Auf dieses Buch bin ich aufmerksam geworden durch die Lesung einiger Absätze am 27.1. zum Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus. Bei der Gedenkfeier für die Opfer der Euthanasie vom Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung.
Zum einen ist es immer noch traurig, dass diese Gedenkfeier mangels Lobby eher an den Rand gedrängt wird und nicht gemeinsam mit der Gedenkfeier für die Ermordeten Juden abgehalten wird.
Zum anderen hat man das Gefühl es hat sich in den Köpfen in dieser Beziehung nichts geändert.
Ein Volk, das glaubt es sei besser und eine Gnade Kinder mit Down-Syndrom nicht zur Welt kommen zu lassen ist nicht all zu weit davon weg Euthanasie als Erlösung und Gnade anzusehen.
Die Hempelsche*
Das Schicksal eines deutschen Kindes, das 1940 vor der Gaskammer umkehren durfte.
von Elvira MantheyDas Buch ist in sehr einfacher Sprache verfasst, das wusste ich vorher, was ich nicht wusste ist, dass ich mich so sehr daran stören würde, bzw ich mich nach einiger Zeit durch die emotionslose Sprache durchquälen musste.
Mein größtes Problem beim lesen sind meine eigenen Moralvorstellungen.
Elvira Manthey, geb. Hempel erzählt ihr Leben. Sie erzählt von einem Leben das ihr wahrscheinlich total normal vorkommt, für mich jedoch kaum auszuhalten ist.
Ich kann durch die Schilderungen den Schrecken zwar erfassen, den die Autorin erlebt hat, doch ich kann tatsächlich nur schwer Mitleid empfinden und mich gar nicht in das Kind von damals hinein versetzen.
Es heißt, dem Leser würde sich keine Distanz zu dem Gelesenen bieten, meine Distanz ist größer als bei jedem fiktiven Roman.
Das Buch beschreibt nicht nur die Zeit in der die Autorin in verschiedenen Heimen verbracht hat, sondern auch ihre Kindheit davor und auch ihr Leben als Jugendliche und Erwachsene.
Sie wird in eine Familie geboren in der der Vater nicht sehr zuverlässig ist nach ihrer Beschreibung, bei der 2. Frau jedoch angeblich unter dem Pantoffel stand. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.
Die Autorin schlägt ihre kleine Schwester im Kinderheim, sie schlägt ihre Tochter, sie verprügelt andere Frauen, sie erzählt das als wäre das vollkommen normal.
Auch sind fast alle Männer in ihrem Umfeld Alkoholiker, bis ihr späterer Mann.
Stehlen, lügen, betrügen ist auch an der Tagesordnung.
Eine Behauptung am Ende des Buches hätte mich, hätte ich es früher gelesen dazu gebracht das Buch zur Seite zu legen.
Zitat: "...An einer Mauer ist eine Gedenktafel angebracht. Ich bin mit der Abbildung darauf nicht einverstanden. Das Bild zeigt einen Behinderten. Ich weiß aber, daß die Meisten der hier Vergasten nicht behindert waren. Ich betrachte dieses Bildnis als eine Lüge und eine Beleidigung zugleich...."
Sie war damals ein Kind aus einer, heute sagt man bildungsfernen Familie, sie kam mit 4 ins Heim und ich frage mich was in ihren Augen eine Behinderung ist.
Jolina wäre sicher behindert, das sieht man ja gleich, doch spreche ich der Autorin hier wirklich ihr Urteilsvermögen ab.
Aus der Beschreibung hat sie wohl vor der Gaskammer bewahrt, dass sie sich selbst ausziehen konnte und ihren Namen und Alter nennen konnte.
Das Buch wird bei amazon in den höchsten Tönen gelobt, ich kann das nicht. Ich hatte wahrscheinlich etwas anderes erwartet. Dies ist aber natürlich nur meine persönliche Meinung, doch finde ich es unpassend aus diesem Buch zu zitieren, während ein er Gedenkfeier für ermordete Menschen mit Behinderung, wenn Frau Manthey das Bild eines Behinderten als Beleidigung empfindet.
Das sagt amazon: "Elvira Manthey, geborene Hempel, wurde 1931 in Magdeburg als eines von fünfzehn Kindern geboren, wovon nur sechs das Erwachsenenalter erreichten. Ihr Vater versorgte die Familie durch Betrügereien. Nachdem sie vier Jahre alt geworden war, wurde sie vom Jugendamt in verschiedenen Heimen und Anstalten untergebracht, bis sie schließlich vor der Gaskammer stand - und umkehren durfte. Als Erwachsene begann sie ihren Kampf für die Anerkennung ihrer geistigen Gesundheit. Elvira Manthey verstarb im Jahr 2014.
Elvira Manthey, die Tochter eines „Arbeitsscheuen“, gerät in die Mühlen der nationalsozalistischen Justiz, die „Asozialität“ nach dem Erbgesundheitsgesetz als vererbbare Krankheit einstuft. Als Vierjährige kommt sie zwangsweise ins Kinderheim, drei Jahre später wird sie von dort ins „Irrenhaus“ Uchtspringe (Sachsen-Anhalt) eingeliefert und geht durch die Hölle. Durch einen Zufall darf sie mit acht Jahren vor der Gaskammer umdrehen. In diesem Buch erzählt Elvira Manthey ihr Leben. Ihre Sprache ist einfach, schmucklos, der Sicht des Kindes angenähert, das sie damals war. Sie wertet nicht, kommentiert die Ereignisse kaum. Dem Leser bietet sich dadurch keine Distanz zum Geschehen, das ihn so unmittelbar trifft wie das Kind im Jahr 1940."
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Das Buch ist selbst gekauft. Die 20 Euro leider nicht gut angelegt
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