Donnerstag, 13. April 2017

Jolinas Geburt: 2. Jetzt auch noch Ringelröteln in der Schwangerschaft

Im ersten Teil der Geschichte habe ich Euch ja schon erzählt, wie bei uns die Pränataldiagnostik nicht so wirklich rund gelaufen ist und wie ich die Möglichkeit, auf Grund eines Softmarkers, dass mein Kind Down Syndrom haben könnte ganz weit von mir weg geschoben habe und beschloss die Schwangerschaft weiter zu genießen, oder endlich mal anzufangen. 
Warum konnte ich nicht zu den Frauen gehören, die sagen es geht ihnen in der Schwangerschaft so gut?

Heute: Neue Horrormeldung: "Sie haben Ringelröteln!"




Teil 2



Louisa war wie die meisten Kinder, die frisch in den Kindergarten kommen und mit unzähligen Viren bombardiert werden, ständig erkältet.
Natürlich brachte sie mir diese Viren auch mit nach Hause und so war ich praktisch ab Anfang November nur noch am husten, niesen und röcheln.
Die Medikamente die Schwangere nehmen können und wirklich helfen bewegen sich Richtung Null.
In meiner ersten Schwangerschaft beschallte ich mein Kind mit Kuschel-Klassik und andrer ruhiger Musik. Dieses Kind wurde durch ständiges Husten durchgerüttelt und musste das Tööörrrööö von Benjamin Blümchen ertragen.

Eine Woche vor Louisas Geburtstag, der Geburtstermin war noch über einen Monat entfernt hatte das Kind auf einmal so rote Wangen, sonst war sie fit. Ich dachte sofort an Scharlach und beschloss, dass wir sofort, da Samstag war, in die Kinderärztlichenotsprechstunde mussten, denn wenn dann sofort Antibiotika gegeben würden könne sie an Ihrem Geburtstag wieder in den Kindergarten, denn sie freute sich schon so auf das Fest und ihre Geburtstagskrone.

Es war kein Scharlach, es waren Ringelröteln, der Horror aller Schwangeren.
Der Kinderarzt und auch der Frauenarzt beruhigten mich, ich hätte mich sicher nicht angesteckt und wenn, dann wäre die Schwangerschaft schon so weit fortgeschritten, dass es nicht mehr so große Schäden hervorrufen könne.
Es wurde Blut abgenommen um die Infektion bei mir auch wirklich auszuschließen.

Dann kam Louisas Geburtstag und am folgenden Wochenende vormittags der Kindergeburtstag und nachmittags die Feier mit der Familie.
Ich hatte geglaubt, es müsste doch für eine Hochschwangere leichter sein zwei Feste an einem Tag auszurichten als auch noch zwei Tage dafür zu ackern und Besuch zu bespaßen, statt die Beine endlich mal hoch zu legen.

Es war zu viel, einmal für mich mit meinem dicken Bauch, der jedoch nicht so riesig war wie bei meiner ersten Schwangerschaft, und es war definitiv zu viel für eine gerade Dreijährige.
In der Nacht musste sie sich übergeben. Da dies erst das dritte Mal in ihrem Leben war wo sie sich übergab hatten wir nicht wirklich Routine darin das Kind zu säubern, das Bett abzuziehen (übrigens meins) und die Waschmaschine anzuwerfen. Wir gingen davon aus, dass Sie zu viel durcheinander gefuttert hatte. Am nächsten Tag erbrach sich mein Mann und musste auch sonst ständig zur Toilette rennen. Auf dem Weg zur Apotheke um für die beiden Kranken etwas zu besorgen wurde mir auch schon schwummrig und zu Hause hing auch ich über der Toilettenschüssel.

Bei meinem Mann und meiner Tochter war es ruck zuck wieder gut, nur bei mir war inzwischen jede Stunde der run ins Bad angesagt.
Ich hatte das Gefühl ich würde mein Kind nach oben herauswürgen.
Noch am späten Abend brachte mein Mann mich in die Klinik, unsere Kleine musste natürlich mit, wo hätten wir das Kind lassen sollen. Dies war ein Vorgeschmack wie das Leben mit zwei Kindern sein würde.

Am nächsten Tag hätte ich das Gespräch vor der Geburt und zur Abklärung des Kaiserschnitts gehabt, nun war ich schon etwas früher da, lag auf der Liege, das CTG zeigte Wehen an und ich erbrach mich während eine Ärztin erst an der einen Hand, dann an der anderen versuchte Blut abzunehmen. Die kleine Louisa saß in einer Ecke auf einem Stuhl und war so ruhig wie selten in ihrem Leben.

Ich musste bleiben, klar.
Tagelang konnte ich nichts bei mir behalten auch keinen winzigen Schluck Wasser und bekam Infusionen.
Das CTG zeigte ständige leichte Wehentätigkeit, doch es waren doch noch 4 Wochen Zeit.

Mein Glück war, dass ich eine Krankenzusatzversicherung mit Chefarztbetreuung habe. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich der Meinung so einen unnötiger Zusatz würde ich nie zu schätzen wissen, doch ich denke gerade diese Tatsache hat uns vor dem ganz tiefen Sturz ins Bodenlose bewart.

Einen Abend bevor ich entlassen werden sollte rief mein Frauenarzt noch abends nach 20.00 Uhr bei meinem Mann an. Er wäre gerade von einem Kongress zurückgekommen und hätte die Ergebnisse gelesen, ich hätte mich mit Ringelröteln angesteckt.

Die Reaktion des Chefarztes am Morgen war: „Quatsch, das glaube ich erst wenn ich das schriftlich sehe.“
Sobald er das Fax meines Frauenarztes hatte musste ich zum Ultraschall bei ihm antreten, er wolle sehen ob sich keine Ödeme beim Kind gebildet hätten und dies müsse auch engmaschig beobachtet werden.

Er untersuchte sehr genau, er maß und fragte: “Wussten sie, dass der Kopf ihres Kindes um 4 Wochen zu klein ist?“
Ich erzählte ihm die Geschichte der Fruchtwasseruntersuchung und dann vom White Spot. Er schien etwas erschrocken und fragte: „Und das wurde nicht weiter verfolgt?“
Er wollte gar nicht aufhören zu messen und was er da auch immer tat. Wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt cool war, dieser Blick und dieses fassungslose „Und das wurde nicht weiterverfolgt?“ machten mir Angst.
Ich sagte „Ihr Gesichtsausdruck gefällt mir nicht.“ Doch von da an war er verschlossen und es war ihm nichts mehr zu entlocken. Er meinte man solle nie versuchen im Gesichtsausdruck seines Arztes zu lesen usw. Auch auf die Frage zum Kopf meinte er, er ist eben nur zu klein.

Als ich einige Stunden später zu Hause durchs Internet surfte las ich sehr oft das Wort Down Syndrom oder Katzenschrei Syndrom. Ich beschloss für mich, dass das Down Syndrom das geringere Übel sei, immerhin gab es durch den White Spot ja auch schon Hinweise und ich machte mit mir aus, zu 95 % bekomme ich ein behindertes Kind mit Down Syndrom.

Als ich meine Vermutung meinem Frauenarzt am nächsten Tag mitteilte fuhr er mir nur über den Mund ich würde mir zu viele Sorgen machen und schließlich sei der Kopf ja schon damals in Mainz als zu klein gemessen worden. Übrigens immer das Drama mit den besorgten älteren Müttern.
Das hatte gesessen - herzlichen Dank.

Ich fragte mich nur: "Warum sagt mir das keiner? Warum werden diese Untersuchungen gemacht wenn keiner fähig ist 1 und 1 zusammen zu zählen? Warum nimmt keiner meine Sorgen ernst?"

Ich bin übrigens froh, dass ich es nicht früher wusste, ich hätte monatelang Bücher gewälzt und zu viel über Trisomie 21 erfahren was nicht gut für mich gewesen wäre. Was ich in dieser kurzen Zeit noch an zusätzlichem Wissen anhäufte, zu dem was ich sowieso schon über Trisomie 21 wusste, war eigentlich mehr als man als Hochschwangere ertragen kann.
Was ich im Netz damals nicht fand waren die positiven Berichte und Blogs die ich so gebraucht hätte.
Ich lass über Herzfehler, Fehlentwicklungen des Darms, Leukämie, die ganzen möglichen Zusatzerkrankungen.

Ja, ich habe es irgendwie gewusst, auch wenn keiner meine Gewissheit bestätigte.

In Teil 3 werde ich Euch dann über die Geburt berichten und wie das so war, als ich es dem Arzt mitteilte, statt er mir.


3 Kommentare:

  1. Verrückt, was du für ein gutes Gefühl hattest!
    Ich hatte damals eine problemlose Schwangerschaft und immer das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt... Aber bei der ersten Schwangerschaft redet man sich das weg. Der Kleine Baucb war auch sehr auffällig bei mir - und das "ruhige" Kind.

    Letztendlich fragte mich meine damalige (!) Frauenärztin im Nachhinein: "Ach, hat sich der Verdacht also bestätigt?"

    Jeder Arzt geht anders mit solchen Verdachten um - meine Ärztin hat ihn mir vorenthalten... Ich will sagen: "Versuchen Sie nicht die Miene eines Arztes zu deuten" hätte mich wohl auch verunsichert an deiner Stelle. :D

    LG aus Berlin,
    Denise

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  2. Ich hab den ersten Teil auch schon gelesen...schade das die Ärzte heute immer noch nicht besser geschult sind :(
    Ich war damals auch nur zur Feindiagnostik, aber die gemessenen Werte waren nicht so besorgniserregend. Als Eliana dann auf der Welt war (4 Wochen zu früh, DS und Herzfehler) hieß es von diesem Arzt dann auch, das der oberschenkelknochen und der Kopf schon sehr klein gewesen sind und man daraus den Verdacht schon hatte, aber alle anderen Werte waren ja gut .... blablabla

    Lg Ivonne

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  3. Ich hatte auch die ganze Zeit während der Schwangerschaft ein komisches GEfühl. Fruchtwasser haben wir nicht gemacht, genau wie bei Dir: DS ist kein Grund zur Abtreibung. Ja, wenn es ANDERE Menschen betrifft, gell?! In meiner ersten SS hatte ich die ganze Zeit so ein wohliges, goldenes Gefühl. Als WÜSSTE ich, dass mit diesem Kind alles in Ordnung ist. so muss sich Maria gefühlt haben, als sie mit Jesus schwanger war. bei der zweiten Schwangerschaft fehlte mir dieses Gefühl. Ich schob es darauf, dass ich zuvor eine Fehlgeburt hatte. Aber auch mich hat mein Bauchgefühl nicht getäuscht...nach dem Kaiserschnitt war es so still im Kreißsaal. Die Hebamme hat es gleich erkannt, man versuchte, es uns "schonend" beizubringen. Hat irgendwie nicht funktioniert....ich habe immer noch einen Satz im Ohr, als Männe damals fand, der Abstand zum 1. Kind sei noch nicht groß genug, bei mir aber die Uhr tickte. Wie ich ihm sagte: Gut, wenn DU UNBEDINGT ein Kind mit Downsyndrom haben möchtest....Gruselig, nicht wahr?

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