Dienstag, 13. Oktober 2015

Gastbloggerin Ariane


Darleen Ophelia, 22.12.2011  


 Im Mai 2011 erfuhr ich, das ich zum ersten Mal schwanger bin. Ich war mitten in meiner Examensvorbereitung zur Altenpflegerin. Doch diese Schwangerschaft hat mich nicht daran gehindert diese erfolgreich bestanden zu haben.

 Eine Woche später, rief mich meine Zwillingsschwester an, das sie auch schwanger sei. Es war so ein unbeschreiblich schönes Gefühl, das wir beide zeitgleich, und dazu ungeplant, zum ersten Mal schwanger wurden. Wir lagen Nur 1 Woche auseinander. Von nun an, haben wir sämtliche Termine zusammen geplant, jeder Ultraschall, jede Vorsorge, jedes CTG haben wir gemeinsam zum ersten Mal erlebt. Die ersten Tritte, das wachsende Bäuchlein, Schwangerschaftsmode kaufen, Namen aussuchen, all das was es zu einer Schwangerschaft gehört, haben wir beide, die schon immer 1 Herz geteilt haben mit 2 Seelen zum ersten mal erlebt. Ziemlich schnell erfuhren wir das ich eine Tochter und meine Schwester einen Sohn bekommen werden. Die Schwangerschaft war unglaublich entspannt, wir beide waren so glücklich. Das Wunder in unserer Stadt.



 Unsere Ärztin, schickte uns in der 20 ssw zur Feindiagnostik, als Routine.

 Den Termin hatte ich alleine mit meiner Mutter.

 Diese großen Geräte, mein Baby so groß zu sehen, in 3D, live. Es war atemberaubend. Ich war so in mein Baby versunken, das ich gar nicht mitbekam, das die Ärztin unheimlich lange, das Gesicht meines Kindes begutachtete. Meiner Mama sah ich an, das sie Angst bekam.

 Als die Ärztin fertig war, setze sie eine ernste Miene auf, und fragte mich ob ich es mitbekommen hätte das sie so lange das Gesicht geschallt hätte

 - Nein

 Es seien Auffälligkeiten zu sehen:

 Ein nicht darstellbares Nasenbein,

 Ein flaches Seitenprofil,

 Eine Stupsnase,

 Zur kurze Oberarmknochen,

 Zu klein,

 Zu leicht,

 Zu großer Kopf,

 Zu großer Bauch.

 All diese Auffälligkeiten, sind Softmarker für das Down Syndrom!

 Der Raum, begann sich zu verkleinern, es wurde dunkel, die Stimme der Ärztin wurde dumpf. Ich sah zum Bildschirm wo noch mein Baby drauf zu sehen war.

 Wie in Trance willigte ich die Fruchtwasseruntersuchung ein, ohne an die Nebenwirkungen zu denken.
Der Piks in meinem Bauch, habe ich nicht gespürt.
 Die Ärztin sagte noch zu mir : Eigentlich sind sie ja noch zu jung. 25

 Kaum habe ich das Krankenhaus verlassen, waren die Vermutungen wie verschwunden. Ich habe diesen Verdacht verdrängt.

 1 Woche später erhielt ich den Anruf, positiv!

 Ich sollte mich schnell entscheiden ob ich sie behalten oder töten lassen will, denn bald sei die Frist um.

 Ich legte auf. Meine heile Welt, die ganzen Träume, die Vorstellungen mit meinem Kind sind von einer Sekunde auf die andere geplatzt. Ich brach in Tränen aus, streichelte meinen Bauch, und fragte sie ob sie so Leben möchte, ob es dass ist, was Sie will...

 Ich habe unendlich viele Informationen gesammelt, ging zu einem Verein, zu einer Selbsthilfegruppe, telefonierte mit Eltern.

 Die ganze Restliche Schwangerschaft über, ging es einzig und alleine darum ihr die besten Förderungen, den besten Arzt, das beste Krankenhaus aufzusuchen.

 Mit der Zeit legte es sich, und ich habe meine Schwangerschaft weiterhin genossen.

 Ich gebe zu, ich war eifersüchtig auf meine Schwester. Sie würde bald einen kerngesunden Jungen zur Welt bringen. Ihr Bauch wuchs so schnell, war so groß. Mein Bäuchlein war noch sehr klein weil, Darleen Ophelia, eben so klein war.

 6 Wochen vor dem Entbindungstermin stellte man fest, das Darleen nicht mehr ausreichend versorgt wird, und ich musste stationär bleiben, wie Das Schicksal es so wollte, war derzeit meine Schwester ebenfalls stationär. Wir kamen auf ein Zimmer. 1 Woche lang, 24 Std. waren wir ein letztes Mal zu 4. Zusammen, hätten wir unser Schicksal vorher gewusst, wir hätten die Zeit mehr genossen.




In der 35+1 ssw

kam mein kleines Mädchen, am 22.12.2011 per Kaiserschnitt auf die Welt.
Sie wog 2020 gr und war unglaubliche 41 cm klein.

 Sie war so bildschön, sie lag auf meiner Brust, ihre kleinen Finger haben nach meinem Finger gegriffen, sie zog ihn zu ihrem Mund und sie nuckelte daran. Ihre Riesen Zunge, hatte sie noch nicht unter Kontrolle, sie züngelte von links nach rechts von oben nach unten. Ihre Augen waren weit aufgerissen, viel zu groß für ihr kleines Puppengesicht, so bildschön, sie schwirrten umher... Das allerschönste Gefühl in meinem Leben. 1 Stunde lag sie bei mir, schaute mich an, ich habe sie sofort so unglaublich sehr geliebt, diese eine Liebe, meine in Menschengestalt geborene ganze Liebe, lag nun in meinen Armen, ich habe es ihr versprochen, ihr das schönste Leben zu schenken, das ich sie immer beschützen werde und alles dafür geben werde, das sie ein normales Leben führen darf.

 Bis auf anfängliche Startschwierigkeiten, und 2 kleine Minilöcher im Herzen, ging es ihr wunderbar. Meine Schwester kam uns kurz vor der Entlassung besuchen, und Darleen war ihrem Cousin so nah, wie nie zuvor, sie kuschelte sich auf ihrem Bauch ein, und schlief. Es war das letzte mal, das sich die beiden so nah sind.

 Nach 3 Wochen durften wir endlich nachhause, mit dem liebsten verschlafenste Kind was ich je gesehen habe.

 16.01.2012


 Darleen hatte die U3 zum ersten Mal bei dem "besten und erfahrensten" Kinderarzt. Alles war super.
 Meine Schwester und ich verabredeten uns um Fotos zu machen, denn irgendwie haben wir nie Fotos von uns beiden zusammen gemacht.
 Sie musste vorher nochmal zum CTG, da sie schon wehen hatte, und der kleine Mann bald kommen würde.
 Zuhause angekommen, klingelte mein Telefon, meine Schwester:

" Mümmel, mein Baby ist tot."

Ich brach zusammen... Nahm meine Jacke und rannte los.

 Meine Gedanken galten einzig und allein meiner Schwester , ich stand unter Schock.
 In der 37+4 ssw verstarb ihr wunderschöner Junge, mit 50 cm und 3150 gr, aufgrund einer Nabelschnurumschlingung ums Beinchen. Er ist in der Nacht still und heimlich. Für immer eingeschlafen.

 Die nächsten Wochen vergingen, der Schmerz und die Traurigkeit stetig präsent.
Von nun an war meine Schwester jeden Tag bei mir, um ihr Mama Leben auszuleben, das ihr genommen wurde.

 4 Monate später, wurde sie erneut schwanger, wieder einen kleinen Jungen, der am 15.02.2013 gesund zur Welt kam, Jamie.

 Darleen entwickelte sich hervorragend.

Kurz nach Darleens 1. Geburtstag erfuhren wir, das auch ich wieder schwanger bin, und wieder ein Mädchen bekomme.

Emilia erblickte am 15.09.2013 das Licht der Welt.



 Im Sommer 2013 fing der nächste Alptraum an:


 Darleens Blutbild sah von Geburt an, nicht so gut aus, ihre roten Blutkörperchen waren erniedrigt, und man sprach von einer chronischen Leukopenie, mit intaktem Immunsystem.
 Darleen bekommt immer wieder Fieber, ohne einen erkennbaren Infekt. Auf ihrem Körper bildeten sich kleine dunkel rote Punkte, Petechien.
Unser super Kinderarzt schickte uns in die Onkologie, da nun auch die Thrombozyten anfingen zu fallen. Doch nach einem Tag, schickte man uns wieder nachhause, keine Leukämie.

 Mit 22 Monaten fing Darleen an zu laufen.
 Sie fiel noch oft hin, und war übersät mit blauen Flecken. Doch diese wollten nicht mehr weggehen. Ihre Haut wurde immer blasser, mittlerweile hat sie täglich Fieber, war viel am weinen und am schlafen.
Wöchentlich waren wir beim Arzt, bei jeder Blutentnahme, sind die Thrombozyten wieder ein kleines bisschen gefallen.

 Im Januar 2014, war Darleen durchweg krank, am schlafen, am weinen, voller Petechien und Blauen Flecken. Die Blutwerte waren sehr gesunken. Doch unser toller Kinderarzt, sagte mir immer wieder das es normal sei für Menschen mit DS, die schlechten Blutwerte, die Petechien, die blauen Flecken. Für eine Leukämie sei sie zu Fit.
Darleen konnte auch mit 41 Fieber einen Baum ausreißen, und das wusste er...

 Als es ihr immer schlechter ging, rief meine Mutter die Kinder Onkologie In Münster an.
 Nachdem sie von Darleen erzählt hat, bekamen wir sofort einen Termin.
Unser Kinderarzt war nicht begeistert , er meinte ich solle sie nicht noch mit einer Knochenmarkpunktion quälen, sie habe keine Leukämie!

 Montags sind wir in die Onkologie, die Ärzte haben sich Darleens Laborbefunde zukommen lassen, und anhand dessen konnten, sie schon schlimmes ahnen. Der Onkologe sei sich sicher, das unser Arzt es hätte wissen müssen, das grade bei Down Kindern, der Verlauf einer Leukämie, schleichend kommt und nicht so akut wie bei Menschen ohne DS.

 Mittwochs war die Punktion , Diagnose:

 Akute Myoloische Leukämie bei Down Syndrom. Kurz AML


 Das Für mich erneut eine Welt zusammen brach, brauch ich glaube ich nicht zu erwähnen.
Auch wenn die Heilungschancen bei 95% liegen.

 Wir durften nochmal nachhause. Um alles zu klären, schließlich hatte ich noch ein 4 Monate alten Säugling zuhause.
 Innerhalb von ca. 12 Stunden musste ich so viel erledigen, das mir keine Zeit blieb um zu trauern.

 Am 23.01 bekam Darleen den Port eingesetzt.

 Am 24.01 genau 2 Jahre nach Liams Beerdigung die 1. Chemo.

 In einer Besprechung erfuhr ich, das Darleen "nur" 4 Chemoblöcke braucht, ohne Erhaltungstherapie, also Chemo in Tablettenform.

 Sie verpackte Die Chemo sehr gut. Lediglich verweigerte sie das Essen. Sie war gut drauf, lief viel herum, lachte, so als würde ihr kein Gift durch die Adern schießen.
Dieses Gift, was zugleich Fluch und Segen ist, welches meinem Kind die Krebszellen aus dem Körper jagte, sie aber zeitgleich beinahe getötet hätte:



 Ihr Zustand verschlechterte sich urplötzlich, sie schlief nur noch, sei nicht unüblich, wegen der Chemo. Hinzu kam sehr hohes Fieber, was man nicht in den Griff bekam. Sie bekam zig verschiedene Antibiotika, ohne zu wissen, was Sie genau hat. Jeden Tag mehrmals wurde ihr Blut aus dem port entnommen, um Kulturen anzulegen, damit man herausfinden kann, mit welchem Infekt sie es zu tun haben. Darleen fing an zu husten, und weinte dabei bitterlich. Man hat ihre Lunge geröntgt , eine zentrale Lungenentzündung. Doch wodurch wurde diese ausgelöst? Sie musste mehrmals am Tag inhalieren, bekam Sauerstoff ... So kenne ich mein Kind nicht, 24 Std. schlief sie auf dem Bauch, arme darunter eingeklemmt, Popo hoch. So bekam sie am besten Luft, sie auf den Rücken zu drehen, waren pure Qualen.
 Eine Menge Ärzte kamen in ihr Zimmer, der Professor, erklärte mir, das man bei Ihr den RSV entdeckt hat, ein hartnäckiger Lungenvirus, den sie selbst nicht behandeln können, das kann nur ihr Immunsystem...
Doch sie hatte keins mehr.

 Ohne ihr Immunsystem, hat der Virus die beste Chance, ihre Lunge komplett zu belegen, und das tat er auch.
 Der Sauerstoff über eine Nasensonde hatte nicht mehr ausgereicht, die Intensivärzte wurden hinzugezogen, und man entschied sich sie dorthin zu verlegen, damit sie über eine Maske beatmet werden kann, mit mehr Sauerstoff. So War es auch.
Die Ärzte prophezeiten mir noch das sie zum Wochenende hin wieder auf die Onkologi verlegt werden würde, doch sie haben falsch gedacht.
 Einen Tag später, veränderte sich ihr Zustand so rapide,das man erneut ein Röntgenbild machte, die komplette Lunge ist dicht. Normalerweise, sieht die Lunge auf einem Röntgenbild durchlässig aus, doch Darleens war weiß umschleiert, nur ganz kleine minimale Areale waren noch belüftet.

 Darleen lag nicht mehr, sie saß, Rücken grade, Arme weit ausgebreitet auf ihren Oberschenkel gestützt... Und so schlief sie auch. Anders bekam sie keine Luft mehr.

 Am 15.02 auf dem 1. Geburtstag von Jamie, kam ich morgens auf die Intensiv, Ärzte und Schwestern standen in ihrem Zimmer, der Monitor schlug permanent Alarm , der Professor und Facharzt für Lungenkrankheiten, stand an ihrem Bett, er erzählte uns, das sie Darleen ins künstliche Koma verlegen müssen, da die Maske trotz 100% Sauerstoffzufuhr,ihr nicht mehr helfen kann. Darleen saß auf dem Bett, die Sättigung fiel auf 53% und wir wurden raus geschickt.

 Stunden später durften wir wieder zu ihr, sie hatte unzählige Zugänge in ihrem Körper

 22 Medikamente standen hinter ihr, aufgeteilt in Perfusoren.

Sie lag da, und ich war...

 Erleichtert! Sie musste dieses Leid nicht mehr mit erleben... Die Ärzte erhofften sich durch die Maschinelle Beatmung, das sich ihre Lunge erholen würde.

 2 Tage später kam der Arzt, und sagte : Es wird Zeit, das sie anfangen sich zu verabschieden, die Prognose ihrer Tochter, ist mehr als ungünstig. Von 10 Kindern mit dem gleichen Krankheitsverlauf, überleben 2, statistisch. Ihre Lunge wird immer dichter, die Maschinen laufen auf Hochtouren, ihre kleine Lunge wird so stark beatmet wie die eines Erwachsenen. Wenn Sie es überleben würde, dann garantiert mit bleibenden Lungenschäden.

 Und so fing ich an, mich jeden Tag von ihr zu verabschieden...

Ich blieb den Ganzen Tag bei ihr, habe ihr vorgesungen, vorgelesen, sie gestreichelt. Mittlerweile sind auch ihre Kompletten Haare ausgefallen.

 Am 19.2 ca., 4 Wochen nach der 1 Chemo, wurde erneut eine Punktion durchgeführt, denn Darleen sollte schon längst wieder ein regeneriertes Knochenmark haben,sprich die Leukozyten,die Sie Brauch um den Virus zu bekämpfen, die Thrombozyten, und die Erotrozyten sollten wieder vollständig im Knochenmark nachzuweisen sein, da sie zuvor von der Chemo zerstört wurden. Doch Darleens Körper war dazu nicht in der Lage, der kleine Körper war zu sehr damit beschäftigt ihr Leben zu retten. 

Nachdem die Punktion fertig war, standen wieder so viele Ärzte bei ihr im Zimmer.

 Die Professorin der Onkologie, sagte mit einem Atemzug: Der Krebs ist nicht besiegt, somit hat sie keine Heilungschancen mehr, 95% ihrer Zellen deuten auf Krebszellen hin, wir schicken eine Probe nach Hannover um diese genau zu untersuchen, denn manchmal sehen Die kommenden guten Zellen genauso aus wie Leukämiezellen. Ich bin mir aber sicher das es böse Zellen sind. Bestätigt das Hannover , müssen wir die Maschinen ausmachen und Ihr Kind wird sterben...

 Der schlimmste Satz, der Schlimmste Gesichtsausdruck,der schlimmste Alptraum jeder Mutter.
Das kann einfach nicht wahr sein....

 Wie viel Leid muss ICH noch ertragen???


 Ich habe diesem kleinen Menschenkind Das Leben bewusst Geschenkt, wo doch 95% der Down-Kinder abgetrieben werden. Werde ich jetzt dafür bestraft, das ich ihr das Leben geschenkt habe, um sie mir auch noch weg zu nehmen, nach 2 Jahren?!

 Ich konnte es nicht glauben erst Liam Dann mein Baby? Nein das konnte nicht sein.

 Darleen lag im 19. Stock, die Balkontür verschlossen, doch ich wusste sollte mein Baby morgen sterben , werde ich springen.

 Meine ganze Familie kam, um sich zu verabschieden...
Ich habe die Beerdigung geplante,den morgigen Ablauf, Anziehsachen ausgewählt.

 Ich habe einen Arzt gefragt, wie es ablaufen wird, ob sie was mitbekommt. Als er mir den Sterbeprozess erklärte, lief es mir eiskalt den Rücken entlang. Sie würde ganz genau so sterben wie Liam. Sie würde, in meinen Armen ins Koma fallen und ersticken, sie würde nichts mitbekommen.

 Am nächsten Tag, saßen wir von 7 Uhr morgens bis das Ergebnis endlich um 17 Uhr kam, an ihrem Bett!Ich habe sie 1000 mal angefleht,bei mir zu bleiben, sie darf mich einfach nicht alleine lassen, sie muss weiter kämpfen.
Ich habe das erste mal seit Jahrzehnten wieder gebetet, das er sie mir nicht wegnehmen darf.

 3 Ärzte kamen rein:

 ES sind Gute Zellen, ihre Leukos kommen,
somit hat sie eine weitere Chance um weiter zu kämpfen.

 Doch ihre Lunge, und ihr kleiner Körper hatten keine Kraft mehr, die Beatmungsmaschinen, haben nicht mehr ausgereicht. Man entschloss sich , sie an einer künstlichen Lunge anzuschließen, die sogenannte ECMO.
 Der Einbau dieses Gerätes dauerte 3 Stunden.
 Nun ragen 2 dicke Schläuche aus ihrem Brustkorb, ein Schlauch zog ihr das Blut aus ihrem Körper, es wurde künstlich mit Sauerstoff angereichert, der andere pumpte es Ihr zurück.

 Es war die letzte Hoffnung, 

die letzte Chance um zu überleben. Die Beatmungsmaschine wurde niedriger gestellt, damit ihre Lunge sich ausruhen kann, ihr Brustkorb hob sich nur ganz Sacht.

 Während des Komas, ist Darleen mehrmals wach geworden, die Medikamente, die sie schlafen lassen sollten, hatten keine Wirkungen mehr, man wusste davon das grade down Kinder sich an solchen Medikamenten rasend schnell gewöhnen, und so wurde ihr beinahe täglich ein neues starkes Medikament verabreicht. Wenn Sie wach wurde, zitterte Ihr Körper, ihre Hand Griff nach meiner. Panisch versuchte sie sich Schläuche raus zuziehen, sie würgte gegen den Tubus. Sie bekam ALLES mit.

 10 Tage... Das war das Zeitlimit mit der ECMO.


 Bessert sich ihr Zustand innerhalb dieses Zeitraumes nicht, würde man alles ausstellen und sie sterben lassen. Es wäre dann nur ein hinauszögern ihres Todes, ein langes sterben, als der Kampf zum überleben, sagte mir der Arzt.

 Doch nach nur wenigen Tagen, kamen endlich ihre Leukos, und schossen sofort in die Lunge um den Feind zu besiegen. Jeden Tag, besserte sich ihre Lunge.

 Am 11. Tag konnte die ECMO ausgebaut werden.
Mittlerweile ließen sie 2 Narkosegasmittel in ihren Körper Fließen da sämtliche betäubende Mittel nicht mehr halfen.

1 Woche später, am 13.03, musste sie extubiert werden, auf Risiko. Zwar war ihre Lunge wieder fast frei, doch noch sehr sehr krank. Doch Darleen konnte und wollte nicht mehr schlafen.
 Man bereitete mich, wieder einmal auf das schlimmste vor, Lungenkollaps, Lungenschäden, Lungenzusammenfall.

 Doch, gegen alle Erwartungen Der Ärzte, hat sie keinerlei Schäden. Von 100 % Beatmungsmaschine, über Ecmo, brauchte sie lediglich 1 Liter Sauerstoff über die Nasensonde ...

 Ich kam in ihr Zimmer, die Augen weit aufgerissen, sie wurde festgehalten, da schon der Entzug begonnen hat. Sie schrie, zitterte am ganzen Körper hatte keinerlei Kontrolle über ihren Mund und die Zunge.
 3 Tage lang, blieb sie wach. Sie kuschelte so viel mit mir, mit ihrer Oma und den Bezugsschwestern.



 Nach 2 Wochen war der ganze Alptraum vorbei.


 Darleen musste alles wieder neu erlernen sie konnte ihren Kopf nicht halten, nicht sitzen, laufen, beim Essen und Trinken verschluckte sie sich immer wieder.
 Wir kamen runter auf die Onkologie, wo sie mit Riesen Applaus in Empfang genommen wurde, und direkt begann der 2. Chemoblock.

 Nach 10 Wochen stationär, isoliert durften wir endlich nachhause.

 Am 4ten Tage bekam sie Fieber und wir mussten wieder für 10 Tage ins Krankenhaus.

 Die nächsten 2 Chemoblöcke verpackte sie sehr gut, bis auf kleinere Infekte. Und leider eine Thrombose in der Vene wo sie ihren Port sitzen hatte.

 Als sie das erste Mal für 5 Wochen zuhause war, erlernte sie das laufen. Und ich habe es zum ersten Mal wahr genommen. Meine Darleen, wie ich sie vorher kannte, ist längst gestorben. Mein Baby, war gezeichnet vom Krebs, schwerst Traumatisiert, lebte ständig in Panik. Zum schlafen bekam sie hochdosiertes Melatonin, und selbst das brachte sie nicht zum schlafen, sie hatte zu viel angst und wenn sie schlief ist sie kurz darauf schreiend wach geworden.

Bis heute, allerdings in abgeschwächter Form, dauert dieses ganze nun an. Sie sieht aus wie mein Baby, doch ihr Wesen, hat aufgrund dessen so sehr gelitten, das sie nie wieder die alte wurde. Ihre Entwicklung blieb stehen, sie kann nicht mehr sprechen, und derzeit sieht es aus, als würde es auch noch sehr lange dauern bis sie ihre ersten Wörter wieder sprechen kann. Sie Ist Nun im 2. Remissionsjahr, 8 Jahre Kontrolle und die 100% Heilung, dann ist sie endgültig fertig damit. Da Darleen sich schwer tut mit der Entwicklung bzw der Verarbeitung des ganzen , und das sie seitdem irgendwie anders ist, besteht jetzt der Verdacht, auf einer Autistischen Spektrums Störung, ausgelöst durch die schwere der Erkrankung.




 Ich werde alles dafür geben, um ihr das schönste und beste Leben zu bieten, was in meiner Macht steht. Ganz gleich welche Diagnosen noch zusätzlich auf Ihrem Krankenblatt stehen werden, ganz gleich wie viele Jahre sie noch traumatisiert ist, und wie lange sie für das erste Wort braucht.

 Einzig und allein, heilt sie ganz langsam von innen, durch meine Liebe und die Liebe ihrer Schwester.

 Darleen WILL leben, 


sie hat es mir immer und immer wieder gezeigt das es die richtige Entscheidung war, sie bekommen zu haben.

 Heute gilt sie als Wunder, und ich glaube ganz fest daran, das ihr kleiner Schutzengel Liam, für sie weiter geatmet hat, als sie selber keine Kraft mehr dazu hatte. Somit bekam der Tod von Liam einen kleinen tröstenden Grund, er ging um ihr das Leben zu retten.


Jamie, Emilia, ich und Darleen 





Ich kann Ariane gar nicht genug dafür danken, dass sie ihre Geschichte hier mit uns teilt.

Ich wünsche der kleinen Familie alles Glück dieser Erde, weiter so viel Kampfgeist und Zeiten der Ruhe und Freude in denen sie alle einfach nur Familie sein können ohne Gedanken an die Schrecken der letzten Jahre.
Bilder mit Genehmigung von Ariane veröffentlicht.


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10 Kommentare:

  1. Wahnsinns Geschichte.da sind mir wirklich Tränen gekullert. Da habt ihr wirklich h ganz schön was mitgemacht. Aber ihr scheint stark zu sein. Und schafft die remission! Alles alles liebe!

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  2. Mensch.... ich kannte Eure Geschichte doch, habe damals mitgezittert und -gebetet, und jetzt heule ich trotzdem.... Alles Gute weiterhin!

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  3. Auch ich hatte Tränen in den Augen. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was mir gerade alles so durch den Kopf schwirrt. Ich zitter, bin beinah wie gelähmt. Aber eines weiss ich sicher.... IHR SCHAFFT DAS und danke für diesen Beitrag, da weiss man wieder, warum man Papa ist :)

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  4. Ich musste dreimal unterbrechen und mir die Tränen wischen. Einfach nur traurig und herzzerreißend... Besonders wenn man selbst ein Kind hat...

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  5. Einfach unglaublich bewegend, unfassbar und unendlich traurig und glücklich zugleich. Ganz herzlichen Dank für Deinen Beitrag ♥ Es ist Wahnsinn, was Darleen, was ihr alle, geschafft und gemeistert habt ♥

    Ganz liebe Grüße
    Evelyn

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  6. Bei diesem Bericht ist es mir mehrmals heiß und wieder eiskalt den Rücken heruntergelaufen...obwohl meine kleine 2 jährige Tochter zur Zeit gegen Leukämie AML kämpfen muss. Bei ihr wurde es aber Gott sei Dank! früh erkannt... Alles Gute der kleinen Darleen und ihrer Familie!!!

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    1. Bei darleen wurde es auch "frühzeitig" erkannt, es waren bloß 28% Krebszellen im knochenmark. Darleen war auch damals 2 Jahre. Ich wünsche euch alles Glück der Welt. LG ariane

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  7. Deine Geschichte hat mich so dermaßen aufgewühlt, dass mein “Problem” völlig in den Hintergrund gerückt ist. Vor zwei Wochen ist unser kleiner Sohn unerwartet mit Trisomie 21 auf die Welt gekommen und ich versuche damit klar zu kommen und mich von meinem “Wunschkind” zu verabschieden. Deine Geschichte hat mich sehr bewegt und auch wieder etwas wachgerüttelt, worauf es wirklich im Leben ankommt. Danke dafür und ich wünsche dir und deinen Lieben weiterhin viel Kraft und noch ganz viele tolle und besondere Momente!

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    1. Herzlichen Glückwunsch zum kleinen Sohn.
      Zeit zum Trauern um das erwartete Kind ist wichtig und normal und danach wird es einfach nr noch dein Kind sein, das einfach richtig ist so wie es ist :-)
      Ganz liebe Grüße
      Martina

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  8. An den anonymen Kommentator von heute. 7.1.2019 17:32h
    Hate wird hier grundsätzlich nicht veröffentlicht und schon gar nicht ohne Offenbarung wer man ist

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