Montag, 28. April 2014

Gefangen am Stammtisch HP KW 18

Kennt Ihr diese Lokale

"Gut bürgerliche Küche"

meist die einzige Wirtschaft am Ort

früher verqualmt ohne Ende

und während man in einer schönen Ecke am Fenstertisch,

gerne auch mit Eckbank in Eiche 

ein wirklich gut bürgerliches Mahl zu sich nahm

konnte man sie nicht überhören,

die Herren am Stammtisch,

der meist nah an der Theke stand,

eingenebelt in dicken Rauchschwaden

und nur ab und zu wurde das Gespräch

übertönt von dem nervigen

"Dü Dü - Dü Dü Dü - Düüüüü!"

des Spielautomaten

vor dem dann ein Barhocker stand.



Warum ich das in der Vergangenheit schreibe?

Nun, sicher gibt es diese Gaststätten immer noch,

aber mich werdet Ihr dort nicht finden.





Aber selbst wenn diese Stammtische aussterben werden,

die Herren die dort zu jedem,

aber wirklich zu JEDEM Thema eine Meinung hatten

und am besten die Lösung dafür dazu liefern konnten

haben ein neues Stammlokal gefunden.

Und noch schlimmer, sie haben sich vermehrt,

jetzt können endlich auch Frauen ihren Senf abliefern,

Quotensenf sozusagen, macht es aber auch nicht besser

und auch das Alter spielt keine Rolle mehr.

im Stammlokal www



Manchmal sehne ich mich nach den Zeiten

als alles noch "seine Ordnung" hatte.

Die paar Verrückten die sich im Internet bewegten

und die anderen, die froh waren,

nicht mehr schreiben zu müssen, 

da die Schulzeit ja zu Ende war

und das Lesen der Fußballergebnisse genug Lektüre war.

Wie "weltklug" man doch war

und man auch die Lösung zur Hand hatte

für die Politiker, Verkehrsplaner und Fußballtrainer zu doof waren

teilte man am Stammtisch mit.



Doch diese Ordnung gibt es nicht mehr.

Natürlich gibt es noch den Fußballplatz,

an dessen Rand die Ballvirtuosen stehen 

und die "besseren" Trainer,

doch da sind sie nicht geblieben.



Das neue Stammlokal

der Stammtischklugsch... ist das Internet

überall sitzen sie,

in Foren, als Blogkommentatoren und ganz besonders bei facebook und Co.


Woran man sie erkennt?

Es gibt 2 Typen dieser nörgelnden Besserwisser.



Typ 1

(saß früher nickend am Stammtisch,

warf ab und zu ein "genau!" oder "...hab ich schon immer gesagt!" ein)

Hat selten eine eigene Idee,

teilt gerne ohne Sinn und Verstand jeden Müll,

ob gequältes Kätzchen,

oder Forderungen xyz lebenslänglich einzukerkern,

oder möchten eines von 5000 I-Phones gewinnen.

Diese Menschen schreiben auch ab und zu Kommentare,

allerdings muss man die oft mehrfach lesen

bevor man weiß,

was der Schreiber eigentlich sagen wollte.

Sollte man Typ 1 in die Enge treiben

und genauer nachfragen

wird er entweder nicht antworten,

weil er die Frage nicht verstanden hat

oder er wird ausfällig,

das muss man dann aber mehrfach lesen um zu verstehen 

was der Mensch gerade sagen wollte.




Typ 2

(Hat am Stammtisch das lauteste Organ, 

war in der Schulzeit schon der mit den schlechten Noten,

 aber den Eltern die die Schuld nur dem Lehrer dafür gaben

und das auch jedem erzählten,

auch wenn man das nicht, wirklich gar nicht wissen wollte,

und gerne auch bester Freund/Feind des Dorfbürgermeisters)

Ist der eigentlich gefährliche Stammtischbruder,

er wirft sich so richtig ins Zeug.

Selten hört man etwas Gutes von ihm.

Meist ist eh alles schlechter als früher!

(uuups, ich bin Typ 2???? - Nein!)

Der Euro gehört abgeschafft!

Die Frisur dieser Politikerin auf dem Plakat ist doof!

In dem Lokal schmeckt es nicht!

Dort ist die Bedienung nix!
...und zu teuer sind sie eh alle und alles.


Er sucht auch gerne Aufregerthemen

und sucht Mitstreiter,

"...schaut mal ich habe mal ein Bild gemacht von dem und dem Falschparker!!!!

Wo war da die Polizei?"

Gleicher postet dann ein Bild von einem Blitzer,

"ganz schön unverschämt", findet er!

Und gleicher wieder regt sich über Parkgebühren auf einem Privatparkplatz auf.




Konnte ich mich früher von diesen

ständig nörgelnden Besserwissern,

die jedoch außer klugen Sprüchen

noch nie etwas zu Stande bekommen haben

bewusst fern halten

sind sie inzwischen überall.


ICH BIN GEFANGEN AM STAMMTISCH!



Sie vermehren sich!

Jeder hat das Recht auf seine Meinung

und es gibt das Recht auf freie Meinungsäußerung,

nur weil die, mit den kleinsten Gehirnzellen

am lautesten schreien,

heißt das nicht, dass die anderen

die etwas leiser ihr Schnitzel essen

die gleiche Meinung haben,

oder sogar die Meinung der Stammtischbrüder hören wollen.


Solche Stammtische reden immer in einer Lautstärke,

dass nicht nur sie sich hören können,

nein sie fühlen sich so wichtig,

dass ihre Lautstärke so dosiert ist,

das man sie auf der Eckbank am Fenster

noch gut verstehen kann.



Früher in der Schulzeit gingen wir mit solchen Leuten ganz anders um,

wir sahen diese Typen an

und fragten

"Wer will das wissen?"

"Wann kommt der Bus?"  "?" "Na der Bus mit den Leuten die das wissen wollen"

usw usw

oder wir drehten uns einfach weg.



Doch heute halten wir bewusst Abstand,

eine Diskussion auf

unterschiedlichen Geistesebenen

macht wenig Sinn und ist ermüdend.



Ab und zu gibt ein kleiner Frechdachs

im Internetlokal mal eine Antwort

die so gar nicht an den Stammtisch passt

und plötzlich kommen sie von den Tischen an den Fenstern

nicken mit den Köpfen

und sagen

"Ja, ich wollte ja die ganze Zeit nichts sagen, aber..."


Vielleicht sollten wir

den Damen und Herren Stammtischaltgescheiten

einfach öfter mal so einen kleinen Schnipser an die Stirn geben,

ihnen den Wind aus den Segeln nehmen.




Ich bin dankbar,

dass es Menschen gibt

die nicht nur reden, sondern etwas tun


Oft sind diese Menschen 

aber zu leise und bescheiden

und haben keine Zeit Reden zu schwingen,

weil sie in der Zeit etwas tun.


Weil sie nicht über die verkorksten Jugendlichen schimpfen,

sondern mit ihnen ehrenamtlich etwas unternehmen.



Weil sie nicht über die hohen Benzinpreise schimpfen,

sondern mit dem Fahrrad zum Brötchen holen um die Ecke fahren.



Weil sie nicht über die Firmenschließungen in Deutschland schimpfen,

sondern regionale Produkte kaufen und damit die Heimat stärken.



Weil sie in der Zeit in der andere schon reden

noch nachdenken wie man es ändern könnte

und dann den ersten Schritt tun.


Weil sie nicht maulen, dass sie arbeitslos sind,

sondern versuchen etwas auf die Beine zu stellen.



Weil sie nicht hinter der Gardine beobachten was der neue Nachbar so tut,

sondern weil sie ihm eine schwere Umzugskiste abnehmen,

oder ihn für eine kleine Pause mal zu einem Kaffee einladen.



Weil sie nicht über die Stadtreinigung schimpfen,

sondern sich nach einer achtlos weggeworfenen Fastfoodverpackung bücken

und sie in den nächsten Mülleimer werfen.



Weil das Leben nicht schwarz oder weiß ist,

sondern bunt.



Ich versuche es besser zu machen wie Typ 1 und 2

Ich denke nach und hinterfrage

bevor ich etwas im Internet teile

(kann trotzdem in die Hose gehen, klar)


Und ich versuche mehr Pro als kontra zu posten

und wenn eigentlich schlecht,

dann mit einem Zwinkern.

Ich versuche immer über meinen Tellerrand zu schauen,

das Gegenüber und seine Sichtweise zu verstehen.



Und wenn ich beginne darüber nach zu denken,

warum etwas so ist wie es ist,

dann erkenne ich oft,

dass es gar nicht anders geht,

oder ich es eigentlich gar nicht anders machen würde.



Das war lang,

und es ist erstaunlich wenn Du bis jetzt hier geblieben bist.

Eigentlich war etwas anderes für heute geplant,

doch ein Post in einer regionalen Gruppe

hat mich so extrem genervt,

dass es jetzt mal hier raus musste,

wobei ich natürlich meinen Stirnschnipser auch verteilt habe

und jetzt gehe ich mal schauen,

ob einer vom Fenstertisch aufgestanden ist,

oder ob mich der Stammtisch zerfleischt hat.









1 Kommentar:

  1. Sorry,aber Ihr Post hat mich jetzt viel mehr genervt,als der Post,der Sie so genervt hat.

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