Dienstag, 9. Februar 2016

Kinderfasching und Jolina mitten drin

Ich verspreche, dies ist der letzte Post mit buntem Faschingstreiben und Kostüm und Humba Humba Tätäräää.

Aber eigentlich ist es auch mehr, es ist ein bisschen Inklusion und ein Mutterherz das vor Freude hüpft wegen Kleinigkeiten die für andere sicher selbstverständlich sind.

Zieht einfach Eure rote Nase und die Narrenkappe noch mal auf und kommt mit uns zum Kinderfasching hier im Ort.





Jolina trägt immer recht spontan die Faschingskostüme die hier noch von Louisa rum fliegen und gerade passen.
Hahaha, das ist wohl das Schicksal der Zweitgeborenen mit gleichem Geschlecht.
Allerdings fühlt Louisa sich immer benachteiligt und nicht Jolina.
Hähhh? Ich bin ja Einzelkind, ist das normal?



Jedenfalls fand Jolina ihren Königinnentraum in rot zum verlieben. Zur Sicherheit gab es statt Krone einen Dutt, dann muss ich nicht ständig darauf achten.

Viele nähen ja das ganze Jahr über kaum, aber zu Fasching bekommen die Kinder die tollsten und einmaligsten Kostüme genäht.
Ich mache das schon wieder anders als andere, tztztz, ich kaufe die Kostüme und heute im Kiga trägt Jolina ihr blaues Prinzessinnenkleid vom A... , da kann ruhig auch ein Fleck drauf kommen und Risse hat es schon, da wäre mir die Zeit mit zuschneiden und nähen und der Wert des Stoffes ehrlich gesagt zu schade für.




Weil ich mit Louisa schon früher da sein musste zum fertig machen für die Eröffnung hatten wir wieder den besten Platz direkt an der Bühne.

Einer der Photospots im Eingangsbereich, leider war das Licht etwas übel


Bevor es los geht stellen sich die Funkenmariechen zusammen mit dem  "Zirkusdirektor" für diese Show zum Fototermin und danach heißt es Manage frei. Den Tanz von Louisa und L. habt ihr ja schon im Sontagskino bewundern können.


Letztes Jahr war Jolina total schüchtern und wollte nicht tanzen gehen. Das hatte mich total erstaunt, denn sonst ist sie doch ohne Rücksicht auf Verluste mitten im Spaßgetümmel.

Auch dieses Jahr wollte sie nicht, auch nicht mit Louisa zusammen, oder mit dem Papa (mit Mama eh nicht, da kommt dann "Du nicht!")

Aber dann kam der Eisbrecher. Es lief das Pippi Langstrumpflied und auf die Frage ob sie tanzen möchte überschlug sie sich fast auf dem Weg zur Bühne.




Jolina rockte die Bühne, immer ganz hinten, da fühlte sie sich vielleicht sicherer, aber mit totaler Begeisterung.
Als sie dann für das nächste Spiel die Bühne verlassen musste, da stand da eine Mutter mit ihrem Kleinkind und war als Pippi verkleidet. Jolina stand mit leuchtenden Augen vor ihr und tief: "Oh, Hallo!" Obwohl ja rund rum alle verkleidet waren kam Jolina nicht in den Sinn, dass dies nicht die echte Pippi sein könnte. Für sie war diese Mama die fleischgewordene Pippi Langstrumpf und ging nur widerwillig zum Platz zurück, weil da doch Pippi stand.


Natürlich gibt es bei der Kinderfaschingsshow nicht nur Tanzauftritte, Spiele und Tanzrunden für alle, es gibt auch "Einwurf". Was das ist? Dann werden Bonbons u.ä. auf die Tanzfläche und in den Saal zwischen die Kinder geworfen und da hat auch Louisa noch richtig Spaß dran.



Weil Bretzenheim so viele Tanzgruppen hat war es auch kein Problem dieses Jahr wieder das Programm zu füllen.
Ganz neu gibt es auch eine männliche Tanzgruppe die sich nach ihrem großen Vorbild hier im Ort den U30 einfach U15 genannt haben und hey, die Jungs haben die Bühne gerockt.
(Leider ohne Bilder, denn ich habe es gefilmt)




Und dann kam das was mich so sehr erstaunte, dass ich vor Stolz fast zerplatzt bin.

Bei den Spielrunden gibt es immer auch die Reise nach Jerusalem und damit es fair bleibt immer nach Alter gestaffelt.
Als am Anfang die 0 bis 3jährigen inkl. Eltern dran waren meinte ich traurig: "Da müsste Jolina eigentlich dabei sein, aber das wäre ja auch irgendwie nicht richtig."

Dann kam die Runde 4 - 6 oder 7 Jahre und da ich mich unterhalten hatte merkte ich plötzlich meinen Mann am Rand der Bühne hocken und Jolina, kaum zu glauben, in der Runde der anderen Kinder.


Sie machte das richtig toll. Ob sie das woanders schon mal gespielt hatte weiß ich nicht. Aber eigentlich müsste das so sein, so schnell begreift Jolina solche Regeln nicht, dachte ich jedenfalls.


Ich hätte heulen können wie sie mit den anderen Kindern um die Stühle lief und dann im Gewusel einen freien Platz suchte und da waren tatsächlich Kinder (die sie ja nicht kennen), die ihr zuriefen wenn ein Platz neben ihnen frei ist.

Bei allem Gerede um Inklusion in der Schule, dies ist die Inklusion die auch wahnsinnig wichtig ist und vielleicht sogar wichtiger als im selben Klassenzimmer zu sitzen.

Sie war einfach mittendrin und "überlebte" erstaunlich viele Runden.

Als sie raus war brauchte sie natürlich ein bisschen Hilfe um ihren Weg zur Preisvergabe und von der Bühne runter zu finden. Doch das ist uns schon bewusst, dass sie vieles alleine schaffen wird, wie dieses Spiel, mit einem klitzekleinen bisschen Hilfe, aber auch nicht mehr als eben ein bisschen.


Während ich da am Bühnenrand stand und die Bilder knipste hörte ich in meinem Rücken eine Unterhaltung. Oder besser eine Mutter erklärte etwas und beantwortete eine Frage. Leider hatte ich bei der Frage die Ohren noch nicht gespitzt und weiß nicht was das Kind fragte.

Jedenfalls erklärte die Mutter in verständlichen Worten, dass Jolina eine Behinderung hätte und deshalb ein bisschen anders ist.

Mein Herz flog dieser Mutter für die Erklärung zu, denn sie war nicht wertend und schon gar nicht abwertend. Deshalb fühle ich mich hier im Ort auch so wohl, Jolinas ExtraChromosom ist eben da und kein Grund für Vorurteile.



Trotzdem bin ich ja neugierig und hätte gerne gewusst wie dieses Kind Jolina wahrgenommen hat und was die Frage war.
Man malt sich ja im Kopf aus wie sie gewesen sein könnte.
Warum ist da der Papa am Rand dabei? Warum ist die so klein und schon bei den Großen dabei? Wieso läuft die so eigenartig? Ist dieses Mädchen eine Chinesin?
Oder war es eine andere Frage, menno, ich werde es nie erfahren.



Es wäre natürlich vermessen zu glauben, dass wir uns hier alle lieb hätten und selbst die Kinder vollkommen vorurteilsfrei wären.

Da stand ich beim Abendauftritt ja in der Garderobe und hörte was andere etwas ältere Mädels über unsere Tanzgruppe lästerten. "Man sind die schlecht!" "Schau mal wie die das machen, voll baby!"

Ja, andere sind besser, doch diese Pubertätsköpfe sind natürlich nicht auf die Idee gekommen, dass Twister Tänzerinnen von 6 bis 12 Jahren haben und nicht nur 3 Jahrgänge wie üblich hier im Ort.

Ich schluckte meine Antworten runter, und dachte mir nur meinen Teil. Manche Dinge will und sollte man einfach nicht hören. Für das eigene Seelenheil.




Natürlich wollte Louisa sich nach den beiden Auftritten auch noch in ein drittes eigenes Kostüm werfen und rockte dann noch als Cowgirl den Saal.


Bei der Miniplaybackshow mit 80er Sound und Liedern aus der NDW gingen vorallem so alte Eltern wie ich ab wie Schmitts Katze. Louisa findet das ja doof und weigert sich auch bei unserem Singspiel für die Wii mit uns diese Lieder zu singen. Die sind blöd, schräg und eigenartig.


Beim Finale waren alle kleinen Stars nochmal auf der Bühne und dann war Fasching hier im Ort auch schon wieder vorbei, schade.


3 Kommentare:

  1. Tolle Geschichte, auch wenn ich Karneval null mag. Wegen der Antwort der Mutter (GENAUSO MUSS es sein!!!) und ich als jüngstes von 3 Geschwistern sage dir, dass sich die älteren benachteiligt fühlen, weil die jüngeren früher alles dürfen, (gefühlt) mehr umsorgt werden. Ob das bei euch wegen Jolinas Behinderung nochmal anders ist, weiß ich nicht. Aber ich weiß, aus Gesprächen mit meiner Schwester, dass sie das immer unglaublich gestört hat. Da sind die aufgetragenen Sachen das kleinere Problem.

    LG Anja

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  2. Wunderbarer Text und so soll es sein. Einfach dazu gehören ohne Wenn und Aber. LG Sandra

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  3. Mir geht es mit meinen Kindern genauso: Der Älteste fühlt sich oft benachteiligt, obwohl er die neuen Sachen bekommt! Ich bin genauso ratlos wie Du.

    Liebe Grüße,
    Theresa

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