Erstaunlich, da muss so eine blöde Autobahnbrücke ihren Geist aufgeben, dass Jolina mal Zug fahren darf.
Nun ja, eigentlich liebäugele ich ja schon recht lange damit unsere wöchentliche Fahrt nach Mainz mit dem Zug zu machen, doch immer wieder gab es Dinge die dagegen sprachen.
Als Jolina kleiner war, da war es mir sehr wichtig, dass sie auf der Hinfahrt nochmal gut eine halbe Stunde schlief um erholt im PEp an zu kommen und dort richtig gut aufnahmebereit zu sein, denn eine PEp Unterrichtseinheit ist kein Spaziergang, das ist richtig Arbeit.
Ich befürchtete, dass sie im Zug nicht schlafen würde.
Dann war da der schreckliche Kreuznacher Bahnhof, keine Rolltreppen, kein Aufzug, ich hätte das mit dem Buggy alleine nicht geschafft. Nach gefühlt 10 Jahren Umbauzeit ist der Bahnhof jetzt barrierefrei aber heute setze ich Jolina auch nicht mehr in den Buggy, denn es ist recht wenig Platz um Buggys und Kinderwägen in den Unterrichtsräumen ab zu stellen.
Und der größte Punkt, der mich abhielt war die Bequemlichkeit und zusätzlich, dass ich ein Öffentliche-Verkehrsmittel-Depp bin. Auch als Kind bin ich selten Bus gefahren, denn wir wohnten in einem Kaff, da ging pro Tag 3 mal ein Bus hin und nicht unbedingt zu den Zeit, zu denen ich Schulschluss hatte. So saß ich mehr bei Mama im Auto, als im Bus.
Mein Herzschlag erhöht sich nur bei dem Gedanken auf die "Willkür" des Fahrplanes angewiesen zu sein und man hört so oft von Verspätungen, Streiks usw
Jetzt sprachen aber entschieden mehr Punkte für die Zugfahrt.
1. Zahlen wir noch nicht (aber nur noch 25 Tage, ich weiß, schön blöd)
2. Es ist wichtig, dass Jolina sich an die öffentlichen Verkehrsmittel gewöhnt, denn so weh der Gedanke tut, sie wird nie in der Lage sein ein Fahrzeug zu lenken, bzw sie wird es nicht dürfen.
3. Der Mainz/Wiesbadener Raum erlebt gerade den Supergau was Verkehr betrifft.
Hier in der Naheregion ist eine Reise auf die andere Rheinseite schon eine kleine Reise die man sich überlegt. So kostet mich ein Besuch bei einer Bekannten auf der hessischen Seite entweder rund 10 Euro für die Fähre oder hin und zurück 2 Stunden Umweg.
Im Krieg wurden die Brücken gesprengt und die fehlen. Zwischen Mainz und Koblenz gibt es nicht eine Brücke über den Rhein und eine dieser Mainzer Brücken ist jetzt so marode, dass sie gesperrt ist und der Verkehr inkl. LKWs müssen sich einen Weg suchen. An manchen Tagen war es unmöglich nach Mainz ein zu fahren. (An diesen Horrortagen war Jolina, in dem Fall zum Glück, jedoch krank)
Jolina fand Bahn fahren total spannend, nur das Warten auf dem Bahnsteig war gar nicht ihr Ding.
Mit großen Augen schaute sie sich im Zug um und fing auch gleich an die junge Frau uns gegenüber voll zu quatschen. Jolina kennt da ja nix. "Da gug!" Sie hielt ihr das Conny-Osterbuch so lange unter die Nase bis eine Reaktion kam. Da hilft auch kein zureden vom Mama das mal zu lassen oder Ablenkungsversuche.
Die junge Frau die sowieso schon Ohrstöpsel drinnen hatte und auf ihrem I-Phone spielte schloß verzweifelt die Augen und hatte somit als Schlafende ihre Ruhe vor Jolina.
Ich sehe das nicht als Problem mit Jolinas Behinderung von Seiten der Frau. Ich denke jedes Kind hätte sie in dem Moment etwas überfordert, denn die wenigsten jungen Mädels haben jetzt so ein Händchen für kleine Kinder und einen besonderen Draht. Haben sie doch noch viel zu viel mit sich selbst zu tun, ich glaube in dem Fall war es total egal ob Jolina Down Syndrom hat oder nicht.
Allerdings zeigt es wieder, dass Jolina keinen Unterschied mach zwischen "Kenne ich - Kenne ich nicht" sondern nur unter "Finde ich sympatisch - mag ich ja wohl gar nicht"
Diese teilweise Distanzlosigkeit mag ich nicht wirklich an meinem Kind, vielleicht weil ich ein Mensch bin der eine sehr hohen Intimdistanz hat (ich umarme nur sehr selten und finde oft auch einen Händedruck schon als unangenehm) Jolina, so empathisch sie auch ist, nimmt die feinen Signale der Menschen nicht wahr, ob sie jetzt die Grenze überschritten hat, was ich eigenartig finde, aber es macht sie auch wieder normal, denn gerade so "verkorkst" wie ich bin merke ich sehr oft, dass die wenigsten Menschen merken, dass sie meine Intimzone verletzen und ich mich extrem unwohl fühle.
Auf dem Rückweg zog mich Jolina richtig in den Bahnhof, obwohl ich ihr versicherte, wir hätten noch Zeit, doch sie wollte "Zug". Natürlich mussten wir warten, das muss das Autokind dann auch noch lernen, dass der Zug nicht fährt wenn sie da ist, sondern wenn es im Fahrplan steht (oder manchmal auch nicht)
Ich glaube nächste Woche fahren wir nochmal Zug, auch wenn es es uns recht viel Zeit kostet (nicht die Fahrt, die ist schneller als im Auto, aber das ganze drumrum)
Guten Morgen Ihr Lieben!.
AntwortenLöschenSüß ist die Kleine, einfach zum liebhaben. Toll finde ich ,dass du mit ihr Zug fährst und sie sich so daran gewöhnt. Wahrscheinlich ist es das Beste so normal wie möglich alles zu machen. Denn sie können wahrscheinlich viel mehr als man denkt. Ich kenne auch Familien mir Down-Syndrom Kindern und diese Kinder haben erstanunlich viel gelernt, was ich ganz toll finde
Du machst es sicher ganz richtig und noch viel Spaß beim Zugfahren. Schönes Wochenende. Ich hoffe wir haben nächste Woche auch viel Freude beum Hasenrennen. Danke , dass du dabei bist.
Liebe Grüße
Marita
Oh ja, ich freue mich schon aufs Hasenrennen und bin auch nervös, wie ich so ankomme mit meinem "Kram"
LöschenHach, der Mainzer Bahnhof... da waren wir erst im Januar, Antonia und ich. Wir fahren viel Zug, und das macht nicht immer Spaß!
AntwortenLöschenSiehst du, ihr als Team habt das wunderbar gemeistert :). Ich glaube Zug fahren mögen die meisten Kids, es ist halt scho was spezielles und man kann rumlaufen und spielen, viel besser als im Auto :).
AntwortenLöschenIch habe ja auch noch keine Kinder und wenn mich dann fremde Kids ansprechen mag ich auch nicht immer mit ihnen kommunizieren oder spielen. Das ist halt der Luxus der Noch-nicht-Eltern ;), man muss nicht immer spielen mögen weil es nicht die eigenen Kids sind.
Hallo Marita,
AntwortenLöschenhabe letztes Jahr die Schule fertig gemacht und nehme mir noch bis zum Herbst eine Auszeit. Von Anfang September bis Weihnachten habe ich in Belgien mit behinderten Erwachsenen gearbeitet und gewohnt. In dieser Einrichtung gibt es auch viele Menschen mit Down-Syndrom. Obwohl ich es manchmal auch sehr anstrengend fand und meine Geduld gewaltig auf die Probe gestellt wurde, hatte ich gerade mit ihnen richtig viel Spaß! Oft haben wir viel gelacht und manchmal habe ich mich sehr über ihre Sturheit aufgeregt. Vor meiner Abreise gab es whhnsinnig viele Tränen. Mir ist es richtig schwergefallen, die Fassung zu bewahren. Mein Freiwilligendienst war eine sehr bereichernde Erfahrung! Und ich hätte im Zug bestimmt nicht weggeguckt :-), trotz meiner 18 Jahre.
Weiterhin alles Gute,
Larissa
Super, wenn es ihr gefallen hat!
AntwortenLöschenLiebe Grüße von mir, Mrs Patch
Hallo, ich habe bei Ihnen vor einigen Monaten alte Urlaubsbilder von Jolina und Familie vom Urlaub am Meer gesehen. Diese hatten mir so gut gefallen. Wo waren Sie da in Urlaub. Ferienhaus in Holland? Ich finde leider die Unterseite nicht mehr. Vielleicht wissen Sie welchen Urlaub ich meine. Über eine Rückinformation würde ich mich sehr freuen. mailaccount2_ebay@web.de. Finde Ihren Blog und die beiden Seiten großartig. Habe dies auch schon vor Monaten bei FB gepostet. Ganz liebe Grüße VD
AntwortenLöschenHallo liebe/r VD
Löschenich hoffe sie (eigentlich duze ich) finden Weg hierher zurück. Ich habe ja verschiedene Labels unten im Blog, da gibt es auch Urlaub und Holland. Ich möchte nicht auf E-MailAdressen antworten die ich nicht kenne.
Wir waren letztes Jahr in Makkum, evtl. ist das gemeint, darüber gibt es einige Posts, oder war es unser Urlaub in Duinrell, oder doch der in Belgien? einfach ganz nach unten und das gewünschte anklicken, mehr weiß ich jetzt
auch nicht wie ich helfen kann.
LG
Martina