Samstag, 16. Mai 2020
Buchtipp: Wir Witwen sind ein zähes Volk
Ich bin keine Witwe und habe es auch nicht so schnell vor eine zu werden, doch das Leben spielt manchmal unfair, so wie bei der Autorin von
Wir Witwen sind ein zähes Volk*
von Maya Stomp
Sie wurde 2010 mit nur 41 Jahren Witwe.
Ihr Mann starb plötzlich und unerwartet, wie man das in Todesanzeigen öfter mal lesen kann.
Vor wenigen Stunden noch telefoniert miteinander und dann die Todesnachricht vom Arzt im Krankenhaus.
Maya Stomp schreibt ihre eigene Geschichte und erklärt daran, wie man trauert und was wichtig sein kann, natürlich immer individuell betrachtet.
Durch ihre eigene Erfahrung wurde sie 2015 zum Trauercoach und hilft jetzt anderen, denen es ähnlich geht wie ihr.
Hier kann ich eine Parallele zu mir ziehen, durch meine Hilfe für andere Down-Syndrom-Eltern helfe ich mir auch selbst und wer kann Erfahrungen besser weitergeben, als jemand der selbst mal in den Schuhen gelaufen ist.
Beim Lesen der Geschichte von Maya Stomp war ich mir sicher, dass es mir mal nicht so gehen wird, denn zum einen sind wir beide über 50 und ja, man macht sich schon Gedanken, auch darüber.
Zum anderen haben wir Kinder, unsere Welt und unser Leben ist nicht nur auf uns ausgerichtet, wenn Christian stirbt, bleibt immer noch ein Teil von ihm übrig, unsere Kinder, was Maya blieb waren gemeinsame Erinnerungen, die sie nicht mehr teilen konnte und Gegenstände.
Aber wer weiß schon wie er reagiert, wenn das Leben passiert und wir müssen da einfach durch.
Sie bedauert auch, dass wir keine Traditionen, oder Rituale mehr haben, oft sind die mit dem schwindendem Glauben auch verschwunden und natürlich begegnen wir dem Tod gar nicht mehr, es ist ein Tabuthema und dann steht man plötzlich alleine damit da.
Ich erinnere mich als meine heißgeliebte Uroma starb war ich 4, ich durfte sie sehen, wie sie da so friedlich, wie schlafend in ihrem Bett lag und hätte gesagt "Sie sieht wunderschön aus. Wie eine Puppe"
Ich hatte Zeit zum Abschied, früher wurde bei uns zu Hause aufgebahrt, die Nachbarn und Familie kam zur Totenwache über Nacht und dann startete am Tag der Beerdigung der Trauerzug auch am Haus bis zum Friedhof und alle Leute liefen hinter dem Sarg her.
Kurz danach bekam auch unser kleines Dorf eine Leichenhalle und diese Tradition brach einfach weg.
Der Abschied, den man gemeinsam durchlebte war einfach weg, die Trauernden waren alleine, ohne das Umfeld, das sie auffing, das Essen mit kochte und zuhörte, oder selbst Geschichten erzählte und auch einfach mal gemeinsam schweigen.
Maya Stomp lebt in den Niederlanden und bei einer Geschichte musste ich so wissend grinsen, denn wir fahren seit Jahren mit Begeisterung in dieses Land.
"Menschen zu begegnen konnte wahnsinnig anstrengend sein. An einem emotional brauchbaren Tag (ich war aus dem Bett gekommen, hatte mich angezogen und war auf dem Weg zum Himmel, Verzeihung zur Hema (Warenhauskette))...."
Dieser kurze Ausschnitt beinhaltet so viele Informationen
1. Die Autorin schreibt über ein ernstes Thema trotzdem unterhaltsam und mit leichtem Augenzwinkern, das tut gut.
2. Das Umfeld ist oft anstrengend und kontraproduktiv für den Trauerprozess, aber auch hierfür hat sie Ratschläge
3. Der für mich erstaunlichste Punkt ist, dass die Niederländer genau so auf Hema abfahren wie wir Deutschen, dabei haben die das an jeder Ecke, ich dachte nur wir wären so süchtig nach diesem Laden.
Das Buch beinhaltet sehr viele Ratschläge, Tipps und Aufzählungen, ist in der laufenden Erzählung trotzdem sehr gut strukturiert, damit hat man mich ja schon direkt geködert, ich liebe gute Organisation und Struktur.
Ich würde sagen, ein Buch nicht nur für Witwen, sondern für alle, die trauern.
Übrigens finden auch verwaiste Eltern einen Platz im Buch, Trauer ist für alle ein harter Brocken.
Das sagt amazon über das Buch:
"Trauern ist Hochleistungssport
Der Tod eines geliebten Menschen verändert alles. Die Welt rückt unfassbar weit weg, sie ist nicht mehr wie zuvor.
Am 7. September 2010 wurde Maya Stomp mit 41 Jahren plötzlich Witwe. Seit diesem Tag lernt sie, was Trauern heißt, was hilft, aber auch was eben nicht hilft, den Verlust eines geliebten Menschen ins eigene Leben zu integrieren. Die Autorin erzählt ihre persönliche Geschichte und stellt auch Erfahrungen anderer Witwen vor.
Ihre Mission ist, dass Trauernde lernen, Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln und sich Raum zu lassen für die harte Arbeit, die das Trauern ist. Denn jeder, der einen schweren Verlust erlitten hat und bleischwere und unsichtbare Trauerarbeit leistet, ist für Maya Stomp ein Held. Obwohl diese Arbeit so mühsam ist, bekommt keiner von ihnen eine Auszeichnung, eine Belohnung oder Applaus. Die wahre Trauerarbeit ist für andere unsichtbar und wird durch dieses Buch sicht- und erlernbar.
Intensiv erzählte Erfahrungen von Liebe und Verlust
Inspirierende Angebote für betroffene Frauen
Ernsthaft und doch leicht im Ton"
Das Buch gibt es im freundlichen Buchhandel um die Ecke, oder über Nacht hier: klick*
Ich gebe 4 von 5 Sternen ⭐⭐⭐⭐☆
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Das Buch wurde mir zur Rezension und überlassen, dadurch wurde dieser Bericht nicht beeinflusst und ich schreibe wie gewohnt 100% meine Meinung
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