Dienstag, 1. August 2017

Heute schwarz - Morgen pink - Erwachsen werden ist nicht einfach

Ich darf das böse P-Wort eigentlich gar nicht sagen. Louisa finde das total peiiinlich.

Dann umschreibe ich es mal so: Louisa ist auf dem Weg zum Erwachsen sein, doch dieser Weg ist bekanntlich nicht so einfach.
Manchmal kommt es mir so vor als wäre da ein gerader Weg, doch der wird selten beschritten, sondern mal links davon mal rechts davon, dann wieder zurück, aber das kennen wir ja alle.




Schließlich war ich auch mal in der P. , natürlich war ich damals ganz anders, irgendwie offener und peinlich waren ganz anderes Dinge als die, die meine Tochter peinlich findet, aber es liegen immerhin fast 40 Jahre dazwischen, kein Wunder, dass bei uns damals in der Steinzeit alles anders war.


Fast von heute auf morgen war unsere Tochter nicht mehr ständig hier im Wohnzimmer anzutreffen, sondern, wenn man sie sucht, ist sie entweder bei Freunden (zu Hause ist eh langweilig), oder sie verkriecht sich in ihrem Zimmer. Sogar mitten in Filmen steht sie plötzlich von der Couch auf und meint: "Ich gehe hoch und schaue lieber YouTube"
Da bin ich dann doch etwas angefressen, denn ich habe das Fernsehprogramm Louisatauglich ausgesucht und der Krimi oder Film den ich lieber geschaut hätte ist jetzt schon seit über einer Stunde an.
Wenig gegessen hat sie ja noch nie, wer so viel Sport macht, braucht auch Energie, doch zur Zeit erstaunt mich immer wieder wie viel sie in sich schaufeln kann und dazwischen immer noch Snacks, kannte ich bisher nur von Jungs im Wachstum.
Doch meine Tochter meinte dazu (mit dem Kopf im Kühlschrank): "Jugendlich im Wachstum essen immer viel, wusstest du das nicht Mama?"


Schwierig wird das Ganze, wenn man Klamotten näht oder kauft.
Der Geschmack ändert sich zwischen Zuschnitt und zusammen nähen, oder zwischen Laden und zu Hause aus der Tüte holen schlagartig zum Gegenteil.
Am Ende werden nur 3 bis 4 Teile ständig getragen und wehe ich habe es mal gerade in der Wäsche.


Letztes Jahr wollte Louisa am liebsten nur schwarz tragen und Totenköpfe, denn das ist cool.
Als ich für Jolina ein süßes rosa Shirt nähte und sie  es am liebsten genau so auch wollte fragte ich mal den Coolness Faktor ab. Allerdings erst als zweite Reaktion, die erste war Augen so groß wie Untertassen und den Mund weit aufgeklappt. Wäre ich eine Zeichentrickfigur wäre in der Sprechblase über mir gestanden: "Waaaas?!?! Häääähhhh??????"



"Mama! Früher dachte ich ich muss schwarz tragen um cool zu sein. Inzwischen finden mich meine Freunde cool, dass ich einfach Sachen tragen die anders sind, also ist pink auch cool, jedenfalls an mir."
Ich hoffe ich habe dieses schwarze Top nach dem neuen Schnitt "Valencia" von rosarosa nicht umsonst genäht, aber die nächste schwarze Phase kommt, da bin ich mir sicher, vielleicht sogar noch innerhalb der nächsten 5 Minuten.



Ermutigt durch ihren Entzückensausbruch über Jolinas Top wagte ich also einen Versuch in pink, allerdings cooler Stoff in pink, welchen den es gar nicht mehr zu kaufen gibt und total begehrt ist.
Es gefällt ihr, juhu, jedenfalls zur Zeit.

Wir dürfen unseren Pubertieren auch nicht böse sein, da herrscht einfach eine Großbaustelle im Hirn und ständig gibt es neue Umleitungen, der Weg ist nämlich wirklich nicht gerade, wenn uns anderen das auch so erscheint.


"Der amerikanische Psychiater Jay Giedd, ein Pionier auf diesem Gebiet, hat herausgefunden, dass das Gehirn eines pubertierenden Jugendlichen wahre Schwerstarbeit verrichtet. Bisher ist man davon ausgegangen, dass das Gehirn eines sechsjährigen Kindes so gut wie ausgewachsen ist. Giedd hat nachgewiesen, dass in der Pubertät unter Einfluss der neu produzierten Hormone einige Hirnzellen absterben, Verbindungen gekappt und stattdessen neue Verbindungen geknüpft werden. Mögliche Folgen dieser „Neugestaltung“ sind Launenhaftigkeit, Unberechenbarkeit, Konzentrationsschwächen oder Lernschwächen."

Kann es sein, dass mein Gehirn nie aus der Pubertät heraus gekommen ist aus Versehen, könnte doch sein, oder? Gibt ja auch Dauerbaustellen auf Autobahnen, die Schiersteinerbrücke, ich kenne die gar nicht ohne Baustellen, wobei ich mein Gehirn lieber nicht mit dieser maroden Brücke vergleichen möchte, brrrrr.



Wenn Louisa und ich aneinander geraten, dann knallt es manchmal so richtig, denn ich muss gestehen, ich bin schon immer sehr explosiv und Ärger schlucke ich nicht runter, ich finde jedoch, dass ich im Moment doch viel schlucke, weil ich einfach weiß es ist keine leichte Zeit.

"Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die Eltern den Auseinandersetzungen entziehen dürfen. Laut Fischer ist häufig der Streit an sich und nicht der Inhalt das Wesentliche dieser Entwicklung. Auch wenn diese Streits teilweise in Provokation ausufern. Verbale Attacken wie „Blöde Kuh“, „Ich hasse dich“ oder „Vollidiot“ – und das sind harmlose Beispiele – sind von den Teenagern nicht wirklich ernst gemeint. Sie dienen im Grunde genommen zum Einen der Abgrenzung, zum Anderen erzeugen sie beim Jugendlichen ein schlechtes Gewissen, weil sie genau wissen, dass dieses Verhalten völlig unangemessen ist. Dieses schlechte Gewissen wiederum ermöglicht es den Jugendlichen, sich wieder an „die Alten“ anzunähern. Ganz nach dem Motto: Das schlechte Gewissen ist ein schlechtes Ruhekissen!"

So toll es ist, ein großes Mädchen zu haben, das auch mal Verantwortung übernehmen kann/muss/soll, so wehmütig bin ich. Ein kleiner Trost ist Jolina, die wohl noch etwas länger Kind sei wird. Dieses loslassen ist nicht leicht. Eigentlich ist es ein Abschied und wenn ich Bilder von vor 5 Jahren betrachte, sehe ich wie klein meine Große mal war, obwohl sie mir immer schon so groß vorgekommen ist. Jetzt wird sie wirklich groß und es ist schön zu sehen wie sie ihre Flügel ausbreitet und ihre ersten Flugübungen macht.

"Der Begriff Pubertät stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Mannbarkeit“. Allgemein wird damit die Zeit bezeichnet, in der Jungen und Mädchen geschlechtsreif werden. Studien beweisen, dass dieser Vorgang heutzutage immer früher stattfindet. Sind die Jugendlichen im 19. Jahrhundert noch durchschnittlich mit 17 Jahren in die Pubertät gekommen, so findet diese Entwicklung heute bereits mit durchschnittlich elf Jahren (bei Mädchen) und 12 Jahren (bei Jungs) statt."



Ich freue mich schon auf die Zukunft, auf das was kommt, auf den Menschen der meine Tochter einmal sein wird, es kann einfach nur etwas Gutes dabei herauskommen.


Bei uns herrscht schon immer der Grundsatz, du kannst und sollst uns alles erzählen, wir vertrauen dir und du kannst uns vertrauen. Louisa hat Freunde die ihren Eltern nichts erzählen und unsere Tochter dafür auch anfeinden "Du erzählst es ja eh deiner Mutter wieder" Ich bin froh, dass es funktioniert, denn genau so wurde ich erzogen. Ich habe meiner Mutter immer alles erzählt, auch wenn ich mal wieder ne Englischstunde geschwänzt hatte, sie schimpfte dann auch nicht, sondern meinte nur, dass sie das nicht so toll findet. Schimpfen wäre weniger schlimm gewesen.

"„Das Geheimnis des Erfolgs ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen!“ Dieser Ausspruch von Henry Ford I. sollte der Wegweiser in allen Erziehungsfragen sein. Denn gerade Missverständnisse oder das Gefühl unverstanden zu sein, lässt eine unsichtbare Barriere zwischen Eltern und Jugendlichen entstehen, die unüberwindbar werden kann. Dr. med Nikolaus Weissenrieder, Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin und Mitautor des Fachbuchs „Jugendmedizin – Gesundheit und Gesellschaft“ plädiert an alle Eltern, ihre Kinder im ausreichenden Maße beim Schritt in die nächste Lebensphase zu unterstützen. Seine Studien, die er auch in seinem Werk veröffentlicht hat, belegen, dass Eltern und Familienmitglieder – und nicht, wie oft angenommen Freunde – die zentralen Ansprechpartner der Jugendlichen bei persönlichen Problemen sind."




Beide Tops sind nach dem gleichen Schnitt genäht:
E-Book: Valencia von rosarosa (zur Zeit zum Einführungspreis)
Gr. 152
Stoff: schwarzer Jersey von swafing, rosa ZickZack Jersey von swafing, Jersey mit Sternen "ZNOK" von lillestoff
Model: Lou
Fotos: ©Jolinas Welt




Texte in "" sind von dieser Seite übernommen









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1 Kommentar:

  1. Hey schöne Tops!
    Ich persönlich fände es auch immer peinlich,wenn meine Pubertät angesprochen wurde......in meinem Fall lag es eher daran, dass ich es nicht wahr haben wollte und lieber Kind bleiben wollte.......in gewisser Weise ist das auch jetzt, mit frisch 28 geworden so.......ich hatte auch nie so eine schwarz und Totenkopf-Phase......ich möchte und mag auch immernoch eher bunte und herspielte Sachen und muss den Spagat schaffen, dass es trotzdem nicht zu kindlich wirkt und alltagstauglicist.......ein Grund, warum ich nähe.. ...
    Dieses Zitat mit dem "Ich dachte ich muss schwarz tragen um cool zu sein.........aber eigentlich ist es cool einzigartig zu sein " zeugt aber von wahrer Reife.......eine Erkenntnis, die viele erst deutlich später gewinnen.....
    Und für dich als Nähmama ist es doch ein Kompliment und die Aufforderung kreativ zu werden.

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