Bad Kreuznach verwirrt seine Besucher mit den Bezeichnungen Altstadt und Neustadt, wobei die Altstadt überwiegend aus Gebäuden nach dem 2. WK besteht, hat die Neustadt noch ganz viele Häuser und Flair aus dem Mittelalter zu bieten.
Diese Namensverwirrung geht auf die Entstehung der Burg und der Neustadt darunter zurück, vorher gab es nur das alte Kreuznach rechts der Nahe, eben die Altstadt.
Kreuznach war eine Doppelstadt mit 2 Stadtmauern durch eine Brücke über die Nahe verbunden, dort wo heute noch die Brückenhäuser stehen.
Um 1200 erschufen die Stadtherren - die Grafen von Sponheim - beiderseits der Nahe am Fuß des Kauzenberges eine neue Stadt. Es handelte sich um eine Doppelstadt. Jeder der beiden Stadtteile erhielt eine eigene Mauer. Für sich erbauten die Grafen von Sponheim auf dem Kauzenberg eine Burg: die Kauzenburg. Die Stadtentwicklung schlossen zunächst mit dem Bau der steinernen Brücke und der Pauluskirche, auf der Insel in der Nahe zwischen den beiden Stadtteilen, ab.
In den alten Stadtmauern spielte sich nun für 700 Jahre das städtische Leben ab. Der westliche Teil der Stadt hieß Neustadt, der östliche wurde als Altstadt bezeichnet. Beide Stadtteile bildeten einerseits eine Einheit und entwickelten andererseits ein Eigenleben. Erst im 19. Jahrhundert sprengte die Stadtentwicklung den Mauerring.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Altstadt zwischen Bahnlinie und Nahe großteils von Bomben zerstört. Dagegen blieb das mittelalterliche Stadtbild der Neustadt erhalten und veränderte sich erst im Rahmen der Stadtsanierung der 80er Jahre, wobei die Erhaltung historischen Flairs gelang
(Quelle: BadKreuznach, leben, erleben, lebenswert)
Auf diesem alten französischen Stich, den ich in einem meiner Bücher gefunden habe sieht man das recht gut, na ja, nur haben sie die Nahe falsch bezeichnet und den Mühlenteich (der einfach ein Seitenarm der Nahe ist)
Links die Kauzenburg und die Neustadt, in der Mitte der Wörth mit der Pauluskirche und rechts die Altstadt.
Hinter diesen Januarblüten sieht man die Pauluskirche.
Unser Rundgang mit der GuT (Gesundheit und Tourismus) startete hier.
Die Brücke mit den Brückenhäusern führte auf ein Stadttor zu mit einem Turm, der Turm wurde wie im Mittelalter üblich als Gefängnis genutzt, also zur Ausnüchterung oder bevor die Strafe vollzogen wurde.
Auf der Brücke stand der "Drilles" eine Art Pranger, ein Käfig in den man gesperrt wurde und der Käfig konnte gedreht werden.
Wie die Reiseführerin sagte: "Auf dem Jahrmarkt zahlt man heute für sowas viel Geld"
In der Brücke gibt es auch Schießscharten, denn die Bürger mussten ihre Stadt verteidigen.
Die Brücke war übrigens auf beiden Seiten mit Häusern bebaut. Eine Apotheke wurde bei einem Hochwasser in die Fluten gerissen, Frau und Kind konnten gerettet werden, der Apotheker und sein Gehilfe die das Haus retten wollten wurden in die Nahefluten gerissen (Das erinnert mich an den Film "Das Parfum")
Es wurde eine neue Apotheke auf die Brücke gebaut.
Und dieses Haus steht noch und die Ornamente weisen auf die ehemalige Apotheke hin.
Wir gehen jetzt über die Brücke runter in die Altstadt.
Es fällt heute noch auf wie rechtwinklig die Staßen hier sind, so wurde die Altstadt geplant. Nur ganz alte Straßenzüge blieben bestehen, die Beinde ist so eine Straße die noch älter als die Altstadt ist und ihren ursprünglichen Lauf behalten hat.
Auch fällt auf, dass es in der sehr engen Stadt eine Gelände gibt das offen ist, das ist das Kloster der Franziskaner, denen viel Platz zugestanden wurde.
Es war ein wunderschöner Wintertag, sonnig, aber kalt und leider leider waren Frostbeulen in der Gruppe die wollten, dass die Führung abgekürzt wird.
So gingen wir an verschiedene Plätze erst gar nicht, wie hier an die Mehlwaage.
Ein ehemaliges öffentliches Gebäude hier musste man wiegen lassen.
Daneben befanden sich mehrere Mühlen am Mühlenteich.
Nur an die Teilnehmer eine Ansage: Wer im Januar eine Stadtführung mitmacht muss damit rechnen, dass es etwas kühler ist und dass man auch mal stehen bleibt und nicht wandert.
Es war so spannend und wurde leider von manchen Leuten einfach unterbrochen, mal wolle jetzt endlich weitergehen. Ich habe selten so unhöfliches Volk erlebt.
Eine alte Kirche hat die Kreuznacher Abrisswut nur zum Teil überstanden.
Die Wilhelmskirche (1698 erbaut) musste dem Neubau der Sparkasse weichen, nur der Turm blieb stehen und steht seit 1980 unter Denkmalschutz und wird zur Zeit renoviert.
Funfakt, die Sparkasse ist vor kurzem ausgezogen und nun ist hier das Rathaus eingezogen.
Hier ein altes Bild der Kirche das wir später bei der Führung sahen.
Und hier nochmal aus der anderen Richtung.
Ein Stück der alten Stadtmauer ist erhalten und zu sehen auf dem ehemaligen Gelände des Klosters wo sich heute das "Stama" das Gymnasium an der Stadtmauer befindet.
Leider wird auf der anderen Seite der Mauer gebaut, oder eher gerade nicht gebaut wegen fliegender Pleitegeier.
Leider schützt auch hier die Stadt ihre Geschichte nicht.
Andere Städte setzen auf Tourismus, Kreuznach setzt lieber Geld und Projekte in den Sand.
Trotzdem gibt es hier noch viel Sehenswertes.
Die Bürger mussten selbst Wache gehen oben auf der Mauer um ihre Stadt zu schützen.
Diesen Teil der Stadtmauer sieht man, wenn man das Schulgelände betritt.
Ebenfalls hier auf dem Gelände steht noch ein Teil der ehemaligen Klosterkirche, der Wolfgangschor.
Dies ist der letzte erhaltene Teil der großen Klosterkirche und der ganzen Gebäude die hier standen.
Im Wolfgangschor befindet sich die Heimatwissenschaftliche Zentralbibliothek des Kreises mit Zehntausenden teils hunderte Jahre alten Büchern.
Dieser Ort ist so beeindruckend und ein würdiger Platz für die alten Bücher.
Für uns waren Bücher und Kopien zum Thema der Führung ausgelegt.
In den Vitrinen findet sich auch einiges, zB hier der Stich von Kreuznach auch mit Alt und Neustadt und der Burg.
Alte Bücher strahlen etwas ganz Besonderes aus und ich bin da immer sehr erfürchtig.
Als Besucher darf man leider nicht nach oben, da würde ich zu gerne mal stöbern.
Die Bibliothek ist wie folgt geöffnet:
Dienstag 10-12 Uhr
Mittwoch 15-17 Uhr
Freitag 9-15 Uhr
Ein Besuch lohnt alleine um das Gebäude zu bewundern.
I dieser Vitrine finden sich Bücher die Karl Marx auf jeden Fall ausgeliehen hat.
Er hat ja hier in der Stadt geheiratet und dann seine frisch angetraute im Hotel zurück gelassen und in der Bibliothek ein bisschen geforscht und gelesen.
Man erzählt ja gerne er hätte in der Kirche auf dem Wörth geheiratet, doch die war damals zerstört und so war es wohl eher die Kirche die man abgerissen hat, Kreuznach halt mit seinen Interessen die Geschichte gerne mit Füßen tritt.
Due Zerstörung der Klosterreste hat aber der Krieg auf dem Gewissen, oder die vielen Kriege, die hier die Region gebeutelt haben, besonders der Pfälzer Erbfolgekrieg (1688-1697) direkt nach dem 30 jährigen Krieg (1618-1648) dem man die Schwedenkugel im Brückenhaus verdankt.
Ich kann diese Führung sehr empfehlen, denn wenn es auch nicht mehr viel zu sehen gibt, die Geschichten dazu werden so spannend und anschaulich erzählt, ich habe mich keine Sekunde gelangweilt.
Termine für Stadtführungen findet man auf der Seite des GuT
Hier noch ein kleiner Film zu diesem Spaziergang durch die Stadt
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