Mittwoch, 6. November 2019
Ausstellung: Anne Franks Lebensgeschichte
In Meisenheim steht das Haus der Begegnung.
Es befindet sich in der alten Synagoge, die den Krieg überlebt hat, weil sie, nachdem sie in der Progromnacht zwar angezündet wurde, doch als das Feuer auf ein wichtiges Gebäude der Nationalsozialisten drohte überzugreifen, löschte man den selbst gelegten Brand wieder und daher steht hier wirklich noch eine große, alte Synagoge.
Zur Zeit befindet sich hier eine Wanderausstellung des Anne Frank Zentrums und des Anne Frank Hauses.
Wenn so eine Ausstellung zu uns in den Kreis kommt, muss man natürlich hin.
Die Wanderausstellung "Lasst mich ich selbst sein" des Anne Frank Hauses in Amsterdam ist nur kurz in Meisenheim zu sehen.
Am 20.11. war Eröffnung, den nächsten Termin am 3.11. nahmen wir gleich wahr.
Weitere Öffnungszeiten sind am 10.11 und 17.11.2019 jeweils von 15:00h bis 18:00h oder nach Vereinbarung.
Ich bin froh, dass wir es geschafft haben, denn Louisa kommt da wohl nach mir, vor über einem Jahr wünschte sie sich das Tagebuch der Anne Frank, auch ich hatte mir dieses Buch als sehr junges Mädchen gewünscht und zu Weihnachten bekommen.
Wir nahmen diese Zeit übrigens nur sehr am Rande in Geschichte durch und dieses Buch wurde gar nicht erwähnt. Heute gehört es glaube ich zum Schulstoff und das ist gut so.
Gleichzeitig hat man die Möglichkeit auch die alte Synagoge zu besichtigen inkl. der Vitrinen mit den Stücken aus der jüdischen Geschichte des Gebäudes.
Der Hauptteil der Ausstellung befindet sich im 1. Obergeschoss in dem großen Saal.
Das Leben der Anne Frank und ihrer Familie wird auf Roll Ups gezeigt.
Das für mich besondere dieser Ausstellung sind die jungen Peer Guides.
Die Texte sind so verfasst, dass sie von jungen Menschen gut verstanden werden, die selbst auch nur wenig über die Zeit des 2. Weltkriegs wissen.
Die Wanderausstellung wendet sich direkt an Jugendliche mit den Fragen zu Identität, Gruppenzugehörigkeit und Diskriminierung.
Ein wichtige Aktion in der heutigen Zeit, in der Antisemitismus und Rassismus wieder sehr verbreitet sind und nach meinem Gefühl ständig zunehmen.
Die Peer Guides sind für diese Ausstellung geschult worden um andere Jugendliche durch die Ausstellung zu führen.
Eine gute Idee, denn so kommt nicht diese Lehrer-Schüler Situation auf.
Am Sonntag führten die jungen Mädchen (unsere Führerin war 15) auch Erwachsene durch die Ausstellung.
Das Interesse war groß und viele Menschen kamen um die Ausstellung zu sehen.
"Lasst mich ich selbst sein"
Das passt gut zu Jolina. Auch sie hätte die Zeit des 3. Reiches nicht überlebt.
Mein selbst gewähltes mündliches Abithema - Euthanasie im 3. Reich
Anne gab schon mir das Gefühl eine von uns zu sein, keine anonyme Tote auf einer Liste, sondern ein Teenager der eigentlich die gleichen Wünsche und Träume hatte wie man sie heute hat.
Ich denke das ist der Zauber der Anne Frank anhaftet, der bei mir bis heute nachwirkt.
Durch ihr Tagebuch ist sie einem so nah wie eine Freundin.
Viele der Bilder der Familie Frank kannte ich gar nicht.
Auch deshalb möchte ich sehr gerne mal ins Anne Frank Haus in Amsterdam, doch die Schlangen schrecken mich etwas ab.
Otto Frank war Hobbyfotograf, wie mein Urgroßvater, so haben auch wir trotz einfacher Verhältnisse viele Fotos aus der Zeit und auch hier ist wieder ein Berührungspunkt.
Ich erfuhr doch noch einiges was ich nicht von Anne Frank wusste, zB dass sie in den Niederlanden eine Montessori Schule besuchte.
Während in Deutschland immer noch Frontalunterricht wie vor 100 Jahren praktiziert wird, war man in Amsterdam 1934 schon viel weiter.
Eine Montessorischule wäre auch für Jolina toll und vieles was PEp in Mainz macht ist auf dieses Konzept begründet.
Jolina verstand wohl sehr wenig von dieser Ausstellung, hörte aber sehr ruhig zu und benahm sich vorbildlich, vielleicht hatte der Zauber von Anne Frank auch sie berührt.
Unser Peer Guide hatte es natürlich nicht so einfach mit uns, denn wir wusste einfach sehr viel und manches brachten wir ihr noch bei.
Im Erdgeschoss schlägt die Ausstellung dann den Bogen in die Gegenwart.
Wer ist man selbst, wo gehört man dazu?
Beim Schubladendenken ist auch eine Schublade für Jolina da "Behinderte"
Das Tagebuch der Anne Frank ist in vielen Sprachen erschienen, hier liegt eine kleine Auswahl davon.
Wir verbrachten eine volle Stunde in dieser eigentlich gar nicht so großen Ausstellung, ohne die Guides wäre man vielleicht schneller durch gelaufen, vielleicht hätte ich aber dann mehr Texte gelesen.
Danke, dass wir diese Ausstellung hier fast vor unserer Haustür besuchen konnten, der Eintritt ist frei, wir haben aber eine Spendenbox gefunden, die wir sehr gerne gefüttert haben.
Hier steht meine Tochter, 10 Jahre alt, ein Teil unserer Familie den wir nicht missen wollen und doch ist sie für viele heute das, was Anne Frank in ihrer Zeit für die Menschen war.
Außenseiter, unwertes Leben, anders, keiner von uns, eine Belastung,....
Wir sagten zum Schluss zu unserer Führerin, dass Jolina das 3. Reich wohl so wenig überlebt hätte wie Anne Frank. Sie schaute verunsichert.
Ich meinte, dass Jolina Down Syndrom habe, und dass diese Menschen damals wie die Juden umgebracht wurden.
Ich glaube so richtig bewusst war es dem Mädchen bis dahin nicht gewesen.
Mir macht dieser Rechtsruck in der Bevölkerung große Sorge, deshalb war ich so positiv überrascht wie viele Menschen zu dieser Ausstellung strömten.
Was bleibt ist die Hoffnung, dass sich diese Zeit nicht wiederholt.
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