Montag, 15. Mai 2017

Blogparade "Als ich Kind war" #AlsIchKindWar (Linkparty)

Als ich Kind war, da waren die Winter immer voller Schnee und im Sommer scheinte fast immer die Sonne. (okay, das könnte jetzt subjektiv sein)

Als ich Kind war, da war ich eines der wenigen Einzelkinder in meinem Umfeld.

1969
Das bin ich im Winter 1969 - man beachte die Mode im Katalog ;-)




Als ich Kind war gab es bei uns Margarine statt Butter, weil Butter zu teuer war.

Als ich Kind war trug ich oft selbst genähte Kleider und ich liebte sie, nur vor der Anprobe hatte ich immer Angst, wenn die Stecknadeln noch drin steckten.

Als ich Kind war hatten wir ein grünes Telefon mit Wählscheibe. Das war das 4. oder 5. im Dorf und daneben stand ein gelbes Sparschwein wo die Leute aus dem Dorf ein paar Pfennige einwarfen, wenn sie zu uns kamen um zu telefonieren.

Als ich Kind war liebte ich es Briefmarken abzulecken.

Als ich Kind war, da arbeiteten die meisten Mütter meiner Freunde nicht und waren immer zu Hause, hatten keinen Führerschein, oder durften das Familienauto nur im Notfall fahren. Das war bei uns alles anders.
Ich glaube ich war 7 oder 8 da hatte meine Mutter ein eigenes Auto, einen uralten R4, weiß, beklebt mit Marienkäfern und Haifischen. Als mein Vater mal versuchte einen abzuziehen, musste er feststellen, dass unter jeden Aufkleber ein Rostfleck war. Unter den Haien ganz große, unter den Käfern die kleineren.
So hatten meine Eltern plötzlich ein total abgefahrenes Auto im Hof und natürlich sind wir damit noch mehr aufgefallen im Dorf. Zum Schluss war der Anlasser kaputt und dann tauschten meine Eltern die Autos. Mein Vater kurbelte, dann das Auto immer an, denn in der Stoßstange war noch ein Loch um den Radmutterschlüssel durchzustecken und den Motor anzukurbeln. Mein erstes Auto war auch ein R4, der hatte vorne immer noch dieses Loch zum ankurbeln, allerdings in der Stoßstange nicht mehr.

Als ich Kind war, hatte ich einen Sandkasten in einem großen abgefahrenen LKW-Reifen. Obwohl ich heute überlege, dass es wohl eher ein Traktorreifen war, so groß wie er war. Der Sand war übrigens nicht speziell für Sandkästen, sondern beim Baustoffhändler gekauft. Ich wunderte mich immer warum mein Sand immer weniger wurde. Klar mein Vater nutzte den mit, wenn er irgendwo am Haus mal wieder eine kleine Baustelle hatte.

Als ich Kind war, stand in der Jahreszahl vorne eine 19 und dann kam eine 7, als ich geboren wurde sogar eine 6

Als ich Kind war, da hatten wir in den ersten Jahren einen schwarz/weiß Fernseher.
Der erste Farb TV hatte sogar eine Fernbedienung, die konnte man vorne in den Fernseher stecken und raus ziehen, sie hatte 8 Kanäle und ich fragte mich wofür man so wahnsinnig viele Programmknöpfe braucht.

Als ich Kind war, da waren Lego einfach Bausteine, Kästen mit Bauanleitungen gab es zwar, aber am Ende war alles einfach Lego.

Als ich Kind war gab es kein Bio. Wir hatten einen eigenen Garten und Oma daneben auch und natürlich wurde da alles reingekippt was Bayer und BASF so erfanden. Zusätzlich arbeitete mein Großonkel bei der BASF in der Entwicklung, wir waren immer up to Date was es da so an Mittelchen gab, wobei wir das Wort Up To Date nicht kannten und die Mittel alle nutzen.

Als ich Kind war wurden Spaghetti vor dem Kochen immer klein gebrochen, so wie Makkaroni. Meine ersten richtigen lange Nudeln bekam ich 1975 am Rechensee in Südtirol und ich schaute genau wie die Einheimischen am Nachbartisch sie aufdrehten.

Als ich Kind war kostete ein Bällchen Eis 10 Pfennige. Die waren aber auch kleiner. Es gab kleine Waffeln und wenn man sogar 5 Bällchen Eis gefuttert hat, dann gab es so doppelte Waffelhörnchen für 2 Kugeln nebeneinander. Der Eismann kam mit einem Kombi und im Kofferraum waren 3 Behälter und seltsam, er hatte immer die Sorte die ich wollte.
Wir schwatzten Morgens der Oma ein paar Pfennige ab und warteten den ganzen Tag beim spielen draußen auf den Eismann und dann rannten wir hin und nahmen die Eiswaffeln in unsere schmutzigen Hände.

Als ich Kind war starb meine Uroma. Ich war 4 und ich nannte sie liebevoll "Altoma". Es gab noch keine Leichenhalle im Ort und so wurde sie in ihrem Schlafzimmer aufgebahrt und ich war auch da, zwischen den ganzen Menschen die kamen um sich zu verabschieden. Es hatte nichts unheimliches, oder schreckliches an sich. Am Tag der Beerdigung kam der Leichenwagen und fuhr den Sarg mit Altoma zum Friedhof, ganz langsam, denn die Trauergemeinde hatte sich vor dem Haus versammelt und wir liefen hinter dem Auto zum Friedhof.
Beerdigungen war sowieso das Ding von Altoma und mir. Immer wenn eine Beerdigung im Dorf war, dann musste mind. einer aus der Familie hin, da sie nicht mehr gut zu Fuß war, blieb sie mit mir im Haus meiner Eltern. Beide knieten wir auf der Couch im Wohnzimmer, und schauten über die Rückenlehne hinaus durch das große Fenster, durch das man das halbe Dorf sieht und wir schauten dem Zug der schwarz gekleideten Menschen zu und sie erzählte mir Geschichten von früher.
Sie konnte so bildhaft erzählen, dass ich noch heute schwören könnte, dass ich das Haus auf der anderen Dorfseite brennen sah während meine Mutter auf der Beerdigung war.
Heute frage ich mich übrigens wie sie neben mir knien konnte, ich kann das nicht mehr, auf den Knien sitzen.

Als ich Kind war spielte ich mit Petrapuppen. Sogar meine Freundinnen, die eine echte Barbie hatten nannten es "Petrapuppen spielen"

Als ich Kind war, hatte ich winzige Maggifläschchen in meinem Kaufladen, mit richtigem Maggi drin. Ein Mädchen aus dem Dorf war zum spielen bei mir und trank alle Fläschlein leer.


Als ich Kind war, hatte ich Lehrer die im Krieg gekämpft hatten und dann mit Notabitur und Kurzstudium zu Lehrern wurden. Meine Lehrerin in der ersten Klasse hatte einen Rohrstock und hat ihn am 2. Schultag bereits bei einem Jungen eingesetzt, zusätzlich stand sie im Unterricht rauchend am Fenster und natürlich waren wir mehr als 30 Kinder in der Klasse.

Als ich Kind war habe ich mir immer Geschwister gewünscht, ich legte jeden Abend Zucker auf die Fensterbank, obwohl ich wusste, dass es den Storch nicht gibt, hoffte ich, dass wenn ich es mir nur fest genug wünsche, es in Erfüllung geht.
Leider gab es kein Kind das meine Eltern adoptieren konnten, was sie gerne getan hätten. Stattdessen waren wir dann eine Notfallpflegefamilie, doch diese Kinder mit riesigen Baustellen in ihren Seelen waren nie Geschwisterersatz. Ich nannte die Mitarbeiter vom Jugendamt Onkel und Tante und erzählte auch denen, dass ich so gerne eine Schwester hätte. Als ich 7 oder 8 war kam der Cousin meiner Mutter zu uns, dessen Mutter verstorben war, doch er war 16 und hatte auf eine kleine Schwester überhaupt keine Lust, wir haben uns seit 30 Jahren nicht mehr gesehen.

Als ich Kind war musste man Geschenke immer ganz vorsichtig aufpacken, denn das Papier wurde gebügelt und wiederverwendet.

Als ich Kind war lief von 17:10 bis 17:55 Kinderprogramm, Donnerstag immer Zeichentrick, danach kam die Drehscheibe.

Als ich Kind war sagten die Leute zu ALDI noch Albrecht und weil man noch keine Münze in den Einkaufswagen werfen musste, standen diese blöden Dinger immer auf den Parkplätzen rum, weil viele zu faul waren sie zurück zu bringen. Die Kinder mussten dann früher immer aussteigen und die Parklücke freiräumen.

Als ich Kind war erzählte ich dem Nachbarsjungen wo die Babys herkommen und wurde dann von seiner Oma nach Hause geschickt, weil angeblich meine Mutter gerufen hatte.

Als ich Kind war gab es keine Sicherheitsgurte im Auto und später nur vorne.

Als ich Kind war, hatte ich den ganzen Sommer aufgeschlagene Knie.

Als ich Kind war fragte ich mich immer wo die Cowboys eigentlich aufs Klo gingen, wenn sie so den ganzen Tag durch die Prärie ritten.

Als  ich Kind war roch Plastikspielzeug, vor allem Schwimmflügel und Wasserbälle, ganz extrem nach Lösungsmitteln. Wenn ich heute diese Gerüche rieche, denke ich immer an Kindheit und glückliche Sommertage.

Als ich Kind war hatte mein Zimmer Schränke mit grünen Fronten (die stehen da noch heute), Sessel mit Bezügen in orange und eine großgemusterte Tapete in lila - kein Wunder, dass ich heute rosa und Glitzer liebe und von Stoffen im 70er Jahre Design die Finger lasse, das brennt sich einfach für immer durch die Augen ins Gehirn, denn die Tapete im Esszimmer war so ähnlich in grün und die im Zimmer meines Pflegebruders orange.......

Als Kind wollte ich immer Annika sein und nie Pippi.


Jetzt frage ich dich, wie war das als Du Kind warst?

Verlinke deinen Beitrag einfach mit Backlink hier, ich bin neugierig, wie das bei Dir so war, als Du Kind warst.



6 Kommentare:

  1. Spannend deine Kindheit :). Ich weiss nicht ob mir so viele tolle Details einfallen würden, die für andere spannend zum lesen sind.
    Genau dieses Telefon in grün hatten meine Grosseltern auch noch. Als Kind verstand ich nicht, wie man damit wählen sollte, denn zu Hause hatten wir natürlich schon ein "normales" Telefon.

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    1. Ich glaube wenn man erst angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören ;-)
      zB hatte dieses Telefon sicher eine Schnur und man konnte nicht damit im Haus und Garten rum laufen, sondern saß eben neben dem Telefon oder spannte die Schnur durch den Raum

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  2. Toller Beitrag, schöne Idee.
    Ich werde mir auch mal darüber Gedanken machen, sobald diejenige, die hauptverantwortlich dafür ist, dass ich eine Kindheit hatte, mir ein wenig Zeit lässt...

    GlG
    Marie

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  3. Liebe Martina, eine tolle Blogparade und ich musste so oft schmunzeln und lachen beim lesen :) ich werde gerne mitmachen. Die kleinen Maggi-Fläschchen und Streuer kenne ich auch noch. Ich habe als Kind mal eine ganze Flasche Hustensaft leer getrunken und weißes Papier und Katzen-Trockenfutter gegessen. Ja als Kind macht man so was :D LG Ella (Beitrag kommt bestimmt!)

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  4. Als ich Kind war, hat mein Vater noch bei der BASF gearbeitet und deswegen war es verboten, Spielsachen aus Plastik zu besitzen oder Lebensmittel in Plastikdosen aufzubewahren.
    Ganz schön weise!
    Das ist eine schöne Blogaktion, vielleicht finde ich auch Zeit, mich daran zu beteiligen.
    LG
    Sabienes

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  5. Liebe Martina,
    eine tolle Idee.
    Nun habe ich es auch endlich geschafft, meinen Beitrag zu schreiben und zu verlinken.

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