Donnerstag, 22. Oktober 2015

Das bunte Zebra im Interview

Im Blog über das PEp Mainz habe ich ja schon ein bisschen über Arbeitsmaterial erzählt und damit nicht nur wir dieses unheimliche Glück haben damit arbeiten zu dürfen gibt es jetzt die Möglichkeit für jeden, auch auf der anderen Seite der Weltkugel.

Ich habe Thomas Landini 15 Fragen gestellt über das bunte Zebra und über den Menschen hinter dem Zebra.
Ich habe Euch übrigens schon mal von Thomas erzählt und zwar war er der Papa der Jolina in Mainz wiedergefunden hat als sie weggelaufen war. Nachzulesen an dieser Stelle: klick.






1. Wer steckt hinter „Das bunte Zebra?

Vordergründig ich. In Wirklichkeit aber sind es die vielen besonderen Menschen, die mich in den letzten 6 Jahren inspiriert haben. Ganz besonders mein Sohn Raphael.
Ich leitete 17 Jahre lang eine kleine Werbeagentur und kenne mich daher mit Öffentlichkeitsarbeit, Selbst- und Außendarstellung ganz gut aus. Nach Raphaels Geburt setzte ich dieses Fachwissen als erstes für den Elternkreis ein. Inzwischen arbeitet ich aber auch viel mit anderen (Selbsthilfe)Organisationen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit zusammen.
Daraus entstand der Gedanke eine neue Agentur zu entwickeln, die sich mit ihren Produkten und Angeboten dem Ideal der Inklusion verschreibt.
Ein weiterer Bereich des bunten Zebras ist die Verlagsarbeit. In enger Zusammenarbeit mit dem PEp in Mainz wird nach und nach das ganze Spiel- und Arbeitsmaterial (u.a. Lesen-, Schreiben-, Rechnen lernen) in professionell und liebevoll gestaltete Produkte umgesetzt - und vertrieben werden. Aber auch andere Produkte sind in der Pipeline. Z.B. ein Fotobuch mit Jenny Klestil, ein Down-Syndrom Kochbuch, ein Musikbuch von Angelika Jekic und ein Buch mit Carina Kühne, in dem sie ihre Erlebnisse während der Dreharbeiten zu Be my Baby beschreibt.
Das bunte Zebra ist ein spannendes und ambitioniertes Projekt, dass Menschen mit und ohne Beeinträchtigung viel Freude und Neues bereitstellen möchte.

2. Hat der Name eine bestimmte Bedeutung?

Es ist ein Bild, von dem ich hoffe, dass es sich gut im Kopf verankert. Einprägsam ist. Auch finde ich es schön eine Stereotype wie „Alle Zebras sind Schwarz/Weiß“ zu karikieren.

Foto: Jenny Klestil
3. Magst Du ein bisschen von Dir/Euch erzählen?

Die Landinis sind zu viert. Neben der besten Ehefrau von allen habe ich natürlich die zwei  weltbesten Kinder. Raphael wurde 2009 mit dem Down-Syndrom geboren, drei Jahre später folgte dann Elena. Während ich schon vergleichsweise alt bin ist der Rest der Familie ziemlich jung. Im Durchschnitt 15. Das bietet viel innovatives Potential.



4. Wie kamst Du auf die Idee das Bunte Zebra ins Leben zu rufen?

Natürlich ist der primäre Auslöser die Geburt meines ersten Sohnes Raphael. Ich habe in den letzten 6 Jahren sehr sehr Vieles von ihm gelernt und lerne weiter. Die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, die die Belange von Beeinträchtigten aller Art vertreten ist mir sehr schnell klar geworden, dass da unglaublich viel Wissen und Engagement bereit steht, dieses aber nicht (im „Werbesinne“ oder im Sinne professioneller Selbstdarstellung) gut nach außen dargestellt wird. Wir leben in einer Augen- und Werbewelt. Was nicht lecker verpackt ist, wird als nicht wirklich wertig missverstanden. Egal ob es sich dabei um Fischstäbchen oder ein Lesebuch für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung handelt. So lag es nahe meine Berufserfahrung mit der Erfahrung anderer, beispielsweise dem PEp, zu kombinieren.


5. Wo findet man Dich/Euch im Internet?




6. Was dürfen wir bald vom bunten Zebra erwarten?

Lesebücher für alle Altersklassen in Kombination mit Spielen und Übungsheften
Übungsbücher zur Graphomotorik
Fotobücher, Musikbücher und ein Be my Baby buch von Carina Kühne.
Wir entwickeln diese Dinge nicht nur für Menschen mit Down-Syndrom.
Auch die Geschwisterkinder oder andere Mitspieler werden einbezogen.


7. Wen möchtest Du/Ihr ansprechen mit deinen Produkten?

Im Prinzip alle, die Neugierig werden. Natürlich sind die Produkte „technisch“ so
aufgearbeitet, dass sie für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung oder Lernschwierigkeiten „funktionieren“. Durch ihre Anmutung und Machart sollen sie aber auch für Regelmenschen attraktiv sein, so dass Situationen auftreten, dass sich z.B. Regelkinder für die PEp-Romane interessieren und die dann gemeinsam mit unseren DS-Kindern lesen oder das Spiel dazu spielen.






8. Wer oder was inspiriert Dich?

Nicht nur meine Kinder überraschen mich ständig aufs Neue. Vor allem die Wahrnehmungswelten der vermeintlich Beeinträchtigten, die ich inzwischen habe kennen lernen können. Noch vor 7 Jahren hatte ich keine Ahnung dieser unglaublich vielseitigen und inspirierenden Welt. Meine optische- und „emotionale Wahrnehmung“ hat deutlich zugenommen. Dafür bin ich sehr dankbar.

9. Was bedeutet für dich Glück?

Ruhe, ein gutes Buch und die Gewissheit, dass es allen gut geht. Zu wissen, dass das was man tut gut ist und das man dort, wo man ist, richtig ist.

10. Welches Buch sollte man unbedingt gelesen haben (jetzt keins vom bunten Zebra, *grins*)

Das ist fies :-)   Ich mag die Amerikaner, z.B. Denis Johnson, Jonathan Franzen, Richard Ford, ... Ich habe sehr viele Bücher zu Hause und eine Top 10 fiele schon schwer. Wenn ich mich auf einen Autor festlegen müsste wäre es wohl Cormac McCarthy. Da ist jedes Buch wunderbar geschrieben.



11. Gibt es das bunte Zebra nur im Netz oder auch live und in Farbe und zum anfassen und wenn ja wo oder wann?

Das Zebra hatte gerade sein Outing auf der DS Fachtagung in Augsburg. Natürlich werden wir uns, sobald ein solider Grundstock an Produkten erarbeitet und gedruckt ist, auf verschiedenen Messen zeigen. Wir möchten Elternkreise oder DS Ambulanzen informieren und anbieten bei bestimmten Events vor Ort zu sein. Zwei, drei Jahre in die Zukunft gedacht hoffe ich auf eine kleine, feine Agentur in der Menschen mit und ohne Beeinträchtigung an spannenden und coolen Projekten zusammen arbeiten.
Da dürfen dann gerne mal Gäste auf einen Tee oder Kaffee vorbeikommen.

12. Was war bisher die beste Entscheidung deines Lebens?

Vater werden zu wollen

13. Was steht auf dem bunten Zebra Schreibtisch? Kaffee oder Tee, oder sogar härtere Sachen?

Kaffee steht für Arbeit, Tee für Urlaub. Ich versuche bei der Arbeit öfters mal Tee zu trinken.


14. Ergänze bitte diesen Satz: „Menschen mit Down Syndrom sind…….“

Menschen.

Oder wie André Zimpel es formuliert: „Menschen, die mit den besonderen Bedingungen einer Trisomie 21 leben.“

15. Welche 3 Dinge würdest Du auf die berühmte einsame Insel mitnehmen?

Meine Familie. Der Rest ergibt sich.


Fotos: Jenny Klestil


Vielen Dank an Thomas für dieses Interview und das zur Verfügung stellen der Bilder.

Ich wünsche dem bunten Zebra einen großen Erfolg, denn so etwas hat wirklich noch gefehlt und ist eine Bereicherung.

2 Kommentare:

  1. Eine ganz tolle Sache, wunderbar dass Thomas sich diesem wichtigen Thema angenommen hat :). Viel Erfolg wünsche auch ich dem bunten Zebra (so eine coole Idee, der Mann ist echt ein Profi :))

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  2. Huhu Martina, schön das Thomas sein buntes Zebra hier bei dir vorstellen konnte. Es steckt jede Menge Schwess und Nerven, aber vor allem viel Herzblut in seiner Firma. Ich freu mich riesig auf die 1. Exemplare und hoffe das sich viele mit uns freuen werden :)

    Ich würde übrigens tatsächlich auch meine 2 besten Männer der Welt und die beste Prinzessin der Welt auf die Insel mitnehmen. Würd zwar mein Smartphone sehr vermissen, aber mit denen 3 wird einem doch eher nicht langweilig, selbst wenn man grad will ;)

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