Freitag, 5. Februar 2016

Schadensersatz für ein Kind mit Down Syndrom?

Ihr habt es bestimmt gelesen.
Seit Tagen geistert es durch die Medien, sowohl Print als auch durch die sozialen Netzwerke.

Da hatten Eltern tatsächlich die Frechheit ihre Frauenärzte zu verklagen auf Schadensersatz und Schmerzensgeld, weil sie in der Schwangerschaft das Down Syndrom und einen Herzfehler nicht erkannt haben.

Danke an die Richter, die diese Klage abgewiesen haben.



Was wäre denn die Folge wenn die Ärzte wirklich Schadenersatz zahlen müssten?
Ganz einfach.
Sie würden künftig noch mehr versuchen Frauen zu Untersuchungen zu drängen und danach zum Schwangerschaftsabbruch, wenn das Ergebnis Trisomie 21 lautet, also Down Syndrom.
Denn wo kein "Schaden" da auch kein Schadensersatz fällig.




Was ist die Folge die nicht vermeidbar ist?
Irgendwann wird die Tochter wohl erfahren was ihre Eltern versucht haben.
Egal wie sie es hin drehen werden, am Ende bleibt der Beigeschmack, dass sie ihr Kind nicht wollten und es eigentlich abgetrieben hätten.
Hoffen diese Leute wirklich darauf, dass die Behinderung ihrer Tochter so stark ausgeprägt ist, dass sie dies nie kapieren wird?



Wenn ich eins immer wieder über meine Tochter sage ist es, und das ist nicht boshaft sondern mit Augenzwinkern gesagt, aber trifft es 100%: "Jolina ist zwar behindert, aber nicht doof!"
Selbst ich unterschätze sie manchmal, weil sie nicht so gut spricht, oder es immer noch nicht schafft bis 3 zu zählen. Aber sie begreift Zusammenhänge und lässt sich auch kein X für ein U vormachen.
(Okay, blöder Spruch, denn das kommt von den römischen Zahlen 10 und 5 und bei Zahlen ist ja wirklich nicht so fit)



Jedes Kind macht irgendwie "Arbeit" und wenn man durch eine Erkrankung, wie in dem obigen Fall MS, befürchtet ein behindertes Kind könne die Grenzen der Belastbarkeit überschreiten, dann muss ich mich fragen, ob die drei Kinder der Frau solche Engel sind, oder ob ein 4. Kind nicht sowieso die Belastungsgrenze überschreitet.



Ich bin die Letzte die behauptet, dass Jolina nur Freude verbreitet und dass es keine Arbeit ist, dieses ständige zu Ärzten Gefahre, oder die ganzen Therapien. Aber wems zu viel oder zu unwichtig ist kann das ja auch sein lassen.

So wie man es auch sein lässt seine Kinder zu erziehen, weil das anstrengend ist, oder man ihnen lieber Geld in die Hand drückt für ein Teilchen beim Bäcker anstatt ihnen ein Brot zu schmieren.
Kinder sind Arbeit, Kinder sind eine Belastung, das ist normal, waren sie schon immer, nur heute wird rum gejammert, weil unser Leben immer bequemer wird, wir für alles Lösungen finden, nur Kinder kann man nicht weniger anstrengend machen (okay, es gibt in manchen Fällen Medikamente, doch davon sprechen wir gerade nicht). Kinder nerven, deshalb gibt es ja das Kindchenshema, damit wir sie trotzdem lieb haben, wenn man das begriffen hat, dann kommt man auch nicht auf die Idee man könne Schadenersatz für Mehrarbeit verlangen. Kinder mit Doen Syndrom schlafen ganz oft von Anfang an durch, eigentlich müssten die Eltern dem Arzt noch Geld bezahlen für diese Extra Stunden Tiefschlaf.



Das Ding mit dem Schadensersatz ist nicht neu.
Schon vor über 10 Jahren drängte mein Arzt mich aus genau diesen Gründen zu einer Fruchtwasseruntersuchung, er gab das sogar offen zu und da ich damals sowieso alles perfekt haben wollte stimmte ich dem natürlich mit Begeisterung zu.



Ich finde ich könnte mal eine Klage gegen diverse Fernsehformate anstreben. Sie führen zur Verblödung unseres Nachwuchses und dadurch ist meine Rente in Gefahr, oder so ähnlich.
Ich müsste natürlich noch an der Argumentation feilen, doch immerhin ist das ja ein aktives Eingreifen in einen Entwicklungsprozess, das Baby mit Down Syndrom ist allerdings ja selbst gemacht (DIY liegt ja im Trend ;-) ) und dadurch trifft an der Tatsache den Frauenarzt keine Schuld und ich meine, nur weil mein Arzt mir nicht sagt, dass Schokolade dick macht kann ich ihn dann am Ende nicht verklagen weil mir keine Hose mehr passt. (Wobei, das wäre doch ne super Idee, ich sollte mir mal ne gute Argumentation überlegen)



Ich glaube das ist der Moment an dem ich Euch sagen sollte, dass ich zu Sarkasmus neige und man bitte vieles nicht all zu Ernst nehmen sollte.
Dass ich aber diesen Eltern am liebsten links und rechts eine klatschen möchte, das ist mein voller Ernst, verdient hätten sie es.



Da bemüht man sich die letzten Jahre der Gesellschaft zu zeigen, dass Down Syndrom zwar kein Grund zum Freudensprünge vollführen ist, aber bei weitem auch kein Grund sich nen Strick zu nehmen oder ins tiefste Jammertal zu fallen.
Ich verstehe alle Eltern die traurig sind und sich das alles ganz anders vorgestellt haben.
Hatte ich auch.
Ach ja, die meisten Eltern stellen sich das Eltern sein anders vor als es am Ende ist, da ist es Wurscht wie viele Chromosomen da am Ende im Spiel sind.



Ich habe das Gefühl, das was viele Eltern mühsam aufgebaut haben gerade wieder mit einem Fußtritt zum Einsturz gebracht wurde.
Wir kämpfen dafür, dass es weniger Schwangerschaftsabbrüche wegen Down Syndrom gibt und dann kommt da ein Elternpaar und jammert rum sie hätten ja eigentlich viel lieber abgetrieben hätten sie es nur gewusst, bäh bäh bäh!!!
Was denkt da der Nichtbetroffene? "Die müssen es ja wissen. Die haben so ein Kind. Also ist es wirklich schlimm so ein Kind mit Down Syndrom. Wenn uns das also passiert, dann müssen wir unbedingt abtreiben!"
Ja suuuper. Gut gemacht! Ich sag ja eine links und eine rechts wäre vielleicht sogar zu wenig für den angerichteten Schaden.



Natürlich möchte ich hier klar stellen ich drohe niemand Prügel an. Das ist ja verboten. Aber was ich gerne möchte und dann doch nicht tue sind ja zwei paar Schuhe, oder?

Apropos Schuhe. Die Bilder sind schon etwas älter und das Kind für das ich NIEMALS Schadensersatz verlangen würde ist total stolz auf ihre damals neuen Stiefel. Dabei geht es bei den Fotos doch gar nicht um die Stiefel, sondern um die Bluse, die ich für Mariele probenähen durfte.
Waaahhhh, was ein Bogen von einem zum anderen Thema, Hilfe, hier kann man jetzt wirklich nicht sagen ich hätte die Kurve bekommen, hahaha.





An dieser Stelle lade ich Euch Blogger jetzt schon ein an einer Aktion zum Welt Down Syndrom Tag am 21.3. in Euren Blogs mit zu machen. Ich habe Euch hier 3 Postervorlagen zur Verfügung gestellt und Ihr postet sie an diesem Tag in Euren Blogs (bitte nicht vorher).
In einer Linkpartie zum 21.3.2016 könnt ihr dann Euren Blogpost verlinken
Somit hängen diese Poster nicht nur in Schaufenstern, Autos und in facebook, sondern sie "hängen" in Euren Blogs und machen vielleicht ein klein wenig wieder gut, was diese Eltern angerichtet haben mit ihrer Klage.
Wenn Ihr gerne Poster ausdrucken möchtet um sie in der realen Welt aufzuhängen schicke ich Euch gerne eine pdf-Datei zu.

Ich will nicht die Welt retten, aber vielleicht ein oder zwei Kinder mit Down Syndrom und ein Menschenleben ist unbezahlbar.


Schnittmuster: Lillian von Mariele
Stoff: Zwergenschön
Genähte Größe: 110
Model: Jolina
Fotos und Bildrechte: JoLou

10 Kommentare:

  1. Ich habe die Geschichte auch mitbekommen und war genauso schockiert. Ich finde es unglaublich, unfassbar und einfach auch tieftraurig, dass man klagt weil ein Kind nicht so ist, wie man es gern gewollt hätte.

    In meiner Schwangerschaft wurde ich auch zum Glück nicht zu irgendwelchen Untersuchungen "gedrängt". Vielleicht weil ich noch unter 35 war,.. Es wäre eh nie Thema gewesen bzw. in Frage gestanden das Kind zu wollen... Wir freuen uns heute, dass sie gesund ist, hätte sie eine Behinderung würden wir sie genauso lieben.

    Für mich ist die Geschichte auf jeden Fall mehr als unverständlich und schockierend. Ich bin froh, dass die Klage abgewiesen wurde und hoffe, dass das Kind wenigstens trotzdem mit Liebe groß werden darf.

    LG
    Evelyn

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  2. Hallo.
    Ich habe diesen Bericht vorhin bei uns in der Tageszeitung gelesen und muss sagen mir ging es ähnlich wie dir. Erst einmal war ich fassungslos und dachte wie kann man das seinem Kind nur antun. Wie kommt man auf die Idee einen Arzt zu verklagen weil das Kind nicht so ist wie man gerne hätte und wie kann man das als Jurist auch noch guten Gewissens vor Gericht bringen. Und wenn ich schon drei Kinder habe und dann erkranke, wieso kann ich dann nicht dafür sorgen das erst gar kein viertes Kind entsteht. Ich denke die wären auch mit einem "gesunden" Kind überfordert, aber da kann man ja leider keinen für verklagen, Kommt aber bestimmt irgendwann auch noch.
    Ich finde die Welt wird immer bekloppter und die meisten Eltern machen es sich oft ziemlich leicht. Andauernd wird jemand anders dafür verantwortlich gemacht, was sie selbst nicht geregelt bekommen. Ist ja auch einfacher.
    Mir tut das arme Mädchen nur leid und ich hoffe sie kann das irgendwann ihren Eltern verzeihen.
    Ach ja und ich bin gerne beim Welt Down Syndrom Tag dabei und setzte ein Zeichen.
    LG, Nicole

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  3. Ich war sprachlos als ich den Artikel gelesen habe und hab in diese schönen braunen Augen des Kindes gesehen und irgendwie gehofft dass sie nie verstehen wird was ihre Eltern da gemacht haben...Danke liebe Martina fürs Worte finden und " raustragen" ...und Jolina sieht natürlich wieder toll aus,steht ihr wirklich gut :-D

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  4. Ich hab den Artikel zwar nicht gelesen, bin aber wie so oft deiner Meinung. Ich finde es immer so schön zu lesen, dass du dich traust, den Mund aufzumachen und ehrlich und geradeheraus deine Meinung sagst! Mach weiter so! Natürlich auch mit dem Nähen! Jolina sieht mal wieder sehr schön aus! Mit ihrem neuen Oberteil und den tollen Winterstiefeln.

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  5. Was soll man dazu noch sagen? Bei meiner Tochter wurde das Down-Syndrom, Herzfehler und noch weitere Einschränkungen in der Schwangerschaft auch nicht erkannt, und ich verklage keinen. Das Geld was die Klage gekostet hat, davon hätten sie in die Zukunft investieren können. Alternativ hätte man es auch zu Adoption geben können. Zum Thema Abtreibung hätte sich die Mutter mal vllt. diesen Beitrag lesen solln.
    http://www.laura21.de/news/2015/mbk-spaetabtreibung/

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  6. Was soll man dazu noch sagen? Bei meiner Tochter wurde das Down-Syndrom, Herzfehler und noch weitere Einschränkungen in der Schwangerschaft auch nicht erkannt, und ich verklage keinen. Das Geld was die Klage gekostet hat, davon hätten sie in die Zukunft investieren können. Alternativ hätte man es auch zu Adoption geben können. Zum Thema Abtreibung hätte sich die Mutter mal vllt. diesen Beitrag lesen solln.
    http://www.laura21.de/news/2015/mbk-spaetabtreibung/

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  7. Einfach nur unfassbar traurig und menschlich verachtenswert.

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  8. Ich kann mich hier nur anschliessen! Unfassbar diese Tatsache!
    Ich bin froh, dass die Richter so entschieden haben. Wie geht es dem Kind? Wenn sie es irgendwie versteht muss es schrecklich für das Mädchen sein.

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  9. Hallo.mal davon abgesehen,dass es bei Muslimen verboten ist,abzutreiben.Aber sie haben die Untersuchung machen lassen,weil die Mutter selbst krank istzum Einen und sie wollte eben ihrem Kind die Behinderung ersparen.Dass stand in meinem gelesenen Artikel drin.ist ja auch irgendwo verstaendlich,wenn man sich Sorgen macht um die Zukunft des Kindes,wenn man weiss,dass sie irgendwann alleine ohne Eltern sein wird. Ihr alle wisst doch gar nichts von den Lebensumstaenden dieser Familie,im verurteilen seid ihr schnell...

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    1. Liebes Anonym,
      ich habe im übrigen nicht einmal die Religion der Eltern erwähnt, obwohl sie mir bekannt war und darf ich mal zurück klugscheißen? Bei richtigen Christen ist es auch verboten abzutreiben, also, so what?
      Ich habe ein Kind mit Down Syndrom - also weiß ich von was ich schreibe. Und wenn man Angst hat wegen eigener Krankheit, dann setzt man GAR keine Kinder in die Welt mehr, denn es gibt so viel mehr als nur das relativ harmlose Down Syndrom.
      Im übrigen erspart man nicht dem Menschen selbst die Behinderung sondern sich die Last und den Ärger damit, deshalb wurde ja auch auf Schadenersatz geklagt.
      Die Lebensumstände sind im Übrigen bei einer solchen klage sowas von egal, hier sollte ein Millionär wie ein Bettler gleich behandelt werden und zwar genau so wie diese Eltern es wurden. Mit Abweisen der klage und mit ganz viel Unverständnis von Seiten der Öffentlichkeit.
      Es gibt kein Recht auf ein gesundes Kind und das ist zum Glück noch so.

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