Montag, 6. Juni 2016

14. Deutsches Down-Sportlerfestival: Geschwisterolympiade und die roten Engel

Schon zum 6. Mal rocken wir das Down-Sportlerfestival in Frankfurt und zum 2. Mal sind die Mädels auch bei der Geschwisterolympiade dabei.
Trotz "Terminstress" um von Aktivität zu Aktivität zu kommen war mir das viel wichtiger, als andere Dinge. Wieso erzähle ich Euch gleich.

Staffellauf




Das Deutsche Down-Sportlerfestival ist vor allem ein Fest für die Menschen mit Down Syndrom.
Endlich ist man unter sich, zum Teufel mit der Inklusion in diesem Moment, endlich hat man einfach Spaß untereinander und fühlt, dass man nicht alleine ist, oder "besonders", oder "mit Extra", oder "Liebenswert", oder behindert.
Man ist wie alle, wobei ja jeder anders ist.

Ich glaube dieses Gemeinschaftsgefühl ist das Besondere an diesem Tag.

vorher noch eine Erklärung wie es geht


Aber wieso dann die Geschwisterolympiade? Es soll doch ein Tag für die Menschen mit Down Syndrom sein.
Wieso muss man sich um die Geschwister kümmern? Die sind doch meist in der glücklichen Lage, nicht "besonders" zu sein.
Eben nicht. Oft sind diese Kinder oder Jugendlichen, nicht nur Annika, Tommi, oder Kalle, sondern sie sind der Bruder/die Schwester von dem ... mit dem Down Syndrom.
Es ist ähnlich wie bei Müttern, die plötzlich nicht mehr die Martina oder Anne sind, sondern "die Mutter von...."
Es ist nicht einfach als Kind oder Jugendlicher Fragen zu beantworten, warum das Geschwisterkind jetzt so anders ist. Vielleicht gibt es manchmal auch blöde Bemerkungen die treffen und in der Pubertät ist ja dann alles mega peinlich, wenn dann noch "so ein" Geschwister hinzu kommt, ist das "Drama" perfekt.



Als Eltern verstehen wir das oft nicht, warum sich die Kinder ohne Behinderung so vernachlässigt und zurück gesetzt fühlen, aber nicht umsonst, nennt man sie auch "Schattenkinder".
Selbst wenn die Eltern versuchen ihre Zuwendung, Zeit und Liebe gerecht zu verteilen, gibt es ja noch das Umfeld. Viel zu oft steht wirklich das Kind mit der Behinderung im Vordergrund, bei Gesprächen.

Auf die Plätze, fertig, los!


Auch bei uns kann ich das beobachten.
Klar, das meint keiner böse, doch Jolina bietet immer interessanten Gesprächsstoff und nicht immer kann ich gegensteuern.
Zur Zeit wird ganz oft gefragt ob Jolina jetzt in die Schule käme. Ich antworte dann meist: "Ja und Louisa kommt aufs Gymnasium"
Das ist jetzt ein kleiner Glücksfall, denn zu sagen "sie wird in die dritte Klasse versetzt" wäre dann ein bisschen dämlich, oder?

Natürlich finde ich persönlich nichts dabei, wenn nach Jolina gefragt wird, ich freue mich, aber ich versetze mich auch in Louisas Lage und natürlich kommt da sicher manchmal die Frage warum keiner nach ihr fragt.

Jolina gibt alles

Das Schlimmste ist, dass man es eigentlich gar nicht richtig machen kann, so sehr man sich auch bemüht und deshalb ist die Geschwisterolympiade so wichtig.

Nicht nur den Menschen mit Down Syndrom tut es gut zu sehen, dass es ganz vielen so geht wie ihnen selbst, sondern auch den Geschwistern.
Plötzlich ist man zusammen mit ganz vielen Geschwistern die genau so sind wie man selbst. Die auch ein Geschwisterkind haben, das mehr Hilfe beim Sport braucht, das mal bockend am Boden liegt wie ein Kleinkind und plötzlich ist auch nichts mehr so schrecklich peinlich oder ungewöhnlich, weil jeder im Raum das kennt.


Louisa macht den Endspurt und Jolina jubelt


Organisiert wird das Ganze von der Stiftung FamilienBande die, die Nöte der Brüder und Schwestern ernst nimmt und zuhört anstatt zu sagen: "Stell dich nicht so an"
Auch Louisa ist jetzt in einem Alter in dem sie sich gerne mit anderen darüber austauschen möchte, also nicht innerhalb der Familie, sondern mit Gleichgesinnten.
Wir werden jetzt die Augen nach Angeboten aufhalten.



Nicht nur die vielen Sportler mit Down Syndrom und die Geschwister profitieren von diesem genialen Tag. Auch die Eltern, oder Begleiter können ein Stück weit runterfahren und Verantwortung abgeben.
Auf dem Sportfest wimmelt es von Helfern mit roten T-Shirts. In der Überschrift von mir als rote Engel bezeichnet. Mit Recht.

Dosenwerfen

Sie übernehmen die Dinge die Eltern sonst übernehmen. Ich habe es genossen einfach nur daneben zu stehen und den beiden beim Sport zuzusehen und da wo Jolina nicht alleine weiter kam, gab es helfende Hände. Es fühlte sich fast normal an. Das verstehen aber nur Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen, es sind diese Kleinigkeiten, die wir manchmal vermissen und wenn es nur ist, dass die Kinder zusammen Dosen werfen.

Fußball: "Schuss und Tor"

Hier können die Geschwisterpaare auch mal als Team antreten, nicht gegeneinander und auch hier zählt, der Spaß und das Dabei sein und nicht das Gewinnen. Wo findet man das heute noch? Selbst bei Kindergartenfesten gibt es Erste, Zweite und Dritte Plätze.
Hier gibt es nur Gewinner, eine unheimlich wichtige Erfahrung, auch oder gerade für die Kinder ohne Behinderung.

Kegeln

Ich bin immer fasziniert mit welcher Freude und Begeisterung die Helfer am Werk sind. Obwohl es teilweise sehr anstrengend ist, haben sie den ganzen Tag ein Lächeln im Gesicht, sind unendlich geduldig und freundlich.
Diese vielen jungen Menschen lassen mich auch ein bisschen mehr ans Gute im Menschen glauben, sie haben keine Berührungsängste und es ist ein wundervoller Tag an dem man sich nicht einen Moment Gedanken machen muss seltsame Blicke zu ernten, oder auch dieses angestrengte Wegsehen.



Louisa hat übrigens auf die Geburtstagsparty ihrer besten Freundin verzichtet um mit nach Frankfurt zu können. Es ist ihr sicher nicht leicht gefallen und am Ende hat sie sich Lose gebastelt und gezogen.
Ich persönlich bin natürlich sehr froh darüber, denn Jolina ist auch oft genug dabei wenn Louisa Auftritte hat.



Jetzt lasse ich aber noch einige Bilder für sich sprechen.



Haltungsnoten gab es keine, doch das hat schon sehr viel Schönes ;-)


Ich bekomme schon beim Hinsehen "Rücken"










Am Ende gab es natürlich noch eine Urkunde für die Beiden. - Herzlichen Glückwunsch



Wer gerne ein paar bewegte Bilder von der Geschwisterolympiade sehen möchte, findet sie in diesem Video:


6 Kommentare:

  1. Soooo tolle Bilder hast du gemacht. Das genialste ist, als Louisa rennt und Jolina im Hintergrund jubelt. So genial wie sie ihre Schwester bejubelt und sich freut.
    Ein wunderbarer Anlass und so schön und wichtig, dass es diese Geschwisterolympiade gibt. Nur schade, dass Louisa auf das Geburtstagsfest verzichten musste. Das war sicher auch nicht einfach für sie.

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  2. Es freut mich das ihr Spaß hattet!! ^^

    P.S. Louisa dein Oberteil ist mal richtig der Hammer! :)

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  3. Das ist so ein wohltuender Bericht. Die Bilder sind die reinste Freude und ich kann deine Schilderungen so gut nachvollziehen. Ich habe kein Kind mit Down Syndrom, aber es gibt auch andere Probleme, mit denen man bei den Betonköppen aneckt und sich für jeden Mist rechtfertigen muss. Bis man irgendwann entscheidet, nein, das muss ich nicht. Danke für diesen schönen Bericht.
    LG
    Magdalena

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  4. Ich hoffe wir können nächste Jahr auch mal dabei sein!!! Ich hab es dieses Jahr verpasst! Hab das nirgendwo gelesen!Wann steht der nächste Termin denn fest? Ist von uns aus ja auch nicht gerade um die Ecke!! Liebe Grüße Dana

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