspinner sind wieder unterwegs und irgendwann dachten wir, es würde Regnen, es hörte sich an wie Tropfen auf Laub, doch das war es nicht. Es sind unzählige dieser nimmersatten Raupen, die konnte man fressen hören und sie saßen auch an Geländern neben dem Weg.
Ganz ehrlich, ich fand das auch nicht geheuer.
Bereits 2018 haben diese Raupen die komplette Gans leer gefressen, ein Bild findet man hier.
Doch zur Zeit ist alles noch grün.
Unten angekommen freuten wir uns wieder auf die gemütliche Fahrt mit der Fähre.
Und weil wir echt ungeübte Wanderer sind und eigentlich nur einen Sonntagsspatziergang machen wollten hatten wir nichts dabei und Jolina jammerte schon oben auf dem Berg sie hätte Durst.
Zum Glück kann man auf der kleinen Fähre für wirklich kleines Geld etwas zu trinken kaufen.
Wie man unscharf im Hintergrund sieht, kann man hier auch Tretboote mieten, es ist wirklich ein schönes Fleckchen Erde hier bei uns an der Nahe.
Das sieht sehr verwunschen und romantisch aus, ist leider auch ein Teil des Kurparks.
Auf dem Rückweg haben wir noch "unseren" Apfelbaum besucht, der hier für Plant for the Planet von uns gespendet und eingepflanzt wurde zusammen mit dem 1.KTC Badf Kreuznach haben Kinder und Jugendliche Bäume gepflanzt.
Das Bäumchen hat den trockenen Sommer 2018 überstanden und wer es sucht, es steht neben dem Wassertretbecken.
Das Kurhaus in Bad Münster lässt mich immer wieder begeistert die Kamera zücken.
Dieser wunderschöne Bau vor der Kulisse des Rheingrafensteins ist schon wirklich traumhadt schön.
Von hier aus ist man in wenigen Metern wieder im Parkhaus, könnte aber noch einen kurzen Abstecher zum Nabu machen, der im linken Teil des Gebäudes zeigt welche Tiere hier an der Nahe heimisch sind, zB die seltene Würfelnatter, die seltenste und vom Aussterben gedrohteste Schlangenart Deutschlands.
Schon wieder ein Superlativ, tut mir leid, ich mache das wirklich nicht mit Absicht.
Wenn ich jetzt Appetit auf eine Tour ins Naheland gemacht habe, dann schaut doch noch bei meinen anderen Berichten rund um Mein Naheland vorbei.
Ein kleines Instagram Profil mit Bildern aus dem Naheland habe ich auch eröffnet und freue mich über neue Follower auf Mein Naheland bei Insta.
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Wir waren als Kinder mit meinen Eltern in den 80er Jahren da und ich habe vage, aber schöne Erinnerungen an den Aufstieg und den tollen Blick! Danke für den schönen Bericht, vielleicht schaffen wir es ja mal wieder an die Nahe, liebe Grüße Alexandra
AntwortenLöschenBedauernswerterweise ist es dort nicht mehr so schön wie in meiner Kindheit.
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