Donnerstag, 3. September 2015

Teil einer großen, internationalen Familie (Down Syndrom verbindet)

Reisen bildet ja bekanntlich, bei Jolina ist das nicht anders. Es bringt sie immer deutliche Meilensteine nach vorne, so viel Input, so viele Herausforderungen.
Am Ende ist sie selbständig den Deich vor unserem Haus hoch gelaufen und auch wieder runter.
Hatte sie am Anfang noch Probleme diese starke Neigung einzuschätzen und rief immer ängstlich "Helfe! Helfe!", so rannte sie nach nicht ganz zwei Wochen hoch und runter.



Auch schaffte sie es am vorletzten Tag auf der Mauer der Strandpromenade zu balancieren, zwar an einer Hand, aber auch das war am Anfang der Reise noch unvorstellbar. Zu Hause fürchtet sie sich davor auf dem Bordstein zu balancieren. Das hat mit ganz vielen Dingen zu tun, Gleichgewicht, Körperwahrnehmung und vor allem räumlich gut sehen zu können.



Wer eine Reise tut, der kann was erzählen.
Auch das können wir.
Von einer sehr erschreckenden Erfahrung haben wir ja schon berichtet. (hier)
Von einer wundervollen erzähle ich Euch jetzt.



Ich habe das schon öfter von anderen Eltern gehört, die auch ein Kind mit Down Syndrom haben.
Wenn man einen anderen Mensch mit Down Syndrom sieht fühlt man sich irgendwie angezogen.
Man möchte am liebsten Kontakt aufnehmen, deshalb sendet man immer Signale, wie lächeln und näher kommen, so richtig plump ansprechen will man ja auch nicht.

Es hat sich ja auch in den letzten Jahren mit Jolina gezeigt, dass man Freunde findet, deren einzige offensichtliche Gemeinsamkeit das Down Syndrom ist und doch funktioniert es.
Natürlich nicht immer, so weit geht auch der Zauber des Down Syndroms nicht. Es gibt Familien da stimmt die Chemie einfach nicht, oder der Bildungsstand oder die Art das Leben zu sehen und zu gestalten. Doch muss ja auch nicht, sonst müssten alle Menschen mit roten Haaren sich gut verstehen und andere die eine Brille tragen, oder die, die einen Opel fahren.

Es war also an genau der selben Stelle am Strand wie die böse Geschichte. Papa war noch bei der Surfschule und Louisa und Jolina spielten alleine an diesem tollen Spielschiff mit Sicht aufs IJsselmeer.

Dann sah ich schon von weitem eine Mutter mit ihrem Sohn kommen und dieser Sohn hatte ganz offensichtlich ebenfalls das Down Syndrom. Magisch wurde mein Blick angezogen und ich lächelte der Mutter zu.
Dann kam unser Papa auch dazu und ich raunte ihm zu "Schau mal, Chromosomenüberschuss am Spielplatz."

Dann trafen wir alle zusammen und die niederländische Mutter sagte zu ihrem Sohn (aber auf deutsch, dass wir es verstanden) "Schau mal. ... eine kleine Schwester. Sag mal Hallo."
Jolina und der größere Junge drückten sich innig, als würden sie sich schon ewig kennen.

Es folgte ein ungezwungenes Gespräch, der Junge war 12 und hatte schon viele Herzops hinter sich und eine große würde noch folgen wenn er 17 ist. Sie meinte, dass das Down Syndrom ja gar nicht so schlimm sei, wenn doch die Gesundheit stimmen würde.
Ihr Sohn macht ihr so viel Freude und wäre immer fröhlich, ob Jolina auch so sei. Ich meinte dann, dass Jolina eben ein Mädchen sei und, dass Mädchen einfach auch gerne zickig und motzig sind.

Am Anfang dachte ich es würde sich legen, dass man das Alter von anderen Menschen mit Down Syndrom nicht richtig einschätzen könnte, doch es wird nicht besser und auch andere Eltern bestätigen das.
So ist eine der typischen Fragen: "Wie alt ist er/sie" Die Entwicklung läuft einfach so unterschiedlich von dem ab was wir täglich als "Norm" sehen, dass wir es einfach nicht einsortieren können.
Ich meine, wenn Louisa mit einem anderen Mädchen spielt, ist diese Altersfrage erst ganz weit hinten an gestellt, falls sie überhaupt wichtig ist.

Diesen Jungen hätte ich eher 8 oder 9 geschätzt, Mist wieder ein paar Jahre falsch gelegen, obwohl man doch genügend Vergleichswerte kennengelernt hat.

Diese Begegnung war so schön und hatte nichts kompliziertes, und so ist das Leben es gibt schwarz, es gibt weiß und dazwischen gibt es ganz viele bunte Farben.

1 Kommentar:

  1. Hallo,
    Genau so geht es mir auch. Auch ich habe immer das Gefühl, Kontakt zu den Eltern mit DS-Kindern aufnehmen zu wollen,die ich treffe.
    Nach der Geburt meines Sohnes vor 3 Jahren kamen viele bekannte auf mich zu mit Adressen/Telf.nr. von anderen Eltern mit DS. Das war zwar lieb gemeint, aber ich wollte lieber selbst Kontakte herstellen,einfach wenn es passt. Und wie du sagst, es passt nicht immer.
    Dein Artikel hat mich zum nachdenken angeregt, welche "Meilensteine" unser Sohn aus unserem Urlaub "mitgenommen" hat. So habe ich es noch garnicht gesehen gehabt.
    Danke dafür...
    Liebe Grüße aus Berlin,
    Ulrike

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