Dienstag, 30. Juni 2015

Haustiere und Kinder

Ich finde Tiere für Kinder eine Bereicherung.

Im Fall von Jolina ist dies umgekehrt leider nicht der Fall.

Als Louisa vor über 9 Jahren zur Welt kam lebte Romeo bei uns. Ein uralter, schwarzer Perserkater, den ich auch oft scherzhaft als meinen "Erstgeborenen" bezeichnete und der bis dato die Position als Kinderersatz in unserem Hause inne hatte.

Natürlich waren wir sehr gespannt wie er mit der Entthronung durch ein Baby zurecht kommen würde. Da Romeo aber zB beim stillen mit im Bett lag, dicht an den Rücken von Louisa gekuschelt und schnurrte und keinerlei Eifersucht zeigte wussten wir, dass alles gut gehen würde.

Louisa musste lernen, dass man so ein Tier nicht ungestraft an den vielen langen Haaren ziehen durfte, denn unter diesem flauschigen Fell gab es messerscharfe Krallen und schon etwas stumpfe Zähne.
Der Kater machte seine Sache gut und erzog unsere Große zu einem tierlieben Kind.

Auch lernte Louisa sehr schnell bei Begegnungen mit Hunden, dass man erst die Besitzer fragt ob man streicheln darf, nicht gegen den Strich und nicht von hinten anfassen.
All das was wichtig ist im respektvollen Umgang mit Tieren.

Leider wurde Romeo während meiner Schwangerschaft mit Jolina sehr krank und erlebte Jolina nicht mehr.

Da ich aber der Meinung war, Kindern tun Tiere gut war ich hin und her gerissen was wir uns anschaffen würden.

Eine Katze ging leider gar nicht, denn die mögen offene Türen und wegen Jolina musste hier alles geschlossen sein um ihren Radius einzuschränken.

Hasen oder Meerschweinchen im Freigehege würden den unzähligen Mardern hier ums Haus sicher ebenfalls Freude bereiten.

Hunde sind nicht wirklich mein Ding, ich bin eben der Katzentyp.

Fische sind langweilig.

So beschloss ich damals unendlich blauäugig Wellensittiche zu kaufen, leider wurden wir dann "überzeugt" 2 Nymphensittiche zu kaufen.



Geblieben ist nur Sydie oder besser "Sydney" das Männchen, das Weibchen "Melbourne" oder kurz Melli hat das erste Jahr leider nicht überlebt und dieser sehr aggressive Hahn ist einfach nicht wieder zu verpartnern und wird wohl den Rest seines tristen Lebens alleine verbringen müssen.

Auch handzahm wird dieses Biest nicht. Es ist schon gefährlich ihn zu füttern.




Sydie fühlt sich ganz wohl in seinem Käfig, schafft es unser Wohnzimmer im Umkreis von 5 Metern mit Sonnenblumenkernen zu pflastern und Federn sammeln sich immer in zwei bestimmten Ecken (als hätten wir hier eine Windrichtung im Haus)

Wenn ich sage er fühlt sich ganz wohl, fühle ich mich aber schlecht.
Ein Vogel gehört nicht in den Käfig und eigentlich dachte ich eher daran, dass er auf der schulter sitzt oder wie früher mein "Kuki" auf dem Rand meiner Teetasse um ab und zu auch einen tiefen Schluck lösliche Zitronentee-Zuckerplörre zu nehmen.





Im Nachhinein gesehen, war die Idee mit Haustier ganz nett, aber in einem Haushalt mit zwei Kindern wovon das eine noch mehr Aufmerksamkeit und Zeit benötigt und die Mutter auch noch Zeit fürs nähen "verplempert" kommt ein Tier einfach zu kurz.



Wenn wir in Urlaub fahren müssen wir den Kerl samt Käfig immer durch die Gegend karren. Einmal waren wir nur übers Wochenende weg und eine Bekannte sollte nach ihm sehen.
Obwohl er uns nicht mag war er doch einsam und hatte das Fressen komplett eingestellt.



Natürlich haben die Kinder immer wieder Begegnungen mit Tieren. So hat der Hund der Tante gelernt sich vor Jolina zu verstecken und sobald er sie nur von weitem hört oder riecht nimmt er verzweifelt Demutshaltung an und schaut verzweifelt nach Frauchen.
Jolina nimmt aber keine Rücksicht und überschüttet den armen Hund, der wirklich zu keinem bösen Gedanken fähig ist, mit "Liebe".
Das zu sehen ist schon beängstigend, denn auch wenn dieser Hund so zurückhaltend ist, ein anderer könnte sie schwer verletzen.



Bei Begegnungen mit Hunden versuche ich ihr wie damals Louisa zu erklären was sie zu beachten hat, was sie nicht darf. Louisa lernte es mit 2 Jahren, Jolina ist 6 und ich stehe jedesmal Todesängste aus wenn sie unkontrolliert auf einen fremden Hund zu rennt und ich nicht schnell genug bin.



Die süße Nachbarskatze verirrte sich vor kurzem zu uns rein um dann eine Ewigkeit verängstigt unter dem Regal zu kauern weil Jolina sie auch "streicheln" wollte.




Jolina muss unbedingt den Umgang mit Tieren lernen. Unser Agro-Vogel ist hierbei wirklich nicht sehr hilfreich und ein Tier ist kein Wegwerfartikel den man sich mal kurz ins Haus holt und wenn es dann nicht mehr passt entsorgt.

Ich bin im Moment nicht in der Verfassung auch noch die Launen und Bedürfnisse eines Tieres zu ertragen, daher bin ich auch die "gemeinste Mutter der Welt" laut meiner Großen, da es hier keine Katze gibt.



Sydie sitzt hier genau neben meinem Laptop und schaut mir beim tippen zu. trotzdem mag er mich einfach nicht. Er ist ein bisschen ein Einsiedler und duldete damals das Weibchen auch nur weil es seine Schwester war und weil ... das was Vögel(n) eben auch miteinander tun.




Trotzdem ist dieser Clown immer für eine Lachnummer gut wie hier auf den Bildern und so leben meine Kinder eben doch ein bisschen mit einem Haustier, wenn auch nicht richtig.
Jolina hat immerhin gelernt, dass man auf keinen Fall den Finger in oder auch nur an den Käfig halten darf, sonst blutet es.





Der Beweis, dass Kinder, jedenfalls meine Tochter, sich mit 9 noch nicht verantwortungsvoll um Tiere kümmern können hatte ich vor kurzem, denn die Urzeitkrebse in Louisas Zimmer sind nur so RIESENGROSS geworden weil Mama sich täglich um alles kümmerte. Ich fand es allerdings auch richtig spannend und so schön zeitlich begrenzt.

Nach Bruthelfer, Raubtierfütterer, Zoowärter und wissenschaftlichem Assistent war ich dann nach einigen Wochen auch Bestatter und konnte zur Tagesordnung über gehen.

Natürlich besteht auch weiter bei mir der Wunsch nach einem kuscheligen Haustier, doch ich bin auch vernünftig und warte einfach ab was die Zeit so bringt.

3 Kommentare:

  1. Das ist sehr schlau!!! Nicht so wie mein GötterGatte, der Freitag auch noch Hasen abgeschleppt hat!!!!!!

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  2. So ein schicker Nymphensittich! Dein Bericht gefällt mir sehr und wir haben momentan 2 Katzen. Ich finde es auch sehr schön, wenn Kinder mit Tieren aufwachsen-das ist etwas Wundervolles:-) Übrigens hatten wir auch einen Kater namens Romeo-er war rot und hat uns leider im November letzten Jahres krankheitsbedingt verlassen. Das ist in der Tat so, als ginge ein Mensch von uns. Alles Liebe für Jolina und euch...

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