Zum einen, E-Reader sind gar nicht so ungemütlich wie ich dachte, zum anderen, ich bin eigentlich genau richtig so wie ich bin und sollte aufhören mir Gedanken darüber zu machen.
Vielmehr wäre es wichtiger wieder noch mehr ich so zu sein wie ich bin und mein Umfeld dazu zu bringen mir das zuzugestehen.
Aber jetzt zu dem Werk von fischer ebooks, "Die Kunst des Innehaltens".
Dieses Buch hat mich tatsächlich dazu gebracht den E-Reader meines Mannes auszuleihen und mich mit einem Heizkissen im Rücken, fast bewegungslos meinen Hexenschuss pflegend auf die Couch zu verkrümeln und in die Gedanken des Autors einzutauchen.
Eine kleine Leseprobe gibt es übrigens hier bei fischer verlage.
Man beachte das Chaos um mich während ich abtauche |
Ich war erstaunt wie gut das Teil in meiner Hand lag und um relativ bewegungslos zu sitzen ist Knöpfchen drücken sogar angenehmer als blättern.
Aber trotzdem liebe ich das Gefühl von Papier in der Hand, meine Finger über die Zeilen gleiten lassen und an der Dicke des Buches zu spüren wie weit man schon gekommen ist. (Ja ich habe die Prozentanzeige gesehen, aber das ist anders, das ist nur mit den Augen, Bücher aus Papier lesen ist mit allen Sinnen - ja alte Bücher riechen auch schon mal, oder meine Jugendbücher haben Schokoflecken *schäm*)
Ihr fragt Euch was dies mit dem Buch zu tun hat? Ganz viel. Auch im Buch geht es viel um sitzen, einfach still da sitzen, aber nicht dabei lesen, oder nur weil man Rückenschmerzen hat.
Sitzen und den Geist ausruhen, Entschleunigen wie man heute sagt, Meditation könnte man es auch nennen, oder einfach Innehalten.
Bei der Erziehung meiner Tochter mit Down Syndrom habe ich ein wichtiges Wort gelernt "Stop" und dazu die Gebärde mit der Hand.
Einfach Stop, anhalten, die Resettaste drücken sozusagen und dann neu hochfahren.
Jolina kann nicht zu viele Informationen gleichzeitig verarbeiten und wenn ich möchte, dass sie mit etwas aufhört, dann mit der klaren Ansage Stop, die Erklärung erfolgt dann wenn sie den Kopf wieder frei dafür hat.
Wir wollen zu viel und ständig, das Einfache ging uns verloren.
Ich bin ein Mensch der viel von diesem Elixier des Innehaltens benötigt, vielleicht weil ich weiß wie gut es tut.
Aufgewachsen in einem Kaff mit 199 Einwohnern und ohne Geschwister war ich oft alleine mit mir und meinen Gedanken und ich fand es gut.
Das Buch beginnt mit einem Besuch bei Leonard Cohen, der in einem Kloster in den Bergen lebt.
Auch der hat sich zurück gezogen, weil weniger manchmal mehr ist.
Die Bilder konnte ich leider nicht so schön betrachten wie das wohl mit moderneren Readern möglich ist |
Eine Geschichte hat mich wirklich aufhorchen lassen.
Der Autor beschreibt eine Begegnung mit einer Deutschen auf einem Flug in die USA. Sie setzt sich neben ihn und sitzt einfach da ohne etwas zu tun. Er schläft, macht dies und das, schiebt sich an ihr vorbei um zum WC zu gehen,.... und am Ende des Fluges sitzt sie immer noch einfach da.
Er traut sich dann doch sie anzusprechen und erfährt, dass sie auf dem Weg nach Hawaii zu einem Erholungsurlaub ist und den Flug nutzt um den Kopf frei zu machen um direkt in die Erholung einsteigen zu können.
Das bin ich, oder war ich, jedenfalls so ähnlich.
Vor einem Urlaub war ich immer viel zu hibbelig um im Flieger einfach NICHTS zu tun.
Die Ähnlichkeit liegt bei meinem früheren Arbeitsweg.
Durch ein Jobangebot meines Mannes mussten wir umziehen, jedoch nicht weit genug weg um meinen Job kündigen zu müssen und da ich Veränderungen hasse blieb ich einfach auf meiner alten Stelle und fuhr jeden Tag eine Stunde hin und eine Stunde zurück, mit dem Auto über Land, ohne auch nur der geringsten Chance ein öffentliches Verkehrsmittel in dieser ländlichen Gegend zu nutzen.
Ich fuhr diese Strecke 10 Jahre lang, Tag für Tag und viele fragten mich wieso ich das tue.
Meine Antwort war ganz einfach: "Ich weiß mir gehen jeden Tag 2 Stunden Zeit verloren, aber diese Zeit im Auto nutze ich um den Kopf frei zu bekommen, somit nehme ich keine Arbeit mit nach Hause." Hier ist natürlich nicht die Arbeit im Aktenkoffer gemeint, sondern die Arbeit im Kopf.
In der Zeit in der ich über die Landstraßen fuhr hatte ich nichts zu tun, nur fahren und den Müll aus meinem Kopf rauswerfen um dann zu Hause absolut und sofort in meinem Feierabend zu sein, wenn auch recht spät.
Die wahre Kunst des Innehaltens ist wohl wirklich diese Inseln der Ruhe zu finden.
Ich fühle mich oft bedrängt von meinem Umfeld. Sobald ich mir einen Kaffee mache, die heimliche Insel der Ruhe der Mütter, will garantiert eine meiner Töchter etwas, oder der Postbote klingelt, oder das Telefon (wobei ich das sehr gut klingeln lassen kann) Im Buch habe ich auch gelesen, dass man 25 Minuten braucht um sich von einem Telefonat zu erholen, stimmt.
Weil andere dies oft selbst nicht brauchen, oder nicht merken dass sie es brauchen verstehen sie mich nicht, warum ich mich oft zurückziehe.
Würden die mich mal 30 Minuten in Ruhe lassen, dann wäre es ja gut, aber wenn nach 10 Minuten jemand in mein inneres Nirgendwo kommt und mich stört, dann sind diese 10 Minuten für den Eimer und ich müsste meine 30 Minuten wieder neu beginnen, nur rechnet man mir das immer auf.
Mir fehlt ab und zu diese Autofahrt ins Nirgendwo.
Ich wusste nicht was mich erwartet bei diesem Buch, doch es hat mir gut getan. Was möchte man mehr? Was es mit Euch macht liegt an Euch selbst und wie ihr die Welt um Euch seht.
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Liebe Martina,wie gut kann ich dich verstehen. ..wenn man wirklich mal Ruhe gibt und in sich hinein horcht passieren manchmal tolle Dinge und man spürt was wirklich wichtig ist. Ich brauch das auch ganz dringend, werd die Leseprobe auf alle Fälle lesen und wünsch Deinem Rücken alles Gute.
AntwortenLöschenLiebe Martina,
AntwortenLöschenich liebe den kindle. Vor kurzem habe ich mit den Voyage geholt. Da ich mich bei dem Grundmodell so in die Blättertasten verliebt habe und nicht drauf verzichten wollte, habe ich mir keinen neuen gekauft, bis der Voyage auf einmal da war. Mit Licht zu lesen macht das Lesen in der Wanne auch ganz angenehm bei dem Wetter. DA kann ich dann abschalten. Handy aus, Wanne voll und mit dem kindle in die Wanne springen.
Ich kindle fast nur noch, auch da der Platz im Regal ja irgendwann beschränkt ist.
Ganz liebe Grüße und noch viele schöne Lesestunden, Jana