Eigentlich sind meine Pläne immer im Kopf. Ich nehme mir morgens Dinge vor die ich erledigen will, wenn ich die wichtigsten davon schaffe fühle ich mich super.
Ich schreibe das aber nicht auf. Trotzdem habe ich mir vor kurzem dieses Bucket List Notizbuch* bei Hema gekauft.
Passend dazu kam mir die Blogparade von Raise & Shine gerade richtig unter die Augen. Mamis Bucket List.
So eine ähnliche Liste habe ich ja schon hier auf dem Blog, meine 101 in 1001, die haben aber nichts mit Mutter sein zu tun.
Zusätzlich werde ich nächstes Jahr ganz analog meine Blogbeiträge planen, jedenfalls habe ich das geplant ;-) (den Kalender habe ich mir schon gekauft)
Jetzt also meine Liste.
Ich bin übrigens irgendwie auch keine "Mami". Ich bin Mutter oder Mama, selbst Mutti bin ich nicht und Mami? Nö!!! Das bin ich nicht.
Ich weiß nicht ob ich als Mutter planen möchte.
Die Gründe erkläre ich Euch gerne.
Als Mutter einer behinderten Tochter habe ich am Anfang sehr schmerzlich lernen müssen, dass man im Leben nichts planen kann und auch Wünsche und Hoffnungen sind gefährlich.
Ich möchte damit nicht sagen, dass ich keine Hoffnung oder gar Wünsche hätte, nur lernt man sehr schnell die unter Kontrolle zu bringen und damit gewinnt man plötzlich Lebensqualität.
Wir alle kennen das doch, wir planen einen Abend mit Freunden und stellen uns alles so super vor und am Ende wird der Abend richtig doof, weil sich unsere Erwartungen nicht erfüllen.
Ein anderes Mal haben wir keine Lust unter Menschen zu gehen und werden eher mitgeschleift, diese Abende werden oft die Besten, denn man hatte ja nichts erwartet und dann war alles um so viel besser als gedacht.
Wenn wir Kinder haben, dann erwarten wir zu bestimmten Zeiten gewisse Entwicklungsschritte, kommen sie früher ist man total stolz, lassen sie auf sich warten bekommt man Panik weil das Kind von xy das schon kann/hat.
Während meine Große mit 6 Monaten schon an den Möbeln entlang gelaufen ist, konnte meine Kleine an ihrem 1. Geburtstag das erste Mal frei sitzen.
Heute ist sie 7,5 und trägt noch Windeln und spricht 3 Wortsätze.
Wir wissen es wird irgendwann kommen, dass sie besser spricht und ohne Windeln in die Schule gehen kann, aber wann das sein wird, das planen wir nicht, wenn es kommt werden wir uns ein Loch in den Bauch freuen bis dahin sind wir einfach zufrieden wie es ist, es könnte ja auch schlimmer sein.
Wir verplanen unsere Zukunft und auch unsere Kinder mit viel zu hohen Erwartungen. Das sieht man ja auch schon beim bloggen. Es wird fast schon erwartet, dass der Blog total perfekt und glatt gebügelt ist. Warum? Menschen mit Ecken und Kanten sind viel spannender als diese Perfekten Mamis mit den suuuper tollen Kinderzimmern und den immer aus dem Ei gepellten Kindern, die ständig tolle Gerichte zaubern, die toll aussehen, am besten Vintage Deko und Blümchen daneben. Wollen wir das auch? Ist das unser Plan? Natürlich wissen wir, dass das Fake ist und doch brennt es sich in unserem Gehirn ein, dass das doch schön wäre.
Ein Leben mit einer nicht behinderten Jolina wäre sicher auch schön, ist es aber nicht, natürlich schleichen sich diese giftigen Gedanken manchmal ein, doch was soll das? Es ist nicht zu ändern!
Ich sehe die Gefahr für kinder wie Jolina eben gerade in dieser ganzen Planerei. Ein Kind mit Down Syndrom passt einfach so in gar keinen Lebensplan (denkt man) Deshalb werden 95%(!!!!) aller ungeborenen Kinder mit Down Syndrom abgetrieben, übrigens oft auch als Spätabtreibung, straffrei bis zum errechneten Geburtstermin.
Pläne und Hoffnungen und Vorstellungen können auch gefährlich sein, denn über dem großen Plan, verpasst man die kleinen Dinge, oder tritt sie zur Seite, weil sie nicht zum Ziel führen. Vielleicht hat man, wenn man sich darauf einlässt plötzlich ein ganz neues, besseres Ziel.
Ich bin froh, dass ich mir in meinem Leben vor den Kindern viel gegönnt habe, ich vermisse es auch nicht.
Wir waren pro Jahr teilweise 4 mal in Urlaub, wir waren tauchen, haben Kreuzfahrten gemacht, sind mit dem Mietwagen 3 mal durch die USA gefahren.
Heute machen wir auch mal Urlaub in der Jugendherberge, weil wir uns Mallorca nicht leisten können und haben auch dort Spaß (wenn die Matratzen nicht all zu hart sind)
Ich habe mir den Wunsch erfüllt "nur" Mutter zu sein. Nach 20 Jahren Banker war es einfach Zeit für das was mich erfüllt und ich fühle mich pudelwohl als Hausfrau und Mutter ohne in dieser schrecklichen Tretmühle zu stecken von immer "mehr, mehr und noch mehr".
Natürlich bin ich nicht wunschlos, wie traurig wäre das denn?
Aber meine Bucket List ist vielleicht eher eine Möglichkeit des Lebens die ich begrüßen würde, aber wenn es anders kommt, würde ich das dann auch als perfekt ansehen, denn alles zieht auch Gutes nach sich.
Ich glaube diese Einstellung zum Leben bekommt man, wenn man wirklich schon das Gefühl hatte im freien Fall zu sein und auf den Aufschlag wartete, der dann aber nicht kam, weil man Flügel hat, die jeden Fall auffangen und plötzlich fliegt man und hat eine ganz neue Sicht auf viele Dinge.
- Einer meiner ständig und zum scheitern verurteilten Ziele ist es wieder Kleidergröße 36 zu haben, hahaha, ich glaube man sollte Realist bleiben, doch auch ich habe Träume.
- Ich würde so gerne mal wieder ins Disneyland und zwar mit den Kindern, die kennen das gar nicht
- Ich habe den Wunsch die Pubertät von 2 Töchtern zu "überleben". Nr. 1 steckt gerade drin, was in Kombination mit meinen Wechseljahren eine sehr explosive Mischung ist.
Ich bin auch oft, total ungerecht, weil ich mich selbst gerade nicht leiden kann, nicht schön für meine Mädels, aber nicht zu ändern - Eines meiner Ziele ist ein "guter" Mensch zu sein/zu bleiben.
Ich bin kein Christ, aber Moral und Werte sind mir sehr wichtig und es tut mir weh, wenn ich sehe was daraus in meinem Umfeld gerade passiert - Ich wünsche mir noch lange genug zu leben um zu sehen wie Louisa eine Familie gründet und Jolina hoffentlich mehr oder weniger auf eigenen Beinen steht. Dies sind Dinge, über die man sich als eine ältere Mutter leider Gedanken macht.
- Wenn unsere Reisen auch inzwischen etwas Niederland-lastiger sind möchte ich immer weiter neue Orte besuchen und entdecken, die gibt es ja auch zur Genüge im Nachbarland
- Ein großes Ziel ist mit diesem Blog den Menschen weiter zu zeigen, dass das Down Syndrom kein Grund für Panik ist
- Ich wünschte mir manchmal mehr Zeit. Zeit für mich, Zeit für meine Kinder, Zeit mit meiner Mutter zu verbringen so lange ich sie noch habe. Zeit ist mein größtes Problem und sie rennt mir weg
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Liebe Martina,
AntwortenLöschendeine Worte regen zum Nachdenken an.
Seit einigen Wochen bin ich stille Mitleserin auf deinem Blog und ich lese gerne. Denn, deine Art zu schreiben gefällt mir.
Deine Wünsche sind toll. Ich glaube da kann man sich eine Scheibe von abschneiden.
Ich wünsche dir eine schöne und nicht all zu stressige Woche.
Viele liebe aus Köln
Natascha
gell, wenn man die Zeit nur irgendwie auf Depot legen könnte.... kann man leider nicht. Ich glaub, wenn man so wie du mal ganz bewusst Prioritäten setzt, dann kanns nur gut sein. Ich bin ein paar Jährchen jünger als du. Aber ich überleg auch schon ab und zu wie das mal wird, wenn ich älter bin. Vor allem mit Niklas....
AntwortenLöscheneinen Wunsch haben wir definitiv gemeinsam: die 36 Größe.... ok, die 38 würd ich auch grad nehmen. Blöd nur, dass ich grad einen Schoki-Gusto hab....
liebe Grüsse,
Tanja (die deinen unperfekten Schreibstil sehr mag)
Ein wundervoller Text.
AntwortenLöschenBleib einfach wie du bist, du hast eine wundervolle Sicht auf die Dinge.
Ein wundervoller Text.
AntwortenLöschenBleib einfach wie du bist, du hast eine wundervolle Sicht auf die Dinge.
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AntwortenLöschenHallo, lieben Dank, dass du bei meiner Blogparade mitgemacht hast. Ein wunderbarer Text ist dabei herausgekommen.
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