Ich hatte dieses Buch auf Instagram schon mehrfach angeteasert, wenn ich mal wieder eine besonders schlimme Stelle gelesen hatte.
Daher tat ich mir ja etwas schwer mit der Überschrift.
"Buchtipp" heißt gutes Buch, "Buchvorstellung" heißt, dass ich jetzt nicht unbedingt eine Empfehlung aussprechen möchte, aber wie nennt man etwas, wenn man sagen will "Kauft das nicht! Niemals!"
Es geht um
Joel´s Bruder
von Anne LiegalAls ich das Buch gebraucht kaufte irritierte mich als erstes der Titel.
Wer nennt denn ein Buch über ein Kind das Simon heißt "Joels Bruder"?
Nein, es heißt ja Joel´s Bruder, mit Deppen-Apostroph.
Das Buch ist von Books on Demand und ja, es wäre bei jedem Lektor durchgefallen, alleine die Grammatik des Titels und auch der Rest ist ermüdend und schwerfällig geschrieben.
Das Buch hat 255 Seiten durch die ich mich gequält habe. Zusätzlich ist die Schrift extrem klein und eng und es gibt nicht mal 1cm Rand zum äußeren Buchrand.
Schrecklich viel mehr Buch als man erahnen kann.
Übrigens kann die Autorin als Mutter ihre Distanz zum Kind mit Down-Syndrom kaum besser erkennbar ausdrücken indem sie es als den Bruder ihres Sohnes bezeichnet.
Eigentlich geht es in diesem Erfahrungsbericht ganz viel um die Autorin "Ich, Mich, Mein!" hätte ich mal zählen sollen, es gibt eine Seite auf der jeder Satz mit "Ich..." oder "Ich will..." beginnt, es ist gruselig.
Im ersten Absatz offenbart die Autorin schon sehr deutlich wes Geistes Kind sie ist.
Sie beschreibt die erste Begegnung mit ihrem 2. Exmann und spricht davon wie abstoßend sie sein Äußeres fand. Äußerlichkeiten sind ihr sehr wichtig, wie man im Laufe des Buches immer wieder feststellen kann.
Die Autorin glaubt wirklich, dass die Kinder sich streiten, oder etwas anstellen um sie zu ärgern.
Dementsprechend reagiert sie auch.
Besonders abstoßend finde ich die Beschreibung wie ihr dauerverschnupftes Kind mit Down-Syndrom in ihr Bett schlüpft, besonders intensiv beschreibt sie ihren Ekel vor seinen Berührungen und wie schlimm sie es fand seinen Atem riechen zu müssen. Sie flüchtet aufs Sofa um nicht neben ihm schlafen zu müssen.
Sie findet es auch schrecklich um 6:00 geweckt zu werden, da sie ja eigentlich bis 7:00 schlafen könnte. Finde ich jetzt, deren Wecker um 6:00 klingelt und deren Kinder früher immer schon um 4:30 oder 5:00 wach waren ein bisschen zum lächeln. Na ja und ich denke auch: "Mimimimimi!"
Das Buch wurde 2002 aufgelegt.
Simon wurde 1984 mit Down-Syndrom geboren
1965-1969 Die Mongolische Volksrepublik erreicht bei der UN, dass Trisomie21 nicht mehr "Mongolismus" heißen darf. (Warum habe ich hier erklärt)
Diese Jahreszahlen sind wichtig um zu verstehen warum ich es so empörend finde, dass die Autorin selbst sehr oft von mongoloiden Kindern/Menschen spricht, sich seltsamerweise gleichzeitig darüber aufregt, als eine Erzieherin die Bezeichnung Mongölchen benutzt, beides ist einfach unterste Schublade.
Das Schlimme ist, dass ich auf jeder Seite Ausschnitte zitieren könnte die das Lesen zu einer Qual machten, weil die Autorin ihren Egoismus lang und breit ausführt, es allerdings gar nicht merkt, weil sie ja offensichtlich nur um sich selbst kreist.
Zusätzlich erklärt sie immer wieder, wie sehr sie ihre Kinder liebt, sie umarmt sie deshalb auch. Umarmen alleine reicht allerdings nicht, das merkt man auch am Verhalten der beiden Kinder.
Aus jeder Beschreibung des Verhaltens liest man die Hilfeschreie der Kinder Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen, es ist für mich als Mutter unerträglich zu lesen, was die Kinder erlebt haben.
Simon reißt sich die Haare aus, dieses Verhalten wundert mich nicht, seine Mutter stört sich natürlich am Aussehen, merkt aber nicht, dass es einen Auslöser gibt und der ist nicht einfach Trisomie21
Ich zitiere mal aus dem Buch als sie von einer Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom eingeladen wird:
"...Ich war erschrocken. Sie hatte gesagt, man würde es kaum sehen, sind Mütter so blind?...er begrüßte uns mit ein paar lallenden Worten, die ich beim besten Willen nicht verstehen konnte, aber sein Vater verstand ihn. Er hatte die typischen Bewegungen der Mongoloiden..."
Weiter spricht sie von abstoßenden Bildern von Menschen mit Down-Syndrom und beschreibt abwertend den Gang dieser Menschen.
An Weihnachten sind Mutter und beide Kinder alleine und Joel meint es sei schöner gewesen als der große Bruder Peter im letzten Jahr da war. Zitat Mutter: "...er hatte leider keine Lust, mit uns zusammen zu sein und es ist seine Entscheidung."
Ob das richtig ist es einem 7 jährigen an den Kopf zu knallen und der Leser denkt wieder mal "Ja, der ist alt genug und hat zum Glück den Absprung von seiner Mutter geschafft."
Die Autorin hat noch 2 ältere Kinder, ob die sie ab und zu besuchen erfährt man nicht, nur ein Sohn erfährt man dann am Rande hat sie wöchentlich zum Einkauf gefahren bevor sie ein Auto hatte, dies fällt übrigens in einem Nebensatz, nachdem sie vorher erklärt hat warum sie ein Auto haben müsse, denn sie müsse alle Einkäufe immer den Berg hochschleppen.
Die Wahrnehmung entspricht eben nicht immer der Realität.
An Weihnachten beschwert sich die Autorin über die Geschenke der anderen und, dass ihre Kinder die Geschenke nicht schätzen würden, die sie ihnen gekauft hat. Spricht im nächsten Kapitel dann, dass der Junge mit Down-Syndrom eine Kassette seines Bruders mit Bandsalat zerstört hätte, aber er hätte ja keine eigenen Kassetten.
Man möchte ins Buch schreien: "Ja warum kaufst du ihm dann keine Kassetten die er so mag, sondern ein Playmoauto, mit dem er nichts anfangen kann? Du beschwerst dich sogar, wenn der 5 Jährige am Weihnachtsabend alles auseinanderbaut und Kleinteile verschwinden."
Bevor Simon in die Schule kommt gibt seine Mutter ihn in ein Heim und wenn ich am Anfang diesen Schritt verurteilte, war ich später so froh für den armen Jungen, der dann endlich auch die passende Förderung bekam und sich dann toll entwickelte. Der Bruder "Joel" hatte diese Chance leider nicht und scheint der Beschreibung nach dem nachzueifern was er täglich sieht, seiner Mutter.
Die Autorin machte nach der Heimunterbringung des Sohnes noch eine Weiterbildung, beschwert sich dann aber "...bis heute fand ich keine geeignete Arbeit"
Ja klar, wenn man so wählerisch ist bei Menschen, die auch immer alles falsch machten, Freunde, Schwester, Mutter, immer sieht die Autorin sich als Opfer und trägt an nichts die Schuld, da ist auch keine Arbeit gut genug.
Nachdem Simon im Heim eingezogen ist schreibt sie: "Jetzt war ich frei, was würde ich mit dieser Freiheit anfangen?"
Ich habe selten, auch in meiner 14 jährigen Arbeit in der großen Down-Syndrom Gruppe bei Facebook so erschreckend abwertende Beschreibungen des eigenen Kindes lesen müssen.
Manchmal bringt die Autorin ihre echten Gefühle auch zum Ausdruck: "Haß stieg in mir auf,...Und Neid empfand ich, Neid auf alle Mütter mit gesunden Kindern, je süßer die Kinder, desto weniger Diskriminierung...." (Die Rechtschreibung habe ich aus dem Buch so übernommen, wie gesagt, es fehlt der Lektor)
Wer dieses Buch als Außenstehender liest, oder als werdende Mutter, nicht auszudenken welches Bild die bekommen.
Ich könnte auch eine Kurzform schreiben:
Ein schreckliches Buch einer Egoistin, die nur sich sieht und das episch breit in diesem Machwerk ausbreitet. Kauf das Buch nicht es ist einfach nur Sch...
Ich habe noch nie ein Buch so zerrissen, ich habe aber noch nie ein Buch gelesen, dass mich menschlich dermaßen abgestoßen hat, ohne, dass es die Absicht des Autors oder eine Beschreibung eines Täters war. Dies hier ist ein "Erfahrungsbericht" und in der grenzenlosen narzisstischen Selbstwahrnehmung merkt die Autorin gar nicht, dass sie sich in einem abstoßenden Licht beschreibt, weil sie davon ausgeht, dass alle Menschen so ticken wie sie.
Exkurs:
Wie sind narzisstische Mütter und wie erkennt man sie?
Mamas, die narzisstische Verhaltensweisen aufzeigen, ist vor allem eins wichtig: sie selbst. Bei ihnen dreht sich ihr Leben lang eigentlich alles nur um die eigene Person. Kommt ein kleines Wesen dazu, welches Aufmerksamkeit und Zuneigung verlangt, kann das durchaus fatale Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Beziehung und somit auf das Leben des Neugeborenen haben. Kinder von narzisstischen Müttern leiden oft bis ins Erwachsenenalter unter einem gestörten Verhältnis zu ihren Müttern und müssen dieses nicht selten therapeutisch aufarbeiten.
Viele Mütter mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sehnen sich nach Aufmerksamkeit, Anerkennung und Bewunderung, da sie oft unter einem geringen Selbstwert leiden. Anderen gegenüber verhalten sie sich abwertend und sind arrogant, um ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Misserfolg und Kritik können narzisstische Mütter schwer ertragen und werden wütend oder ausfallend und schieben die Schuld von sich auf andere – oftmals die Kinder.
Wer das Buch trotzdem kaufen will, hier ein Werbelink zu Amazon
Allerdings findet man dort keine schlechten Bewertungen, meine wurde nicht veröffentlicht und eine die ich noch vor 3 Wochen dort gelesen hatte ist weg, ja suuuper:
M
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Danke für die Vorstellung des Buches. Die Kinder tun mir leid. Allerdings erinnert mich die Beschreibung des Buches sehr an meine eigene Mutter. Sie hatte einen pathologischen Narzissmus und alles sollte sich um sie drehen. Da ich weder als Kind noch als Jugendliche so "funktioniert"habe, wie sie das wollte, war es die Hölle auf Erden. Die Autorin scheint das gleiche Problem zu haben und so eine Mutter wünsche ich niemanden.
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