Dienstag, 9. Juni 2015

Warum Deutschland zu wenig Kinder hat - Erklärungsversuch in 10 Punkten

Wer keine Ironie versteht sollte genau an diesem Punkt aufhören zu lesen.

PUNKT

...wobei, ist Ironie nicht einfach nur etwas überspitzte Wahrheit? zum Glück lesen die, die zum lachen in den Keller gehen jetzt schon nicht mehr mit, hihi.

Letzte Woche fragte ich mich: "Ja ist denn schon Sommerloch?", bei uns waren es zwar schon über 30 Grad, aber im Süden gerade erst die Pfingsferien in den letzten Zügen.

Tatsächlich ging die Schlagzeile durch die Medien "Deutschland ist Erster!" Erster im Nicht-Kinder-Kriegen, sogar vor Japan. Neu war das ja jetzt nicht wirklich, okay, dass wir Nr. 1 sind wusste ich noch nicht, aber sind wir Deutschen nicht immer bestrebt einen der vorderen Plätze zu belegen?

Verzweifelt schauen wir geburtenstarken Jahrgänge auf die jüngeren Generationen und werden schon ganz kribbelig wer später mal unsere Rente zahlen soll oder wer uns mal die Betteinlagen im Pflegeheim wechseln soll.

Ganz Verzweifelte nehmen es schon selbst in die Hand und bekommen mit 65 schnell noch Vierlinge um gegenzusteuern.

Aber warum bekommen die Deutschen keine Kinder mehr?

Sie haben einfach keine Zeit mehr oder wohl durchdachte Gründe.

1. Schon vor der Zeugung verbringt man so viel Zeit in Kinderwunschforen und tauscht sich aus über Mondphasen und Vertilisationscomputer, dass man doch verflixt jedes Mal seine fruchtbaren Tage im Netz verbringt statt mit dem Partner.

2. Der Druck der Namenswahl ist inzwischen ein mit solch öffentlichem Druck behaftetes Problem, dass manch einer sich gar nicht mehr traut Kinder in die Welt zu setzen, da man sie nicht einfach durchnummerieren kann und dann mit dem Namen der Diskussion Tür und Tor öffnet.
Ganz mutige Eltern nennen ihre Sprösslinge dann aber trotzdem Kevin und Chantal und schreiben das sogar in großen Lettern auf die Heckscheiben ihrer Autos.
Teilte mir meine Tochter doch vor kurzem mit, dass Martina ein Erwachsenenname sei und Kinder nicht so heißen würden, ich fragte sie dann ob sie denkt ich hätte als Kind anders gehießen. Als ich ein Schulterzucken dafür erntete und ein Kommentar, dass Louisa ja auch ein Kindername sei und sie gespannt sei wie sie dann mal später heißen würde beschloss ich künftig Drogenschnelltests auf Vorrat zu haben, oder einen Volkshochschulkurs in Kinderlogik zu belegen.

3. Manch einer ist wahrscheinlich auch schon vor Panik schlicht weg gelähmt und beschließt keine Kinder zu bekommen, da der weiße Kleinbus der durch Deutschland fährt doch mindestens jedes zweite Kind mitnimmt und somit der Versuch Deutschland neu zu bevölkern von Anfang zum Scheitern verurteilt ist.

4. Manche Paare die sich unüberlegt einsam und gegen den Strom für Kinder entschieden hatten können nur warnen, da man plötzlich für ein Rudel kinderloser Freunde und Verwandte zum Adressat von guten Tipps und Ratschlägen wird, gegen die man nur immer wieder schwach "Bekommt erst mal eigene Kinder" entgegen kann, doch meist wartet man dann vergebens und die Schadenfreude bleibt aus.
So wird der Spruch: "Wenn das meine wären...", oder "...also ich würde da ja...." zu einer Endlosschleife, wenn man nicht resigniert und einfach nie wieder vor die Tür geht.

5. Nicht zu unterschätzen ist auch das Thema impfen.
Man kann es irgendwie nur falsch machen. Ganz schlimm ist es ja wenn man seine Kinder impfen lässt, man wird sofort zum Hassobjekt aller Impfgegner, sollte man seine Kinder aber dann nicht impfen lassen wird man künftig zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt und vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Besser also gar keine Kinder bekommen um sich nicht auf eine Seiten schlagen zu müssen.

6. Der Stundenlohn für Kindererziehung liegt trotz Mindestlohngesetz weit unter 8,50 Euro pro Stunde.
Bei 184 Euro im Monat wären das dann bei rund um die Uhr Betreuung eines Säuglings nicht mal 26 Cent pro Stunde. Klar, dass man da lieber ein paar Pfandflaschen im Park aufsammelt und hat am Ende mehr in der Tasche und ruhige Nächte noch als Zugabe.

7. Wenn man Kinder bekommt muss man sich plötzlich für etwas entscheiden und dafür einstehen und die eigene Entscheidung auch noch verteidigen, weil die auf jeden Fall falsch ist.
Wie, du willst als Mann keinen Erziehungsurlaub nehmen?
Was für ein Weichei bist Du denn und nimmst als Mann Erziehungsurlaub?
Du willst doch nicht etwa deinen Job aufgeben und nur noch Mutter sein?
Es ist ja wohl das Letzte, erst ein Kind in die Welt setzen und dann arbeiten gehen und das arme Würmchen abschieben!
Richtig! Man kann es nicht richtig machen.

8. Wir Deutschen sind ordentlich, pünktlich, sauber, unbestechlich....
Kinder sind genau das Gegenteil dieser als so typisch deutsch empfundenen Tugenden.
Ordentlich? - Kinder sind von Natur aus Minichaoten und Ordnung der natürliche Feind von fröhlich spielenden Kindern. (Siehe unser Wohnzimmer, ähh ganzes Haus)
Pünktlich? Selbst die pünktlichsten Menschen werden als Eltern diese Tugend nicht mehr leben können. Man kann noch so früh anfangen das Haus zu einem Termin zu verlassen, die lieben Kleinen werden einen Weg finden, dass man zu spät kommt. Die Windel die überläuft in dem Momemt in dem man die Wohnungstür zuzieht und man das Kind erst Mal duschen muss und dann sich selbst. Das unerklärlich hohe Fieber, das nur so lange andauert von dem Moment in dem die Eltern in Gala bereit stehen um mal einen gemütlichen Abend mit Freunden zu verbringen bis zu dem Augenblick in dem der Telefonhörer aufgelegt wird weil man die Verabredung abgesagt hat.
Sauber? Siehe übergelaufene Windel, oder ergänze Kleinkind isst Karottenbrei.
Unbestechlich? Das Kindchenschema wurde nur erfunden um uns Erwachsenen zu bestechen, wer kann so einem süßen Gesicht denn böse sein.
Es ist also vollkommen natürlich, dass der Deutsche sich gegen Kinder und für seine Tugenden entscheidet um auch weiterhin international seine Identität zu wahren.

9. Dieter Bohlen und Co sorgen auch für den Geburtenrückgang. Nicht auszudenken welche Schmach man in der Nachbarschaft erleiden muss, wenn sich die Kinder plötzlich bei einer Castingshow zum Affen machen oder bei RTL2 in einer Realityshow schlecht auswendig gelernte Texte radebrechen.
Da es ja immer weniger Kinder gibt und immer mehr schlechte TV-Formate ist es statistisch unausweichlich, dass auch die eigenen Kinder plötzlich den Spott der Fernsehnation auf sich ziehen. Besser gar keine in die Welt setzen und damit die Qualität des Fernsehens retten.

10. Für Kinder gibt es kein Umtauschrecht.
Selbst ein Tattoo kann man überstechen lassen oder weg lasern, doch Kinder sind für immer, eine Horrorvorstellung in unserer schnelllebigen Zeit in der ein Trend den nächsten ablöst und nichts mehr Beständigkeit hat. Vielleicht wäre "Rent a Kid" eine Idee für die Zukunft, man könnte sich immer das gerade im Trend liegende Kind mieten, natürlich die Topmodelle in den Farben und Begabungen der Saison immer etwas teurer und schwer zu bekommen.




Liebe fruchtbare Deutsche und Mitdeutschen, macht jetzt doch einfach mal euer Internet aus, nehmt eure/n Partner/in und zeugt Kinder für Deutschland, für meine Rente und für ein bisschen mehr kleine Menschen für die es zwar keinen vernünftigen Grund gibt und doch das ist wofür wir eigentlich existieren.

4 Kommentare:

  1. Das ist so klasse geschrieben. Ich liege halb unter dem Tisch. Du hast es super zusammengefasst. LG Sandra

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  2. Danke für das Lachen...auch wenn ich jetzt meinen kinderlosen Kollegen im Büro erklären muss, wieso ;)

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  3. Passt perfekt. Wir analytischen Deutschen packen alles in ein Schema oder in Schubladen und leben in einer Besserwisserei. Das Leben ist immer spontan und oft anders als geplant.
    Wir sollten dieses planerische, was unseren Lebensweg angeht etwas ablegen und offen für unsere Mitmenschen sein, die es schon sind. Die Mütter und Väter.
    LG Ivonne

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  4. ahhh...so genial geschrieben und ebenso wahr für die Deutschen :)

    liebe Grüße Barbara

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