Donnerstag, 21. September 2017

Elternabend

Ich bin ja echt schon ein alter Hase in dem Geschäft und habe mich vom Kindergarten, über die Grundschule hochgearbeitet aufs Gymnasium und es ist erstaunlich, dass manche Dinge sich nie ändern, bis auf die Stühle, die werden immer größer, aber bequemer sicher nicht.


So sicher wie das Amen in der Kirche kommen im September die Einladungen zum Elternabend.
Zuerst trägt man es in den Kalender ein, ja das ist echt unleserlich bei mir, vielleicht dachte ich ja unterbewusst ich könne an dem Tag nicht mehr lesen wo ich hin muss und lasse es dann sein. Nein, zuerst ist es ja noch weit weg, doch dann ist der Tag da und man würde viel lieber auf der Couch rum lümmeln. Hilft nix, mir ist es einfach wichtig da hin zu gehen, schließlich ist das fast die einzige Chance im Jahr, mal aus anderer Quelle zu hören was so in der Schule abgeht. Das tägliche "Und wie war es?" wird meist mit "Gut" oder "grmpf" beantwortet.

Komfort:


Ich frage mich bei jedem Elternabend wie ich 13 Schuljahre überlebt habe.
Ich glaube die machen die Stühle extra so unbequem, damit die Schüler nicht einschlafen. Zusätzlich denke ich mit Hochachtung an meine Mutter, denn wir hatten teilweise noch diese engen Bänke in der Schule, wo die Rückenlehne an den Tisch des Hintermanns/frau geschraubt war, okay, ich bin alt, ich weiß, doch diese Bänke waren mit Sicherheit noch viel, viel älter und da als Erwachsener drin zu sitzen, .... Respekt.
Im Kindergarten sitzt man ja mit angezogenen Knien, die fast die Ohren berühren in wirklich demütigender Haltung vor den Erzieherinnen, die natürlich auf ihren normalen Stühlen sitzen und alleine die Position lässt kaum Widerspruch zu, falls man auch mal von unten nach oben wagt einen Änderungsvorschlag zu machen, bekommt man gleich eine Klatsche, denn als Eltern hat man keine Ahnung und die Erzieherinnen haben das schließlich gelernt. Genau das hat man mir wirklich fast wortwörtlich so vor den Latz geknallt, allerdings ohne Zeugen, schade.
In der Grundschule sind die Stühle etwas größer, doch ein gemütliches Wegdämmern ist leider auch darauf nicht möglich.

Top 1 bis 


Es gibt ja solche und solche, also Erzieher oder Lehrer. Die einen die einen klaren Ablauf für den Abend festgelegt haben und klar strukturiert von Punkt zu Punkt vorgehen, meist bleiben am Ende wenige Fragen übrig, wobei... das folgt später und man ist oft auch so erschlagen, dass man auf das Pausenklingeln wartet, das am Elternabend natürlich nicht kommt.
Dann gibt es die Planlosen, die zwar einen grobe Ablauf auf der Einladung vorgeben, man am Ende nur noch verwirrt ist und sich fragt ob jetzt überhaupt über dieses, oder jenes Thema gesprochen wurde und wenn ja, war man fertig, oder hat mit dem nächsten schon angefangen, um dann später wieder zurück zukommen, was dann aber zwecks allgemeiner Verwirrung nicht passiert.
Es gibt die, bei denen man weiß vor 23:00h kommt man nicht nach Hause und es gibt die, die nach 30 Minuten fragen: "So, haben sie noch Fragen?"

Andere Eltern


Die unberechenbarste Größte bei Elternabenden sind jedoch die anderen Eltern. Gut, wenn man schon ein paar kennt mit denen man auf einer Wellenlänge ist, dann kann man sich vielsagende Blicke zuwerfen und gemeinsam die Augen verrollen.
Da gibt es die ewig Beschützenden, ich will jetzt nicht gleich Helikoptereltern sagen, aber ihr kennt die auch. Der Ranzen ist für ihr Kind zu schwer, obwohl Generationen von Schülern sich schon abschleppen und eine Änderung nur in Sicht ist, wenn an unserem ganzen überalterten Schulsystem etwas geändert wird. Das Wasser des Schwimmbads zu kalt, der Weg zum Bus zu weit, die Benotung zu streng, der Stoff zu schwer.
Es gibt die, die immer dagegen sind, egal um was es geht.
Nee, Klassenkasse ist doof, Klassenfahrten müssen nicht sein, das tun auch Wandertage, Wandertage sind schrecklich, warum keine Fahrten in den Zoo?
Nein, wir sind gegen die offene Wahl des Elternsprechers, wir beantragen geheime Wahl.
(Es dauert ewig diese Wahl mit kleinen Wahlzettel, ich glaube damals war ich kurz davor jemanden zu töten, jedenfalls ein bisschen ;-) )
Ich denke wenn an unserem Schulsystem herum kritisiert wird, dann sind auch zu einem gewissen Prozentsatz die Eltern schuld, die Lehrer lähmen überhaupt etwas zu tun.
Und es gibt sie immer, bei jedem Elternabend, das Schlusswort ist gesprochen, man hat schon einen Arm in der Jacke, dann kommt: "Ich hab da mal noch eine Frage!" und die Frage ist meist so, um mit den vertrauten Eltern gemeinsam die Augen zu verrollen.

Sonstiges:


Unter diesem Tagesordnungspunkt lauern wirklich Fallen.
Whats App ist so ein Thema, ob es jetzt Whats App Gruppen der Schüler sind in denen noch nach Mitternacht geschrieben wird, oder in denen gemobbt wird was das Zeug hält, oder die Elterngruppen die zum Glück zurückgehen um so mehr die Kinder selbst Smartphones besitzen.
Ich wundere mich selbst immer welchen Mist Erwachsene ohne nachzudenken in Gruppen posten in denen andere Eltern sind, die nur, ich betone NUR in der Gruppe sind, weil ihr Kind in dieser Klasse ist. Nein, ich möchte weder den neuesten gebackenen Apfelkuchen sehen, noch den abgelutschten Hoax, der in facebook schon längst durch ist nochmal sehen, das macht mich leicht aggressiv.
Ich hatte übrigens gedacht, dass wenn man Kindergarten und Grundschule ohne Läuse geschafft hat die Gefahr im Gymnasium vorbei ist, nein, ist sie nicht. Ich wünschte mir manche Eltern würden statt die Schultaschen ihrer Kinder auf die Waage zu stellen mal auf ihre Köpfe schauen.


Natürlich werde ich den Teufel tun Interna aus den Klassen meiner Kinder hier zu schreiben, obwohl ich da Stoff für mehrere Posts hätte.

Habt ihr Lust am nächsten Elternabend Bullshit Bingo zu spielen? Funktioniert auch für Lehrer, die sicher auch lieber auf der Couch lümmeln würden, als vor den Eltern der Kinder zu stehen, die man sonst schon den ganzen Tag zu bändigen hat.
Dann hab ich da noch was für Euch:



3 Kommentare:

  1. :) Auch etwas aus der Kategorie "Was ich nicht vermissen werde" . Ich habe nach meinen Berechnungen noch etwa zwei Elternabende vor mir und dann ist Schluss.

    Meine Abneigung gegen diese Veranstaltungen, die ich zumindest in KiGa-Zeiten noch weggrinsen konnte, ist übrigens überproportional in den vier Jahren als ich in der Grundschule als Elternsprecherin im Schulbeirat tätig war... so. viel. leeres. Geschwätz.

    Seither hangel ich mich jedesmal hin und zocke vorher mit meinem Mann die Ersatzleistungen und Wiedergutmachungen für mich aus... er weigert sich strikt, aber ohne Gegenleistung lasse ich ihn natürlich nicht aus seiner Pflicht ;)

    Viele Grüße, gute Nerven

    Marie

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  2. O ja, das alles kommt mir sehr bekannt vor:)
    und das mit den Läusen hatten wir genau so, Kita und Grundschule läusefrei und dann schon im ersten Monat im Gymnasium.... Volltreffer!

    Viele Grüße
    Lena

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  3. ... hab ich glaub ich schon mal geschrieben:
    einfach nicht hingehen.
    Heuer das 62. (!) Schuljahr mit der 5. Matura abgeschlossen (3 x 12 bzw. in den berufsbildenden Schulen 2 x 13 Jahre addiert = 62) und genossen. Und nur 3 mal auf einem Elternabend gewesen und 3 mal zum Sprechtag.
    ENTBEHRLICH.
    In jeder Hinsicht.
    Schule ist Arbeit für Kinder, ich muss da nicht hin. Mein Mann geht ja auch nicht auf meine Teamsitzung und umgekehrt.
    Wer was von mir wollte, musste mich bestellen. Das passierte genau 3 mal, 2 mal zum Meckern, 1 mal zum Loben (irgendeine Wettbewerbszuweisung, mathe oder so.)
    62 mal Schulsachen kaufen, ca 120 Zeugnisse unterschreiben, die Noten habe ich gar nicht gezählt, Klassenfahrtenerlaubnisse und und und....Es muss ja eh alles auch schriftlich ausgegeben werden.
    Alles im Rahmen, ich hab's trotzdem genossen.
    Aber Elterntreffen und Lehrertratsch - nein danke.
    Und ja - ich weiß, bei Jolina sähe ich das auch anders, da wären wir sicher abwechselnd hingegangen, aber Louisa? Kann das allein. Schon lange.
    Nächstes Jahr einfach mal probieren :-)
    LG Anna

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