Dienstag, 21. Juli 2020

Bunker des Atlantikwalls in Julianadorp

Blick über Julianadorp vom Bunker aus

Während ich bei unserem letzten Urlaub im Herbst, in Frankreich damit gerechnet hatte auf Kriegsgeschichte zu treffen, hatte ich hier im Norden Hollands überhaupt nicht damit gerechnet.

Eher scherzhaft nannte ich bei Ankunft die Betondreiecke, die wie die Zacken eines Drachen aus den Dünen hervorschauten und direkt vor unserem Ferienhaus lagen als "Westwall", wie Recht ich doch haben sollte.

Nur gehen die Niederländer mit der Geschichte und uns Deutschen ganz anders um als man das in Frankreich tut. Hier fühlt man die Freundschaft, die unsere Völker geschlossen haben, Vergangenes war schlimm, doch es hat mit uns heute nichts mehr zu tun, außer, dass wir viel daraus gelernt haben.


Bunker des Atlantikwalls bei Julianadorp in den Dünen

Bereits vom Strand aus, also am Strandslag 5 sieht man in den Dünen diese Betonbunker gegen den an dem Tag verregneten Himmel.


Die Dünen sind nach wie vor wie ein Geschenk für meine Augen, ich liebe sie, kaum zu glauben, dass hier mal Krieg stattgefunden hat.

Bunker des Atlantikwalls bei Julianadorp in den Dünen

Die Bunker liegen links und rechts neben dem Dünenweg an den Strand, der eine ist mit bunten Graffitis besprüht und verliert so etwas von seiner Bedrohlichkeit.

Bunker des Atlantikwalls bei Julianadorp in den Dünen

Den Bunker auf der anderen Seite kann man durch eine Treppe erklimmen und die Aussicht genießen, die echt atemberaubend ist.


Gesehen hatten wir die Bunker bei einem Spaziergang einmal rund um die Dünen von Srandslag 6 zu 5 und dann hinten auf der Küstenstraße wieder zurück, das ganze bei Nieselregen, es war aber trotzdem schön, weil wir zwischendurch noch schön bei Zee von Tijd eingekehrt sind.


Ein paar Tage später hatten unsere Mädels keine Lust auf eine Strandwanderung und so machten wir Eltern uns alleine auf den Weg zu den Bunkern und natürlich danach noch zu einer klein Einkehr mit Blick aufs Meer, ganz ohne Kinder.


Oben auf dem Bunker ein schnelles Selfie. Warum habe ich mir ein extra leichtes Reisestativ gekauft, wenn es die ganze Zeit verpackt im Ferienhaus lag?


Von den Bunkern aus kann man weit über die Dünen und übers Meer sehen.

Blick über Julianadorp vom Bunker aus

Ein Verein hat sich der Bunker angenommen, sie von Sand befreit und man kann sie sogar besichtigen, leider dieses Jahr noch nicht, denn auch hier hat Corona ein Wörtchen mitzureden.

Hierzu gibt es auch eine schöne Seiten auf Deutsch, die gut erklärt welche Funktion diese Bunker des 2685km langen Atlantikwalls hatten.


Zwei einzigartige Bunker vom Type M219 kann man sehen auf Strandaufgang De Zandloper in Julianadorp aan Zee. Wenn man den Strandaufgang aufsteigt erscheinen sie zwischen die Dünen.
Betonnen Mahnmale halten Erinnerungen wach
Es sind nicht Monumente auf die man stolz sein kann, all die hunderten Bunker und Verteidigungsanlagen die im zweiten Weltkrieg in den Dünen und in der Küstenregion gebaut worden sind.

Es sind große Bunker mit folgenden Abmessungen:

10 Meter hoch
14 m breit
18 Meter
Der Schacht der Kanone ist 10 Meter hoch und hat einen 3 Meter Durchmesser.

Das ist der Weg nach oben.


Natürlich haben wir fleißig Bilder gemacht, aber nicht ohne den Gedanken wer wohl hier im Krieg oben gestanden hat und was ihre Aufgabe war, welche Gedanken hatten sie bei diesem Ausblick?

Blick über Julianadorp vom Bunker aus

Man kann von hier über Julianadorp aan Zee sehen und dahinter auch Julianadorp und noch weiter.

Blick über Julianadorp vom Bunker aus

Unser Ferienhaus ist hinter der Düne genau nicht mehr zu sehen, deshalb haben wir den Bunker auch nicht gesehen, sondern nur die Drachenstacheln, die früher noch mit Stachedraht gekrönt waren.


Wahrscheinlich hat man jedoch eher aufs Meer geschaut um zu sehen was da von Westen her kam.
Die Reichweite der Granaten hatte 23km und es kamen 8 Schüsse pro Minute aus dem Kauf.
Diese beiden Schiffe hätten sie auf jeden Fall locker erwischt.
Dieses Geschoss war übrigens vom Schlachtkreuzer Gneisenau.

Bunker des Atlantikwalls bei Julianadorp in den Dünen

Ich finde es schön, dass diese hässlichen Betonbunker schön besprüht sind, also nicht planlos.
So verbindet sich Geschichte mit Kunst und bekommt trotz des ernsten Themas etwas Leichtigkeit, ich denke das ist typisch Niederländisch so etwas anzugehen.
Geschichte lebendig halten, aber nicht Trauer und Hass.

Bunker des Atlantikwalls bei Julianadorp in den Dünen


Es ist auch interessant wie flüchtig der Sand ist, wenn der Bewuchs weg ist, nicht umsonst sind die Dünen geschützt und man darf die Wanderwege nicht verlassen. Ohne diese Dünen würde das Land dahinter ganz schnell wieder vom Meer zurück geholt werden und wenn die Niederländer eines können und in der ganzen Welt ihr Wissen anbringen, dann ist es, wie man sein Land gegen das Wasser vereidigt.


Was jedoch bei einem Anstieg des Meeresspiegels passiert mit einem Land, das zum großen Teil unter dem Meeresspiegel liegt mag keiner zu beantworten.

Bunker des Atlantikwalls bei Julianadorp in den Dünen

Natürlich war ich ziemlich neugierig was wohl hinter diesen schweren Türen zu sehen ist, aber leider leider zur Zeit keine Besichtigung möglich.

Bunker des Atlantikwalls bei Julianadorp in den Dünen

Doch alleine die Möglichkeit einen Bunker hoch zu steigen fand ich schon großartig.


Wenn du mehr über die Bunker und die Öffnungszeiten erfahren möchtest für deinen Besuch, die Seite ist auch auf deutsch.