Mittwoch, 24. Mai 2017

Anzeige: Filme gegen das Vergessen - My Life Films: Demenz-Charity

Kennt Ihr das, wenn Euch ein Thema praktisch einkreist?
Wenn es euch ständig begegnet und ihr Euch fragt wieso?
So war es die letzten Tage bei mir mit dem Thema Demenz und speziell auch Alzheimer.

Eigentlich war es ein ganz spezieller Tag, der 10.5.2017, da ploppte bei mir in facebook plötzlich ein Post einer anderen Bloggerin auf die über ihre Oma schreibt die an Alzheimer erkrankt ist. Sie schildert die Freude die diese Frau für die einfachen Dinge des Lebens entwickelt.
Nachdem ich diesen liebevollen Blogpost auf meiner Seite teilte kam es zum regen Austausch der Leser, es ist ein Thema das viele nicht kalt lässt und auch betrifft.

Ein paar Zitate:

"Meine Schwiegermutter ist vor allem verzweifelt, wütend, ist depressiv, ihre Wortfindungsstörung ist ihr unheimlich peinlich, sie merkt das vieles nicht mehr geht, weiß aber nicht warum, die Diagnose hat sie natürlich vergessen und das ist für sie kein schönes Gefühl. 
Sie vergisst auch zu essen und zu trinken."


"..., ich glaube auch wenn man sich raus ziehen kann und das rechtzeitig tut, dann kann man sich die Liebe und den Respekt vor diesem Menschen auch bewahren. Wer jeden Tag diesen Wesensveränderungen ausgesetzt ist, der verliert das leider und kann sogar Hass entwickeln. Ich wünschte man könnte seine Angehörigen in Deutschland besseren Gewissens und auch ohne selbst dabei arm zu werden in professionelle Hände geben"

Am gleichen Tag erhielt ich ein Buch zur Rezension in dem es genau um dieses Thema geht "Die Geschenke meiner Mutter", vielleicht schaffe ich es noch diese Woche euch ein bisschen etwas über das Buch zu berichten, auf jeden Fall sind es auch dort Erinnerungen, die zur Versöhnung mit dieser gemeinen Krankheit führen.

Und nochmal am 10.5. erhielt ich den Auftrag, oder eher die Genehmigung über dieses besondere Projekt zu schreiben und zwar ohne Vergütung, auch wenn "Anzeige" vor der Überschrift stehen muss wäre es nicht richtig Geld zu nehmen für die Verbreitung dieser wundervollen Idee, die die Betroffenen am Ende nicht einen Euro kostet.

Filme gegen das Vergessen bei Demenz



My Life Films ist eine grandiose Idee gegen das Vergessen.
Im Prinzip ist es so, dass die Erinnerungen der Menschen dann erlöschen, oder einfach verschwinden, wenn auch dieser Mensch nicht mehr bei uns ist, sagen wir es doch direkt, wenn er stirbt.
Jetzt ist es aber bei Demenz so, dass obwohl der Mensch, oder seine Hülle noch da ist, aber seine Erinnerungen und all das was er sein Leben lang als Erkenntnis, Erfahrung und Erlerntes gesammelt hat schon verschwindet, bevor dieser Mensch wirklich geht.

Ich kenne es, dass man über alten Fotoalben sitzt und keiner mehr erzählen kann, wer denn da auf dem Foto zu sehen ist, wenn man es sich nicht rechtzeitig daneben schreibt, erzählt von jemand der es noch weiß.

Demenz ist unfair, denn Erinnerungen verschwinden bevor es Zeit ist, oft Stück für Stück und immer mehr.

Nur ist es dann so, dass es nicht Erinnerungen von anderen sind, sondern die eigenen. Beim blättern im Fotoalbum weiß man selbst nicht mehr wer da zu sehen ist, auch wenn man selbst auf dem Bild ist.


My Life Films, gegen das Vergessen bei Demenz
Screenshot My Life Films

Auch in meiner Familie gab es mehrere Fälle von Alzheimer. Recht nah erlebt habe ich es bei der Pflegemutter/Tante meines Vaters. Stück für Stück vergaß sie chronologisch ihr ganzes Leben und wurde in ihrer Vorstellung wieder zum Kind, Kleinkind und am Schluss zum Baby das alles verlernt hatte.
Mein Vater wird dieses Jahr 80 Jahre alt und er lebt mit der Angst, dass auch ihn diese Form der Demenz betrifft.
Zwar ist die Forschung auf dem Weg Alzheimer Medikamente zu finden, doch im Prinzip steht man zur Zeit dieser Erkrankung hilflos gegenüber.

Ein wenig helfen, in dieser Verzweiflung möchte das Projekt My Life Films.
Sie sammeln Erinnerungen, wie Bilder und Musik, lassen die Familie zu Wort kommen und erstellen einen eigenen ganz persönlichen Film für den Patienten und auch für das Umfeld, als positiven Nebeneffekt.
Ein bisschen konserviert dieser Film die Erinnerungen, hilft auch der Familie sich an gute Zeiten zu erinnern und dem fremden Pflegepersonal die Person richtig kennen zu lernen als den Mensch der sie einmal war.

Als wichtigster Punkt ist der Film allerdings speziell für die Patienten erstellt, etwas das sie in ihrem Inneren anspricht, ihnen von dem Mensch erzählt, der sie selbst sind.
Da die Filme sehr langsam geschnitten sind, können die Menschen mit Demenz ihnen besser folgen und die Unterlegung mit deren Lieblingsmusik sind ein zusätzlicher Anreiz, der Erinnerungen, oder auch nur ein Gefühl der Vertrautheit wach rufen. Wir alle kennen das, bestimmte Gerüche, oder auch Musik wecken Gefühle in uns, die wir mit bestimmten Erlebnissen verknüpft haben, dies geschieht ganz unterbewusst.

Die Filme sind speziell für die einzelnen Betroffenen erstellt und wirken wie Trigger auf deren Erinnerungen. Ein Film kann bei Bedarf in Dauerschleife abgespielt werden und helfen den Betroffenen ein weinig ihrer Vergangenheit fest zu halten. Schlüssel zu verschlossenen Türen der Erinnerung.

Auf der Seite von My Life Films gibt es einen Film über eine Patientin, für die einer dieser biografischen Filme erstellt wurde und zeigt die Vorgehensweise und später auch die Reaktion der Familie und der erkrankten, früher hoch gebildeten Dame.
Legt euch Taschentücher bereit, mir jedenfalls ging es unheimlich nah.



Filme bei Alzheimer Patienten gegen das Vergessen
Screenshot Filmausschnitt

Ein weiterer Punkt warum mir das Thema Morbus Alzheimer so sehr am Herzen liegt und auch auf die Seele drückt ist natürlich meine Tochter mit Down Syndrom, denn Zitat: "Menschen mit Trisomie 21 erkranken auf Grund des dreifachen 21. Chromosoms deutlich häufiger an einer Demenz vom Alzheimer Typ.
Dabei sind die Anzeichen der zusätzlichen Erkrankung im Vergleich zur Normalbevölkerung bei Menschen mit Down-Syndrom früher im Lebensalter erkennbar.

Übliche Testverfahren (wie z.B. das Zeichnen einer Uhr) werden bei einem Menschen mit geistiger Behinderung nur dann einen Anhaltspunkt bringen, wenn dieser Mensch einmal in der Lage war, eine Uhr/ein Ziffernblatt zu zeichnen."

Menschen mit Down Syndrom haben durch die gute medizinische Versorgung eine steigende Lebenserwartung und so steigt auch die Gefahr dieser Form der Demenz.
Beim Down Sportlerfestival unterhielten wir uns auch schon mit Gerd Brederlow, dem Bruder von Schauspieler Bobby Brederlow, der ursprünglich aus einem Nachbarort meines Mannes stammt.
Auch vor berühmten Menschen mit Down Syndrom, wie Bobby Brederlow macht die Demenz nicht halt und das verstärkt natürlich die Sorge von uns Eltern, denn wir sind irgendwann nicht mehr da, obwohl wir das am liebsten ein Leben lang wären.

Die Vorstellung, dass mein wunderbares kleines Mädchen irgendwann einmal vergisst wer sie ist und wie glücklich ihr Leben war will ich mir gar nicht vorstellen, zumal sie dann doppelt belastet ist, erblich und mit diesem verflixten dritten Chromosom.

Ich würde für sie auch so ein Filmteam bestellen, die übrigens ehrenamtlich arbeiten und das Projekt wird voll aus Spenden finanziert.
Hier kann man Gutes tun, mit Geld, oder mit Manpower, schaut euch einfach mal auf der Seite um.

Und jetzt mache ich etwas, was ich sonst nie mache, ich haue diesen Artikel raus, bevor er abgenickt ist von meinen Auftraggebern, denn heute Abend kommt im ZDF ein Film genau zu diesem Thema.

Demenz wird zu einer Volkskrankheit und wir dürfen die Augen nicht davor verschließen. Es ist wichtig Lösungen und Möglichkeiten zu schaffen, denn Heilung wird es nicht geben. Die Demenzpflege wird zu einem großen Thema der Zukunft werden






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