Donnerstag, 14. März 2024

Down-Syndrom A-Z E wie Erziehung

 


Das Wort "Erziehung" weckt bei vielen negative Assoziationen, dabei ist Erziehung nur der Weg wie wir unsere Kinder beim Groß werden begleiten, wie dies geschieht sagt das Wort erst einmal gar nicht.

Je nach der eigenen Veranlagung und Überzeugung gelingt die Erziehung von Kindern mit Down-Syndrom mal einfacher und mal muss man sich etwas mehr verbiegen, wenn man zum Ziel kommen möchte.

Gut zu wissen ist, dass die Art, wie man mit Kindern mit Down-Syndrom am "besten" erzieht auch perfekt für alle Kinder ist.
Am besten habe ich in Anführungsstriche gesetzt, denn natürlich gibt es "das Beste" in den Fall nicht, denn wir Menschen sind Individuen und somit braucht jeder etwas anderes, Eltern wie Kinder um sich nicht komplett zu verbiegen.

Ein Punkt ist allerdings immer wichtig und auch nicht verhandelbar.
Geduld

Es hilft nichts ungeduldig zu sein. Man kann sich auf den Kopf stellen und mit den Beinen wackeln, oder auf den Rücken legen und die Luft anhalten, das Kind wird sich trotzdem in seinem Tempo weiter entwickeln. Und so wie fast jedem Lernerfolg gefühlt unendlich viele Wiederholungen vorausgehen müssen bei Menschen mit Down-Syndrom, so braucht man auch Geduld bei der Erziehung.

Funfakt, das berühmte "unerwünschte Verhalten" ist leider ganz schnell erlernt.

Beispiel: Das Kind sitzt in der Klasse unter dem Tisch, die Mitschüler lachen und das Kind verbucht das als Erfolg, Lachen ist cool. Also wird sich der Schüler immer wieder unter den Tisch setzen um das Lachen zu bekommen auch dann noch, wenn die Mitschüler nur noch genervt sind und rufen "Hör auf!"

In diesem Beispiel sieht man aber eine Sache, das Kind unter dem Tisch bekommt Aufmerksamkeit und somit hört es nicht auf, denn Aufmerksamkeit wird als wichtig angesehen und in dem Fall ist es auch uninteressant ob es positive oder negative Aufmerksamkeit ist.

Wenn sich ein Verhalten verfestigt hat, und man kommt selbst nicht mehr raus, dann bin ich ein großer Fan von LOVT nach Sabine Berndt.
Hier wird nicht nur das Verhalten des Kindes betrachtet, sondern auch das der Erwachsenen.
Weil nicht jeder  LOVT-Therapeuten in der Nähe hat und das auch seinen Preis hat, empfehle ich hier das Buch  Sei mutig, schau hin und versteh' mich!: Lösungsorientiertes Verhaltenstraining und elementarer Bindungsaufbau*

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Doch es geht ja erst mal gar nicht um herausforderndes Verhalten, sondern um den täglichen Umgang.
Die meisten Kinder lernen durch positive Verstärkung, also Lob, wie viel das ist, muss man individuell heraus finden. Bei Jolina kam ich mir selbst schon dämlich vor, wenn ich überschwänglich lobte, doch das war für sie der genau richtige Weg. (Für mich übrigens nicht, aber es sagt ja keiner, dass wir uns nicht verändern müssten, wenn wir Kinder haben ;-)  )

Was noch ganz wichtig ist, ist klar sein.
Das heißt, Körperhaltung, Stimme und das Gesagte müssen passen, sonst verwirren wir unser Kind. Zusätzlich kommt, dass Menschen mit Down-Syndrom mehr visuell fokussiert sind und auditiv Schwächen haben.
Wenn ich also meinem Kind über den Kopf streiche und mit süßer Stimme säusele "Das darfst du doch nicht" wird es das als Lob verstehen und sich bemühen genau das wieder zu tun, denn das Gesagte tritt in den Hintergrund der Handlung und der Tonlage.
Und so seltsam sich das jetzt lies, ich beobachte das ganz oft bei Eltern, die sich nicht unbeliebt machen wollen. 
Das geht gar nicht, also die Angst vor dem unbeliebt machen, unsere Kinder lieben uns, egal was wir tun, auch wenn sie sagen "Du bist nicht mehr meine Freundin!" Das musste ich so oft von unserer Tochter ohne Down-Syndrom hören und meine Antwort war dann immer: "Ich bin ja auch gar nicht deine Freundin, ich bin deine Mutter und so einfach wirst du mich auch nicht los, egal was passiert."

Das schlimmste was man tun kann ist zu denken, dass es sich nicht lohnt, dass das Kind es sowieso nicht versteht und halt so ist wie es ist, oder zu denken, das kommt schon von alleine.

Was bei einem Kind ohne Behinderung vielleicht von alleine kommt, kommt bei einem Kind mit Behinderung jedoch nicht von alleine, weil die Vorbilder fehlen, zB weil es nicht bei Freunden eingeladen ist und sieht wie es in anderen Familien läuft, zB weil es kognitiv nicht in der Lage ist Handlungen anderer mit dem eigenen Verhalten zu reflektieren und vielleicht auch, weil es denkt das eigene Verhalten ist total okay, weil ich darf das ja immer so machen.

Was vieles einfacher macht, für Kind und Eltern sind Routinen.
Ich weiß, Individualität und Spontanität stehen in unserer Gesellschaft ganz hoch im Kurs, doch viele Eltern verstehen gar nicht, warum es zB im Kindergarten oder der Schule so viel besser funktioniert wie zu Hause. Nun, dort gibt es ganz klare Routinen und Regeln.
Routinen erleichtern den Tagesablauf und schaffen Platz für andere Dinge.
Wenn ich jeden Tag daran denken muss, dass ich Zähne putzen muss, oder frische Unterwäsche anziehen, dann kann man das auch schon mal vergessen. wenn aber solche Abläufe in einer ganz klaren Struktur ablaufen, dann muss man sich darüber keine Gedanken machen, denn Menschen mit Down-Syndrom sind neurodivers und in ihren Gehirnen ist nicht so viel Rechenkapazität für viele Aufgaben gleichzeitig, also ist es einfacher, wenn etwas automatisiert ablaufen kann und somit Freiheit für schönere Dinge schafft als ans Zähneputzen denken zu müssen, damit man das nicht vergisst.

Routinen geben Sicherheit und einen festen Rahmen in dem man sich irgendwann ohne Hilfe bewegen kann.

Vielleicht sind wir müde von der ganzen Wiederholerei und wir glauben "das wird doch eh nix mehr", doch da kommt dann der letzte wichtige Punkt, man brauch Durchhaltevermögen und einen langen Atem. Man sagt ja Menschen mit Down-Syndrom seien stur, sind sie in gewisser Weise auch, denn sie dürfen nicht aufgeben um was zu lernen und üben und üben und üben, bis es endlich klappt, sie halten durch.
Wenn du dein Kind als stur und bockig empfindest, dann lege eine Schippe drauf und sei sturer.


Dies ist übrigens der Text, den ich in max. 2200 Zeichen musste beim Instagram Reel:

Erziehung von Kindern mit Down-Syndrom?
💙💛
Ja natürlich, warum denn auch nicht?
💛💙
So sind klare Regeln etwas die das Leben so viel einfacher machen. Auch Routinen helfen beim Tagesablauf.
Und das muss man natürlich üben.
💙💛
Viele Eltern, aber auch Erzieher denken man müsse Kinder mit Behinderung mit Samthandschuhen anfassen und man könne nicht so viel von ihnen erwarten.
💛💙
Schade, denn als erstes sind es Kinder, sie lernen durch unser Vorleben (ja, da muss man durch) und ab und zu muss man auch mal schimpfen, total normal eben.
💙💛
Viele Probleme bei erwachsenen Menschen mit Down-Syndrom hätte man in der Kindheit vermeiden können.
Dabei muss man aber auch immer berücksichtigen ob noch eine Zusatzdiagnose wie Autismus vorliegt.
💛💙
Ob das anstrengend ist? Ja klar 😂

Hier noch das kleine Video dazu:



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