Gestern haben wir wieder unseren liebsten Waldweg unsicher gemacht, die Steckeschlääferklamm.
Fast genau ein Jahr ist es her, dass wir das letzte Mal dort waren und da wir dieses Mal nur mit unseren beiden Mädels on the road waren, konnte Jolina auch eher mit halten, denn Louisa hatte sonst keinen um ihre eigene Wege zu gehen. Vor einem Jahr mit zwei Freunden war Jolina eher außen vor, hier findet ihr den Blog vom letzten Jahr.
Ausgestattet mit neuen Gummistiefeln und einer warmen Jacke ging es los den Berg hinunter immer am kleinen Bachlauf entlang.
Die Brücken sind seit letztem Jahr erneuert und sorgen dafür, dass auch so kleine Menschen wie Jolina, die etwas unsicher zu Fuß sind gut durch die Klamm durch kommen.
Es ist Herbst und da es die letzten Tage geregnet hat (was nach dem langen, dürren Sommer bitter nötig war) und trotzdem recht warm konnte man überall Pilze finden, natürlich waren die leckeren für den Kochtopf schon weg gesammelt, aber die schönen für die Kameralinse waren ja noch da.
Dieses Jahr entdeckte Jolina auch ein paar der Baumgesichter, allerdings ist sie immer so mit vorne weg laufen beschäftigt, dass ihr leider die Muse fehlt, auf solche "Kleinigkeiten" zu achten.
Dabei sind es doch gerade diese Gesichter, die den Weg besonders für Kinder zum Erlebnis macht.
Natürlich sind auch die Brücken die immer wieder über den kleinen Wasserlauf führen besonders schön für Kinder und wenn ich mich an die Wanderurlaube mit meinen Eltern zurück erinnere, waren es eigentlich nur solche Dinge, die mir an dieser durch die Natur Lauferei Spaß machten.
Nicht das ich hier jetzt ein Geheimnis ausplaudere. Ich habe schon damals in den tiefsten 70ern meinen Eltern klipp und klar gesagt was ich von diesen Wanderungen hielt. So schaue ich auf den meisten Urlaubsbildern auch recht muffelig.
Als ich Louisa gestern, eher aus Spaß vorschlug, wir könnten ja auch mal in die Berge fahren bekam ich eine entsprechende vorpubertäre nicht sehr nette Antwort, hahaha.
Jolina sah ich gestern meist von hinten und zum Glück kam sie nicht wirklich so gut voran, sonst wären wir den Wald nach unten gerannt.
Meist war Louisa nah bei Jolina, doch das ist eigentlich trügerische Sicherheit, was sollte sie schon machen, wenn die Situation brenzlig würde.
Wir sind auf einem kleinen Stück gestern die Waldstraße zurück gelaufen und die meisten Autos fahren auf dieser engen, kurvigen Waldstraße viel zu schnell. Jolina rannte wieder mitten auf der Teerstraße vor uns her, ich sagte immer wieder, sie solle neben bleiben, doch Jolina stampfte nur wütend auf, schrie "Nein!" und rannte weiter mitten auf der Straße, viel zu weit von uns weg um sie schnell zu schnappen.
Dann hörte ich ein Auto anbrausen, wir riefen "Jolina, Auto, an die Seite!" Wieder bockte sie weiter mitten auf der Straße. Wir rannten los, das Auto kam schnell näher gerast wie wir hören und durch die Bäume sehen konnten, doch der Fahrer konnte Jolina nicht sehen. Ich schrie wie eine Wahnsinnige, dass die Stimme sich überschlug "Jolina! Auto!" Spätestens bei so einem panischen Ruf der Mutter hätte jedes Kind reagiert, doch Jolina war in ihrer Verweigerung drin, und da stört sie nichts.
Das Auto blieb vor ihr scharf bremsend stehen. Selbst da bockte Jolina weiter, nicht einsichtig, was gerade eben passiert war.
Wäre dieser alte Brunnen im Wald ein Wunschbrunnen, mein Wunsch wäre Jolina würde ab und zu einfach mal weniger bockig sein, weniger nur geradlinig das verfolgen was sie gerade im Kopf hat, ich weiß, das dies auch in gewissem Maß Teil ihrer Behinderung ist, doch ich kann sie doch nicht festbinden an mir. Wenigstens in solchen Gefahrensituationen MUSS sie gehorchen, nur wie schaffen wir das? Ihr Wille ist so stark und ich bin inzwischen so, so müde.
Louisa hat ja auch ihren eigenen Kopf und das ist gut so, doch vertraue ich ihr und sie weiß wo ihre Grenzen liegen, das ist bei Jolina nicht so und das macht es uns allen so schwer, auch Louisa, die dann natürlich zu Recht sauer ist, weil es so aussieht, als dürfe Jolina alles. Darf sie natürlich nicht, nur die Grenzen akzeptiert sie einfach nicht.
Wir hoffen einfach, dass auch das sich mit der Zeit bessern wird. So wie sich manches motorisch so extrem gebessert hat. Vor einem Jahr wäre sie niemals einen rutschigen Hang so runter gelaufen.
An einer Stelle wachsen Fliegenpilze und jedes Mal gibt es dumme Menschen die sie ausreißen und in den Bach werfen.
"Mama, warum heißt der Fliegenpilz Fliegenpilz?" - Ich hatte es zwar schon mal gehört, aber wieder vergessen, was ein Glück, dass es Google gibt:
"Stücke des Fliegenpilzes wurden zusammen mit Zucker in Milch eingeweicht oder gekocht. In Zimmern, in denen es viele Fliegen gab, wurde die giftige Milch in Schalen aufgestellt. Die Fliegen ließen sich die Milch nichts ahnend schmecken und dann starben sie. Beobachtet man die so "getöteten" Insekten jedoch auch nach ihrem Herunterfallen noch ein Weilchen, so wird man feststellen, dass sie lediglich betäubt sind und nach einer kurzen Zeit wieder auf und davon sind. Doch immerhin lässt sich auf diesen Effekt der scheinbaren Fliegentötung der Name des Fliegenpilzes herleiten."
Dieser Baumgeist hat gesehen wer die Pilze ins Wasser geworfen hat, nur erzählen kann er es uns nicht.
Mit den Jahren sterben manche Bäume auch ab und selbst die Stümpfe sind vom Zerfall nicht gefeit. So ist dieses Bild, das Louisa mit 2 Jahren noch so toll fand nicht mehr vollständig.
Im Tal angekommen geht es nur noch über eine Brücke und wieder eine Waldwiese steil nach oben.
Dann ist man schon am Jägerhaus angekommen, das unser Ziel für ein leckeres Mittagessen war.
Natürlich dauerte es beiden Rüben mal wieder alles viel zu lange, hatte ich ja erst die Woche mein Leid geklagt.
Den Rückweg traten wir dann gut gestärkt oben durch den Wald an, auf einem Weg der oberhalb der Klamm verläuft, aber auch mit Baumgesichtern gespickt ist.
Hier findet man auch immer Hütten und Unterschlupfe, weil hier oft Kinderfreizeiten statt finden.
Louisa wollte dieses Mal aber gar nicht mehr in das Häuschen rein "Ihhh, da sind Spinnen!"
Jolina sind die paar Spinnen egal, sie fand dieses Versteck richtig toll und wollte gar nicht mehr raus kommen.
Natürlich ging es auch nicht ohne Zickenkrieg ab, es ist selten, dass die beiden Schwestern mal einen ganzen Tag friedlich miteinander verbringen, aber das ist glaube ich ganz normal unter Geschwistern, allerdings ist es recht anstrengend für Eltern, wenn man sowieso wegen tausend Kleinigkeiten sehr dünnhäutig ist.
Wenn dann das kleine Kind, das große Kind mit einem Ast schlägt und man es auch genau gesehen hat kann man eigentlich nur schimpfen und erklären (dem Kind das dann null zuhört. Eigentlich hätte Louisa Jolina mit einem Ast zurückschlagen müssen, doch sie ist zu groß und vernünftig und weiß, dass man das eben nicht darf. Doch das wäre evtl. viel eher bei Jolina angekommen, als meine Erklärungen, ach ja, was hätte da wohl die Supernanny gemacht? Jolina auf den stillen Baumstumpf gesetzt? Als würde dieses Kind sitzen bleiben.
Oder mit den Worten einer Psychologin gesprochen der ich vor vielen Jahren mal mein Leid klagte: "Ja, da weiß ich jetzt auch nicht was man machen kann." )
Die Baumgesichter schauen stumm zu und wissen auch nicht was sie sagen sollen.
Aber am Ende bleibt der Waldspaziergang in Erinnerung und nicht die blöden kleinen Situationen.
Wäre das nicht so, hätten wir schon längst aufgegeben.
Vielleicht schaffen wir es dieses Jahr ja nochmal in die Steckeschlääferklamm und vielleicht sucht Jolina dann ja ein paar mehr Baumgesichter.
Euch aber lege ich den Binger Wald ans Herz, denn nicht nur unten am Rhein ist es schön, sondern auch in den umliegenden Hügeln und Hängen durch die sich der Rhein windet.
verlinkt zu: Blogparade Erlebniswege
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Ein toller Bericht und Danke für die Teilnahme an der Blogparade. In der Zusammenfassung seid ihr dann auch nochmal dabei :-) LG Susanne
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