Donnerstag, 27. Februar 2025

Down-Syndrom A-Z: G wie Geschwister


 Das Thema Geschwister von Kindern mit Down-Syndrom ist voller Missverständnisse, falschen Aussagen und Vorstellungen.

Der entscheidende Punkt ist am Ende wie läuft es in der einzelnen Familie.

Sehr häufig ist ein Abtreibungsgrund für ein Kind mit Down-Syndrom, dass man sagt es wäre schlecht für die Geschwister.

Das kann man aber so pauschal gar nicht sagen, denn vielleicht nimmt man damit den Geschwistern ganz viel, z.B. die Möglichkeit echte Inklusion zu erleben, zu lernen, dass Perfektion und Leistung nicht unbedingt glücklich machen und auch, dass Vielfalt etwas Gutes ist.

Als ich zu meiner Schwiegermutter in der Schwangerschaft sagte, dass ein Kind mit Down-Syndrom kein Grund zur Abtreibung sei und ich deshalb das bei mir erhöhte Risiko einer Fruchtwasseruntersuchung nicht eingehen möchte kam der Spruch: "Wie kann man so etwas sagen? Du hast ja schließlich noch ein Kind an das du denken musst!"
Funfakt, mein Baby hatte tatsächlich Down-Syndrom und auch 16 Jahre später habe ich ihr diesen Spruch nicht verziehen.

Unserer Tochter hat es nicht geschadet, dass ihre Schwester das Down-Syndrom hat, vieles lief vielleicht an gewissen Stellen anders, aber anders ist nicht schlecht.

Am Ende drehte sich auch ganz viel um unsere Große, weil sie diese Aufmerksamkeit einforderte und das Baby und dann Kleinkind musste einfach mit, so wurde Jolina ganz oft in einer miefigen Umkleide gefüttert, während Louisa Ballettunterricht hatte.

Dieses Beispiel zeigt, dass man statt zu sagen "Das geht nicht!" Lösungen findet.

Dazu muss ich auch sagen, dass unsere Tochter zwar einen winzigen Herzfehler hatte, der sich aber selbst korrigierte und wir keine langen, nervenaufreibende Klinikaufenthalte hatten.

Das kann dir aber mit jedem Kind passieren und ich finde es sogar wichtig, dass Geschwister in gewissem Maß Rücksicht auf andere lernen, denn das macht sie zu Erwachsenen die vielleicht den Kunden hinter sich mit den wenigen Artikeln an der Kasse mal vorlassen.

Das Märchen von Schattenkindern ist weit verbreitet, Kinder die durch ihre Geschwister im Schatten stehen, zu wenig beachtet werden. Diese Meinung begegnete auch schon unser großen Tochter und sie muss dann immer in sich rein grinsen.

Ich glaube Schattenkinder kann es überall geben, kleines Beispiel in Familien die unbedingt ein Mädchen wollen, oder einen Jungen und du bist das Kind mit dem falschen Geschlecht.
Oder es gibt das Lieblingskind und das andere wird kaum gesehen, weil es vielleicht nicht so gut Fußball spielt, selbst sehr schüchtern und zurückhaltend ist oder ein Abbild der Schwiegermutter ist.
Warum Eltern Kinder im Schatten stehen lassen ist vielfältig und wirklich kein Phänomen das es nur in Familien mit Kindern mit Behinderung gibt.

Geschwister von Kindern mit Behinderung gehen überdurchschnittlich später in soziale Berufe.

Wie es den Geschwistern geht hängt von der einzelnen Familie ab, wie wichtig Eltern ist "gerecht" zu sein und auch ob die diese Kraft und Ressourcen dazu haben.
Es hängt vom Charakter der einzelnen Kinder ab, manche würden sich nie selbst in den Hintergrund stellen (so war früher unsere Große) andere sind still und wollen gar keine "Arbeit" machen, weil sie sehen wie viel die Eltern um die Ohren haben.
Manches Kind mit Behinderung ist pflegeleicht, ein anderes nicht.
Also Jolina war für mich persönlich am Anfang wie ein Erholungsurlaub, sie hat so viel geschlafen nie geschrien.
Ich habe mir Nachts den Wecker gestellt um abzupumpen und das Kind schlief ganz einfach durch und musste am Morgen geweckt werden.
Und viele Mütter die ich persönlich kenne deren Kind mit Down-Syndrom das Erste war und dann das nächste ohne Behinderung, sagten mir wie anstrengend sie ihr Kind ohne Behinderung empfanden, weil sie das gar nicht kannten.

Jetzt aber bitte keine falschen Vorstellungen, sobald Kinder mit Down-Syndrom laufen können, was etwas länger dauert, dann wird es...sagen wir spannend. :-)

Viele Eltern machen sich auch Gedanken darüber wie und wann man es seinem Kind jetzt sagt, dass Bruder oder Schwester behindert ist. Hierzu habe ich einen eigenen Beitrag: "Wann-erzähle-ich-es-den-Geschwistern?"

Unter dem Label: "Geschwister" findest du viele Gastbeiträge von Geschwistern, die über ihre Rolle in der Familie berichten und über die des Bruders oder Schwester mit Behinderung. Diese Gastautoren sind von 8 bis 50 Jahre alt und ergeben ein buntes Bild von Familien in Deutschland.
So bunt und unterschiedlich alle Familien sind.

Am Ende noch mein kleiner "ABC Beitrag" zum Thema Geschwister in bewegten Bildern.



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