Ich war nicht dabei beim WIB und ich habe sogar 12von12 verpennt.
Keine Sorge, wir sind nicht krank, wir haben uns nur eine intensive Auszeit im Leben 1.0 genommen und dafür das digitale Leben stark herunter geschraubt.
Dafür fing diese Freundschaft im Netz an, durch diesen Blog, ist das nicht großartig?
Danke für die Erfindung des Internets, sonst hätten Anja und ich uns wohl nie gefunden.
Ja, wir waren einfach mal ein verlängertes Wochenende in Franken bei Anja von Look for the Good, bzw der Blog heisst Sontje und das Chaoshaus.
Die Entscheidung zu fahren war total spontan.
Whats App Gruppenchat:
- Fr. 7:15h ich: ....Jetzt hab ich überlegt was ich mit den beiden (Kinder die Ferien haben) machen kann, hier ist ja an jeder Ecke Helau und Tätäräää.
- Fr. 7:16 Anja: Setz die beiden ins Auto und komm her
- Fr. 7:21 ich: ....ich hätte schon Lust
- Fr. 7:21 Anja: Mücke hat morgen noch auf viele Sachen 50 Prozent
- Fr. 7:22 ich: Ohhhhhh, wann sollen wir da sein?
Gefahren sind wir dann aber erst am Samstag und nicht Freitag, denn Jolina hatte noch Kinderturnen und das liebt sie so sehr und am Freitag fällt es wegen Zahnarzt schon wieder aus.
Schade nur, dass die liebe Ulli, die mit im Chat war nicht kommen konnte, denn sie wohn viel weiter im Norden, da fährt man nicht einfach mal ein Wochenende nach Bayern. Unsere Entfernung ist gerade noch machbar um nicht all zu verrückt zu sein, oder findet ihr 2,5 Stunden Autofahrt verrückt?
Sontje und Jolina haben sich schon immer sehr gut verstanden, eigentlich vom ersten Moment an war es eine vertraute Innigkeit, die ich so noch nie erlebt habe, meist ist dann auf einer Seite doch etwas Scheu. Vielleicht ist das ja eine Freundschaft fürs Leben, trotz Entfernung, denn wir Mütter mögen uns ja auch sehr, sehr gerne.
Schaut euch mal das Bild von 2012 an, oder die von 2013.
Ich denke die beiden erkennen, dass sie irgendwo einen ähnlichen "Bausatz" haben, der sie von anderen unterscheidet.
Jolina hat schon sehr früh auf Menschen mit Down Syndrom anders reagiert als auf andere. Sie war immer begeistert und sogar im Fernsehen patschte sie aufgeregt auf die Person auf dem Bildschirm, die Down Syndrom hat.
Dies wird jedoch ein Geheimnis bleiben, welche Schwingungen sie untereinander empfangen, oder vielleicht würden es manche Aura nennen, die sie erkennen.
Jedenfalls haben Menschen mit Down Syndrom ganz feine Antennen füreinander und ich glaube wir unterschätzen sie in vielen Bereichen, vielleicht auch, weil sie Dinge können, spüren, sehen, die wir uns nicht im Ansatz vorstellen können.
Und bei manchen Dingen muss ich echt grinsen. Sontje und Jolina sind schon recht unterschiedlich, auch in der, wie sag ich das jetzt? Ausprägung ihrer Behinderung. Sontje hat zum Beispiel keine Probleme mit hypotonen Muskeln und spricht auch schon besser als Jolina, obwohl sie um einiges jünger ist und dann passieren solche Dinge wie auf dem Bild unten.
Schaut mal den Zeigefinger.
Die beiden haben auch in einem Zimmer zusammen geschlafen. Für Jolina war es das erste Mal, dass sie woanders geschlafen hat, also in einer fremden Umgebung, ohne Mama oder Papa direkt in Tastnähe.
Das Babyphon, das ich zur Sicherheit dabei hatte blieb einfach in der Tasche.
Die Mädels haben sich dann gegenseitig Zahngeschichten ausgetauscht und Sontje war der erste Mensch, der wirklich an Jolinas Wackelzahn fassen durfte, jedenfalls ganz kurz.
Sie hätte ruhig mal herzhaft wackeln können, dann müsste der Zahnarzt am Freitag nicht ziehen. (Ich gebe zu, ich habe Schiss vor dem Termin und weiß nicht ob ich froh sein soll, dass ich nicht dabei sein kann)
Wir Mamas und meine beiden Rüben waren übrigens wirklich bei Schuh Mücke, dieser Schuhladen ist der Himmel. Wenn ihr Problemfüße habt, zB zu groß oder zu klein, dort findet ihr wirklich aus ausgefallene Größen und dazu auch noch mehr als nur ein Paar.
Okay, für Jolinas Problemfüße mit Orthesen habe ich leider keine Stiefel gefunden, aber tolle Blinkschuhe für den Frühling.
Und für Sontje gab es coole Gummistiefel, die man hervorragend beim Tabletspielen "einlaufen" kann.
Louisa war happy den Familienhund Conner ein bisschen knuddeln zu können und Conner verursacht bei keinem von uns Allergietanten irgendwelche Symptome.
Wir Mütter hatten natürlich auch eine gute Zeit zusammen.
Beim Versuch in einem Café am Nachmittag ein bisschen in Ruhe zu quatschen, war es noch etwas schwierig, denn die kleine Nella fand Mamatalk extrem öde, was ich auch verstehen kann.
Weder mit Louisa, noch mit Jolina hätte ich überhaupt daran denken können so etwas zu versuchen.
Meine Generation hat ja noch die Langeweile zelebriert.
Wir saßen stundenlang dabei wenn die Erwachsenen über Dinge sprachen, die wir total öde fanden, wussten aber, dass wir das einfach aushalten mussten und taten es. Spannend ist, dass ich bei diesen Gesprächen natürlich zugehört habe und damit einiges gelernt habe an Allgemeinwissen, das zB Louisa so gar nicht hat.
Am Abend konnten wir uns bei Hugo aber wirklich entspannt und in Ruhe unterhalten. Über alles mögliche.
Auch Louisa hatte Spaß im "Chaoshaus"
Am Sonntag haben wir dann mal geschaut was die Franken für Fasching halten.
Louisa, als Kind in eine Hochburg hineingeboren, fragte ständig solche Dinge wie "Was ist denn hier das Motto?" oder "Wieso treten die Tanzgruppen nicht auf der Bühne auf?"
Diese Veranstaltung war nur für die Kinder und das haben die richtig toll gemacht, mit Spielen und sogar fremden Tanzgruppen die eingeladen waren.
Nur witzig fand ich, dass wenn der Ruf "Helau" gefordert wurde, alle Erwachsenen sich absolut nicht angesprochen fühlten und nur die Kinder mit der Zeit mit auch Helau riefen.
Ich für meinen Teil fühlte Zuckungen im rechten Arm und ein Beben in den Stimmbändern.
OMG, die haben mich konditioniert, diese Narren von der Nahe.
Sontje war Elsa und für Jolina hatte ich schnell das Pippikostüm eingepackt. Nella ging als Sams, war aber nicht gut drauf und ich konnte das süße Sams leider nicht knipsen.
Louisa bekam dann Schach beigebracht und Kilian hatte wirklich eine Engelsgeduld mit ihr und setzte sie auch nicht sofort Matt, wenn er es gekonnt hätte, um Louisa nicht gleich zu demotivieren.
Nach der zweiten Nacht war es dann aber höchste Zeit nach Hause zu fahren, denn dann waren die Mädels sich so vertraut, dass es anfing Streit zu geben, Streit um den Platz im Sessel, am Maltisch, oder um das Laufrad.
Total normal eben, nicht dass ihr denkt Kinder mit Down Syndrom wären "sooo lieb". Die sind genau wie alle anderen Kinder auch.
Wir sind voller Glücksgefühle nach Hause gefahren und voller Ideen.
Ich habe 2 direkt umgesetzt und einen Aroma Diffuser* bestellt und mir 2 Bücher von Pauline "Klimperklein"* in den Einkaufswagen gelegt, obwohl ich ja lieber E-Books nähe und keine Schnittmuster abmale, das hasse ich echt am Nähen, ähnlich schlimm wie E-Books zusammenkleben, doch ein notwendiges Übel.
Eigentlich bin ich ja gar nicht der spontane Typ, doch genau das mal über meinen Schatten springen und etwas Semiverrücktes zu tun, tut mir gut.
Die Dosis Chaoshaus hat uns Dreien sehr gut getan und unser Papa fand die sturmfreie Bude auch toll.
Und weil man noch zu WIB verlinken kann, tue ich das auch.
Wer mir bei solchen Spontanaktionen über die Schulter schauen will, oder unseren Alltag erleben, der abonniert Jolinas Welt am besten auch bei Instagram
*Affiliate Link
Super toll geschrieben :)
AntwortenLöschenBin immer fasziniert wie ihr beide schreibt.
LG Katrin