Natürlich kann ich Euch immer nur so viel berichten wie sich gerade Neues ergeben hat und möchte auch nicht von noch laufenden Prozessen erzählen, aber jetzt haben wir einen Riesenschritt nach vorne gemacht auf dem Weg: "Jolina wird Schulkind"
Die Schule an die Jolina gehen wird steht schon lange für uns fest. Es wird die Grundschule in Rüdesheim (nicht das am Rhein), denn dies ist eine Schule die schon sehr lange als Schwerpunktschule arbeitet (seit Sommer 2002) und nicht mehr rumprobieren muss wie das mit I-Kindern läuft, sondern hier schon ein wundervoll eingespieltes Team sind.
Schwerpunktschulen gibt es in RheinlandPfalz schon seit 2001, also sind wir hier schon recht weit in Sachen Inklusion und ich kopiere einfach mal was eine Schwerpunktschule überhaupt ist: "Schwerpunktschulen sind allgemeine Schulen (Grundschulen und weiterführende Schulen der Sekundarstufe), an denen Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen im inklusiven Unterricht zieldifferent und zielgleich gefördert werden. Hierzu erhalten Schwerpunktschulen zusätzliche Lehrkräfte (Förderschullehrkräfte und pädagogische Fachkräfte), welche gemeinsam mit den Regelschullehrkräften inklusiven Unterricht organisieren, von dem alle Kinder und Jugendlichen profitieren. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten am gleichen Thema, der Unterrichtsstoff wird dabei auf die Fähigkeiten und den individuellen Förderbedarf der Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen abgestimmt. Schwerpunktschulen können von Schülerinnen und Schülern mit allen Förderschwerpunkten besucht werden.
An Schwerpunktschulen können Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf die Abschlüsse der Regelschule (z.B. Abschluss der Berufsreife und Qualifizierter Sekundarabschluss I) und die Förderschulabschlüsse erwerben.
Schwerpunktschulen entwickeln ein schuleigenes Konzept zur individuellen Förderung eines jeden Kindes und Jugendlichen. Als pädagogische Leitlinien gelten dabei folgende Grundsätze:
- Alle Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, im eigenen Lerntempo Lerninhalte zu bewältigen und individuelle Lernziele anzustreben. Sie leben und lernen gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern, die sonderpädagogischen Förderbedarf haben.
- Der Unterricht zielt darauf, durch sonderpädagogische und individuelle Hilfen eine den persönlichen Möglichkeiten entsprechende schulische Bildung zu verwirklichen.
- Der Unterricht ist – wenn erforderlich – zieldifferent.
- Der Unterricht orientiert sich an den Lernzielen der verschiedenen sonderpädagogischen Förderschwerpunkte und ermöglicht Schulabschlüsse, die den individuellen Möglichkeiten entsprechen.
- Als Grundlage der Förderung werden für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf individuelle Förderpläne erstellt."
Davon konnte ich mich auch heute morgen überzeugen, doch immer der Reihe nach.
Bevor Jolina heute Morgen freudig mit ihrer gepackten Tasche vor der Tür stand lagen noch ein paar kleine Hürden.
Da Jolina ja immer den Vorschulunterricht in ihrem Kindergarten verpasst, weil sie da im PEp in Mainz ist, war sie auch nicht mit in der Schule schnuppern, der Schnuppertag in Rüdesheim war ebenfalls schon vorbei und so musste Jolina alleine die Schule kennen lernen, nur der Termin fehlte noch.
Vor 2 Wochen war nun Teilhabekonferenz beim Sozialamt, dort wird zusammen mit der Schulärztin, dem Sachbearbeiter des Sozialamtes und der Schulleitung beschlossen welche Unterstützung, bzw wie viel Unterstützungszeit genehmigt wird.
Jolina wird 100% durch eine I-Helferin unterstützt werden, d.h. die Dame wird sie in der Schule am Bus in Empfang nehmen, den Vormittag an ihrer Seite sein und sie dann Mittags wieder in den Bus nach Hause setzen.
Zuerst schlug die Schulärtztin vor, dass sie auch eine Begleitung im Bus bräuchte, doch bisher fährt sie auch unter alleiniger Aufsicht der Fahrerin in den Kiga und wir wollen es erst mal so probieren, denn die I-Kraft hatte man schon in der Hinterhand und die Fahrt hätte dann wohl einige Umplanung bedeutet.
Da ich an dem Tag mit Jolina Termine hatte war der Papa bei dem Gespräch und hat sich den Namen der Dame die sie künftig unterstützen wird nicht gemerkt.
Dann rief mich letzte Woche die neue Förderlehrerin von Jolina an und wir vereinbarten einen Termin, damit Jolina die Schule kennen lernt und auch ihre Lehrerinnen.
Wenn man Jolina bisher fragte, ob sie künftig ein Schulkind sei und ob sie sich auf die Schule freue verneinte sie immer. Doch heute Morgen war sie total aufgekratzt und voller Vorfreude, dass sie in die Schule darf. Stolz packte sie ihre Tasche und die Freude war ihr ins Gesicht geschrieben.
Wir hatten uns nach Schulbeginn mit der Förderlehrerin verabredet und Jolina schloss sie sofort in ihr Herz. (Puh Glück gehabt, bei Jolina gibt es nur "Mag ich total" oder "Kann ich nicht leiden" und Menschen der zweiten Kategorie kommen praktisch nie in die erste bei ihr)
Ich selbst war noch gar nicht an der Schule, die Hospitation hatte der Papa übernommen während ich dann die ganzen Termin wegen Louisas Schulwechsel aufs Gymnasium übernommen hatte, zum Glück können wir uns das gut aufteilen.
Das Gebäude hat mich sofort sehr positiv überrascht und noch besser ist, dass der gesamte Schulbereich eingezäunt ist, auf solche Kleinigkeiten achten Eltern von "Weglaufkindern". In unserer Dorfschule gibt es zB keinerlei Zäune oder Absperrungen, der Schulhof ist auch nach der Schule noch Treffpunkt und das ganze, große Gelände um die Schule ist frei zugehbar und weglauffreundlich ;-) , dies war dann auch ein Punkt, der gegen unsere Dorfschule sprach.
Man merkt, dass wir in einer Weingegend wohnen, auch über dem Eingang hier wächst Wein |
Jolina durfte erst mal am Unterricht einer ersten Klasse teilnehmen, setzte sich auf einen freien Platz und war still und aufmerksam dabei. Dann im Erzählkreis erzählte sie auch von ihrem Wochenende. Sie hätte mit Oma und Opa gespielt, stimmt zwar nicht, aber sie hatte keine Scheu und sprach lauter als viele der Kinder die bald in der zweiten Klasse sind.
Dann wurde im Kreis mit Eiern gerechnet und Jolina, ich traute meinen Ohren kaum, rechnete 1+1=2
dabei macht sie das zu Hause gar nicht. Auch später am Tisch benannte sie einige Zahlen auf Nachfrage der Lehrerin richtig und ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus.
dabei macht sie das zu Hause gar nicht. Auch später am Tisch benannte sie einige Zahlen auf Nachfrage der Lehrerin richtig und ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus.
Ihr Frühstück nahm Jolina dann in einer 4. Klasse bei ihrer zukünftigen Klassenlehrerin und ihrem zukünftigen Klassenzimmer ein.
Es war so schön zu sehen wie gleich ein paar Mädchen kamen und sich zu Jolina setzten und man sah die hohe Sozialkompetenz der Kinder, da sie es gewöhnt sind, dass immer mal wieder Kinder mit Beeinträchtigungen an der Schule sind.
Es war so schön zu sehen wie gleich ein paar Mädchen kamen und sich zu Jolina setzten und man sah die hohe Sozialkompetenz der Kinder, da sie es gewöhnt sind, dass immer mal wieder Kinder mit Beeinträchtigungen an der Schule sind.
Im Pausenhof passierte dann noch etwas sehr denkwürdiges.
Jolina suchte sich einen Jungen, mit dem sie unbedingt in Kontakt treten wollte, nahm in an die Hände und führte ihn mal hier hin, mal dort hin. Dann sagte sie ihm wo er am Klettergerüst zu klettern hätte und er machte ganz brav was sie sagte und war total lieb und fürsorglich mit ihr.
Während die Förderlehrerin und ich das beobachteten erklärte sie mir, dass dieser Junge (übrigens ein Riese aus der 4. Klasse) eigentlich als "Problemfall" gilt, sich nicht einfügt und ständig Ärger macht und auch sehr aggressiv ist. Als sie diese Situation später der Klassenlehrerin des Jungen schilderte konnte die es kaum glauben, fragte immer wieder den Namen nach, ob sie sich auch nicht verhört hätte und war richtig verwundert und bedankte sich dann auch nochmal bei mir, dabei war es ja Jolina, die ihn scheinbar kurz "gezähmt" hatte.
Jolina suchte sich einen Jungen, mit dem sie unbedingt in Kontakt treten wollte, nahm in an die Hände und führte ihn mal hier hin, mal dort hin. Dann sagte sie ihm wo er am Klettergerüst zu klettern hätte und er machte ganz brav was sie sagte und war total lieb und fürsorglich mit ihr.
Während die Förderlehrerin und ich das beobachteten erklärte sie mir, dass dieser Junge (übrigens ein Riese aus der 4. Klasse) eigentlich als "Problemfall" gilt, sich nicht einfügt und ständig Ärger macht und auch sehr aggressiv ist. Als sie diese Situation später der Klassenlehrerin des Jungen schilderte konnte die es kaum glauben, fragte immer wieder den Namen nach, ob sie sich auch nicht verhört hätte und war richtig verwundert und bedankte sich dann auch nochmal bei mir, dabei war es ja Jolina, die ihn scheinbar kurz "gezähmt" hatte.
Dieser halbe Vormittag hat mir gezeigt, dass unsere Entscheidung für diese Schule wohl genau richtig war und mein Bauchweh, ob wir ihr damit vielleicht keinen Gefallen tun, ist viel besser geworden.
Natürlich bin ich nervös, ob auch alles gut geht, ob sie nicht gemobbt wird und ob sie sich nicht verweigert, oder traurig wird, wenn sie nicht mit den anderen mit halten kann.
Natürlich bin ich nervös, ob auch alles gut geht, ob sie nicht gemobbt wird und ob sie sich nicht verweigert, oder traurig wird, wenn sie nicht mit den anderen mit halten kann.
Ich bin glücklich und Jolina ist total glücklich, was will man mehr?
Beim Mittagessen hat sie sofort Louisa von der Schule erzählt, sie hätte gespielt und Eier und Käse.
Ja, ich musste dann übersetzen, dass die Eier zum rechnen waren und der Käse auf ihrem Schulbrot.
Ja, ich musste dann übersetzen, dass die Eier zum rechnen waren und der Käse auf ihrem Schulbrot.
Jolinas Schultüte ist übrigens auch fast fertig, naja, ein bisschen was hab ich verbockt und muss da was pfrimeln, doch die zeige ich Euch dann demnächst und am Mittwoch ist schon der erste Elternabend in den ich jetzt relativ tiefenentspannt rein gehe.
Mensch, das freut mich, dass der Einstieg in den neuen Lebensabschnitt scheinbar so reibungslos und voller Vorfreude abläuft! Ich weiß sehr gut, wie das ist, wenn unsere Kinder die Lust an etwas verlieren und dann nur sehr schwer (bis gar nicht) wieder dafür begeistert werden können.
AntwortenLöschenGanz toll finde ich, dass Jolina so ein Gespür für den Jungen gezeigt hat und ihn mit ihrem Wesen verzaubert hat.
Ein tolles Mädchen, das ganz bestimnt seinen Weg gehen wird!
Das hört sich so toll. Ich muss gestehen, dass ich beim lesen Gänsehaut hatte. Ich freue mich für euch und wünsche Jolina noch mehr solcher zauberhaften Begegnungen und eine wunderschönen Schulstart.
AntwortenLöschenLG Micha
So tolle Neuigkeiten. Das klingt super gut und es ist toll, wie sehr sich Jolina nun freut. Schön, dass ihr diese tolle Schule gefunden habt. Ich drücke euch alle Daumen, dass das richtig toll wird für Jolina dort und sie viel lernen kann. Genial wie sie sich dort präsentiert hat. Sie ist wirklich reif für die Schule :)
AntwortenLöschenDas hört sich richtig gut an. Ich wünsche Jolle na eine tolle Schulzeit an der besonderen Schule!
AntwortenLöschenHey, ich freu mich! Das liest sich so wunderbar!
AntwortenLöschenIch wünsche Deiner Maus nicht nur einen heutigen tollen Tag, sondern überhaupt ein wundervolles Schulkind-Leben
Elisabeth
Wow, das klingt ja total schön :)Ja, die Schwerpunktschulen sind schon was tolles hier in Rheinland-Pfalz. Mein Sohn geht ja auch auf eine :) Ich wünsche Jolina alles Gute für den Schulstart Ende August :D
AntwortenLöschenIch möchte dich herzlich einladen, diesen und andere Beiträge zum Schulthema bei meiner Linkparty zu verlinken:
AntwortenLöschenhttp://www.pamelopee.de/2016/03/back-to-school-ein-schulungs-linkparty.html
Schau es dir gerne mal an!
Liebe Grüße!
Pamela
Oh wie schön!! Der Tag scheint ein voller Erfolg gewesen zu sein, das freut mich sehr für euch <3
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